unter der Bezeichnung
Polyscop (später auch
Polyskop) bot die Ica eine Reihe von Stereokameras in den Formaten 4,5x10,7 und 6x13 an. In der Regel sind es Kameras mit starrem Gehäuse. Eine Ausnahme bildet das hier vorzustellende Modell, das
Polyscop 608, gefertigt im Zeitraum 1912–1922.
Es handelt sich um eine Stereokamera für Platten im Format 4,5x10,7 mit zusammenlegbarem Gehäuse, und zwar nach dem Prinzip der Knickspreizen (ähnlich wie bei der Ica Bébé: Das ist übrigens kein Wunder, wenn man bedenkt, dass beide Kameras aus dem Programm der 1912 eingegliederten Firma Zulauf stammen…). Das Volumen des Gehäuses kann dadurch reduziert werden; im zusammengelegten Zustand beträgt die Dicke 4,5 cm (inkl. Mattscheibenrahmen, Objektive auf unendlich); ausgezogen misst sie 7,5 cm. Eine richtige Ersparnis ist das eigentlich nicht, und 'Taschentauglichkeit' ist schon deshalb nicht gegeben, weil an allen Seiten Bedienungselemente vorstehen.
Der Nutzen relativiert sich auch, wenn man bedenkt, dass diese Stereokameras häufig mit Wechselmagazin betrieben wurden – da kommt es auf ein paar cm auch nicht an. Aber für Sammler ist das Modell schon deshalb interessant, weil es – wohl aus genannten Gründen – recht selten ist.
Das gezeigte Exemplar ist nicht mit Wechselkassette ausgestattet, sondern hat einen Adapterrahmen, in den Einzelkassetten und Mattscheibe eingeschoben werden können. Verwendung einer Kassette wäre möglich.
Die ersten Exemplare waren, wie der Katalog 1912/13 zeigt, mit Ikonometer ausgestattet. Das hier gezeigte, etwas spätere Exemplar besitzt einen Newtonsucher. Interessantes konstruktives Detail: Er wird zur Hälfte eingefahren und dann umgelegt – in der Mitte der Linse befindet sich ein Gelenk! Das habe ich in dieser Form noch nicht gesehen. Auch der Diopter ist nicht am Gehäue befestigt, sondern liegt in Ruhestellung um die Linse und wird herausgeschwenkt. Zusätzlich gibt es einen ins Gehäuse eingelassenen Spiegel-/Brillantsucher.
Ausgestattet ist dieses Exemplar mit zwei Tessaren 4,5/6,5 in Stereo-Compound. Naheinstellung ist bis 1 m möglich. Der Modellname wird mit <c> geschrieben; im Katalog 1922 findet sich die Schreibung mit <k>, und die Kamera hat dann schon den Stereo-Compur. Das hier gezeigte Exemplar stammt lt. Seriennummer (Buchstabencode D) aus dem Zeitraum 1914–18.