Rainer:Eine Lage Alu-Folie wird auf eine Metallplatte gelegt. Nun wird mit einer Bewegung eine kleine Nähnadel auf die Folie gestochen. Die Nadel kann nicht komplett durchdringen.
Nun wird der Vorgang an der selben Stelle wiederholt, allerdings wird jetzt ein weiteres Folienblatt untergelegt. Der zweite Stich in das selbe Loch durchsticht auch nicht auf Nadeldurchmesser. Man kann beide Schritte auch zusammenziehen.
Ich habe diese Prozedur mehrmals durchgeführt, bis das Mikroskop die entstandenen Löcher auf möglichst klein und möglichst rund erkannt hatte.
gute Methode! Wie man auch am Ergebnis sieht.
Die Theorie besagt, daß die Abbildungsqualität bei Lochkameras im wesentlichen von zwei Dingen abhängig ist: dem Verhältnis von Lochgröße zu 'Negativ'-Größe und der Beschaffenheit des Loch-Randes. Der Einfluß der Lochgröße ist klar: kein Bildpixel kann kleiner sein als die Lochgröße. Also je kleiner das Loch, desto kleiner die Bildunschärfe. Hier allerdings kommt die Randbeschaffenheit ins Spiel. Der maximal im Bild erzielbare Kontrast hängt davon ab, wie groß der prozentuale Anteil des am Lochrand entstehenden Streulichts im Verhältnis zum ungestreut durchtretenden Licht ist. Dieser Anteil wird umso größer je kleiner ein (rundes) Loch wird. Klar, die Randlänge nimmt nur linear mit dem Lochdurchmesser ab, die Lochfläche aber mit dem Quadrat des Lochdurchmessers. Das Bild kann also mit kleiner werdendem Loch noch etwas schärfer aber gleichzeitig auch kontrastloser werden. (Bei sehr kleinen Löchern, wo man den Bereich der Strahlenoptik verläßt und die Wellenoptik beginnt, beginnt auch die Beugung des Lichts am Blendenrand eine Rolle zu spielen.)
Am besten fährt man also, wenn man das 'Negativ' möglichst groß macht, dann darf auch das Loch etwas größer und der Rand etwas ausgefranster sein. Ansonsten ist ein möglichst scharfer Rand in möglichst dünnem Material anzustreben. Ein rundes Loch ist insofern optimal, als hier das Verhältnis von Lochfläche zu Randlänge am günstigsten ist.
Früher haben die Leute mit großformatigem Vergrößerungspapier als Negativ experimentiert, das dann per Kontaktkopie zum Bild führte. Mit den heutigen zumeist sehr kleinen digitalen Sensoren hat man wahrscheinlich keine guten Karten - aber ein farbiges Bild... :-)
Die Randabdunklung (Vignettierung) ist bei Lochkameras ein nicht abzustellendes Übel. Bei Linsenobjektiven kann der Konstrukteur in Grenzen gegenwirken, bei einem Loch ist gegen die Gesetze der Geometrie nix zu machen.
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das ist ja auch der Grund, warum ich ein 4,5 x 6 cm-Format gewählt habe, auch das Format der Holga 120 Pinhole mit 6 x 6 cm ist gut für Lochkameras. Das quadratische Format ist sogar besser. Bei gleicher Lochgröße ist 6 x 6 besser als 24 x 36 mm.
Ich hatte mich bewusst für hohe Schärfe (kleines Loch) bei schlechteren Kontrast entschieden, weil ich davon ausgehen konnte, später in der Dunkelkammer den Kontrast aufzupeppen.
Ich empfinde es als besonderen Reiz, leicht randabgedunkelte Lochkamera-Photos zu betrachten. Noch besser finde ich den extrem großen Tiefenschärfebereich.
Und noch ein besonderer Reiz: Photos von belebten Plätzen, wo nachher auf dem Photo keine Menschen oder nur wenige "Gespenster" zu sehen sind
Trotzdem warte ich auf eine noch preiswerte digitale Lochkamera, wo das Verhältnis Lochgröße / Chip-Diagonale halbwegs stimmt. Vielleicht sollte man "Herrn Olympus" mal eine email schreiben......
MFG Rainer (Admin)
Möge die Belichtung immer kürzer als 1/30 Sekunde sein. Aus Negativ wird Positiv.
Hab' heute mal ein bischen herumexperimentiert, bin aber mit den Ergebnissen der Cropkamera weniger als unzufrieden. Entweder waren die Bilder leidlich scharf, dafür aber voll im Nebel oder sie waren mit einigermaßen Kontrast, dann aber für meinen Geschmack entschieden zu unscharf. Das Wetter war zwar nicht so toll, aber neblig war's nicht. Ich habe mir zwar noch nicht die Mühe gemacht, die Löcher auszumessen, sondern ganz einfach eine Reihe Löcher mit verschiedenen Durchmessern durchprobiert (2 - 10 Lagen Alufolie, nach Rainers Anleitung), die Belichtungszeiten draussen lagen gegen Mittag und bedecktem Himmel zwischen 1 und 25 Sek. Der Bildwinkel war um die 50° in der Diagonale, die aufgenommene Diagonale entsprach in etwa dem Objektabstand, also in etwa wie ein Normalobjektiv. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, das es mit einem gekauften Hi-Tech-Loch wesentlich besser wird. Tja, werd ich wohl die zweite Adox Golf oder vielleicht noch besser eine der 6 x 9er umfunktionieren müssen, ne Jobo Dose hab ich noch im Keller liegen und ein paar SW-Filme hab ich auch noch in der Truhe. Wenn die Kontaktabzüge einigermaßen gut werden, hol ich mir dann in der Bucht 'nen billigen Vergrößerer und steige mit einem Bein wieder in die analoge SW-Fotografie ein.
