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Warum gab es Tropenkameras?
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29.05.22 10:49
Rainer 

Administrator

29.05.22 10:49
Rainer 

Administrator

Warum gab es Tropenkameras?

Hallo zusammen,

blättert man in alten Fotoapparate-Katalogen, fällt auf, dass es einen Bereich mit sogenannten Tropenkameras gibt. Ein Begriff, den man heute so nicht mehr für aktuelle Kameras kennt oder verwendet.

Warum hat es also in der Frühzeit solche Tropenkameras gegeben?

Die Lösung könnte so aussehen:

1) Die damaligen Kameras wurden in der Regel aus Holz herstellt. Holz ist ein Material, welches durch andauernde hohe Luftfeuchtigkeit bei warmen Klima beeinträchtigt werden konnte. Dieses ungünstige Verhalten kann insbesondere in Tropenregionen gefördert werden. Weiter konnte u.U. auch Pilzbefall gefördert werden.

Es gibt Holzsorten, die weniger empfindlich gegen derartige Klimaverhältnisse sind, z. B. Teakholz. Mehr zu diesen Holzsorten ist im Forum hier nachzulesen:

https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...71&thread=8

Obwohl schon einige Holzsorten weniger empfindlich sind, wurden doch noch weitere Maßnahmen ergriffen, um das Holz besser zu schützen. So wurde Holz nicht selten noch zusätzlich imprägniert. Kochen des Holzes in Paraffin war eine dieser Schutzmaßnahmen.

Nicht unwichtig war auch die Resistenz der Hölzer gegen Insektenfraß, das galt aber nicht nur für Tropenkameras. Das Thema wird auch in dem weiter oben erwähnten Link angesprochen.


2) Oft wurde zur Lichtabdichtung bei Laufbodenkameras auch flexibles Leder (Balgen) verwendet. Leder ist ein Material, das ebenfalls im Tropenklima angegriffen werden konnte. Hier half ebenfalls in Grenzen die Behandlung und Art des Leders. Auch versuchte man Ledersorten zu verwenden, die weniger von Insekten oder Schimmel angriffen wurden.

3) Verwendete Metallteile hatten auch gewisse Grenzen. Minderwertiges Metall konnte rosten und / oder sich stark verfärben (Oxydation). Edlere Metalle waren hier weniger empfindlich. Es soll auf Metallen auch schon mal Zapponlack aufgetragen worden sein.

4) (Nachtrag) Auch die Metallteile wurden teilweise in besseren Metall-Legierungen ausgeführt, um Oxydationsschäden zu vermeiden. Das scheint auch für Verschluß-Teile so gewesen sein.

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Heute gibt es die Notwendigkeit von Tropenkameras wohl nicht mehr, da Kameras und Smartphones kein Holz und Leder (Ausnahmen gibt es) mehr verwenden. Heute gibt es aber die "All weather cameras" oder "Out door cameras". Hier geht es aber mehr um Einsatz am Strand, im Wasser, im Regen.

Das Sammeln von Tropenkameras ist ein eigenes interessantes Sammelgebiet.


Grüße von Haus zu Haus
Rainer (Forumbetreiber)

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Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.

Zuletzt bearbeitet am 19.07.24 09:10


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29.05.22 12:15
Jan