"Gut Licht" wünscht KP
"Sind die Fotos gut, lag's am Fotografen; sind sie schlecht, lag's an der Kamera."
Rainer:Und noch ein besonderer Reiz: Photos von belebten Plätzen, wo nachher auf dem Photo keine Menschen oder nur wenige "Gespenster" zu sehen sind
Bilder mit Langzeitbelichtung haben etwas faszinierendes. Ich war vor etwa sechs Jahren hier am Ort eingeladen zu einer Vernissage der Hannoveraner Fotografen Hannelore Redlich & Dieter Osler. Sie zeigten eigene Bilder, aufgenommen mit einer selbstgebauten von ihnen sogenannten camera obscura. Dabei handelte es sich im Prinzip um eine große Lochkamera. Von der Größe einer kleinen Kommode. "Bequem im Auto zu transportieren."
Das Negativformat betrug ca. 50x60cm^2. Alle Fotos waren Kontaktkopien, die schon durch ihre Größe beeindruckten. Die Kamera erlaubte nur einen Schuß. Mangels geeigneter lichtdichter Kassetten mußte sie jedesmal nach der Aufnahme wieder in die Dunkelkammer zurück. Mittels eines primitiven Durchblicksuchers wurde sie ungefähr ausgerichtet. Etwas mühsame Technik, aber eindrucksvoll.
Kurios z.B. eine Aufnahme aus einem Münchner Oktoberfestzelt. Die Aufnahme wurde an einem Vormittag von der Stirnseiten-Galerie in die Halle herunter aufgenommen. Belichtungszeit nach Auskunft von Dieter Osler etwa 10 min. Menschen waren natürlich nicht zu sehen, außer als verwischte Schatten. Hier und dort auf den leeren Tischen aber deutlich ein aufgestützter Unterarm. Eine ebenso eindrucksvolle Aufnahme gab es vom Münchner Marienplatz, unnatürlich menschenleer nur mit geisterhaften Schatten an den U-Bahn-Aufgängen. Beinahe hätte ich eine andere Aufnahme gekauft, gemacht im unteren Geschoß der Münchner Bavaria. 750€ waren dann aber doch zuviel für meine Haushaltskasse.
Im Gespräch klagte Dieter Osler, daß er diese Art Fotografie nicht mehr lange würde betreiben können, da ihm das Negativmaterial ausginge. Nachschub würde nicht mehr produziert. Inzwischen scheint er aber eine Lösung gefunden zu haben und fotografiert sogar mit einer noch größeren Lochkamera mit 100x120cm^2-Negativen. siehe Internet.
ich genieße die Photoaufnahmen des Berliner Berufsphotographen Titzenthaler (Aufnahmen um 1900). Er hat viele Totalen in der Stadt photographiert. Man sieht mitten auf den (scheinbaren) leeren Plätzen und Straßen z.B. Pferdefüße, Menschenfüße, Arme, halbdurchsichtige Menschen-Gespenster, Pferde-Straßenbahnwagen mit durchsichtigen verschwommenen Pferden...... Auch eine Frau mit einem (zappelnden) durchsichtigen Kind am Arm und und und.
MFG Rainer (Admin)
Möge die Belichtung immer kürzer als 1/30 Sekunde sein. Aus Negativ wird Positiv.
in der Tat ein interessanter Effekt, vergleichbar mit den Rückleuchten in diesem Foto,
nur wegen der noch längeren Belichtungszeit auch noch merkwürdiger. Wenn ich davon ausgehe, das das mit Plattenkameras oder noch größeren Formaten gemacht wurde, ist es aber nicht verwunderlich, das mit meinem APS-C Chip die Schärfe so mickrig ausfällt. Die Pinhole "Optik" hat sich seit dato ja eigentlich nicht wesentlich verbessert.
"Gut Licht" wünscht KP
"Sind die Fotos gut, lag's am Fotografen; sind sie schlecht, lag's an der Kamera."
In Kenntnis der Geschichte der Photographie sollte man aber bedenken: Die frühen Bilder aus der Kinderstube der Photographie sind keine Lochkameraphotos! Das nur schwach lichtempfindliche Material von Duagerre und Niepce hätte gar keine Aufnahme ermöglicht. Die erste Duagerre Kamera von 1833 hatte ein vom Pariser Optiker Chevalier berechnetes Objektiv mit einer Lichtstärke von ca. 1:16. Der Österreicher Max Pezval errechnete um 1840 ein Objektiv mit Lichtstärke 1:3,7. Durch die Kalotypie und später das "nasse" Kollodiumverfahren konnte die Belichtungszeit bis 1860 bis auf einige Sekunden verkürzt werden. Erst nach der Einführung der Trockenplatte mit deutlich höherer Lichtempfindlichkeit wurden erste Versuche nach dem Prinzip der Camera Obscura möglich. Die "Geisterbilder und menschenleeren Straßen um das Jahr 1900 sind mit Objektiven und nicht mit einem "Loch" entstanden. Die Platten dieser Zeit hatten 10-18 Scheiner Empfindlichkeit, das waren 1- 8° DIN, da war kurz belichten nicht möglich.
jawoll, ist mir bekannt, aber diese hier wurden als Lochkamera-Fotos angekündigt, oder? Um 1900 gab es doch schon Trockenplatten, da haben doch sicher nur noch die wenigsten nass gearbeitet. Ausserdem ist das Ganze mit dem heutigen Filmmaterial nur noch mit Lochkamera, extrem-Graufilter oder nachts möglich. Bei digitalen Kameras gibt auch noch Rauschprobleme.
"Gut Licht" wünscht KP
"Sind die Fotos gut, lag's am Fotografen; sind sie schlecht, lag's an der Kamera."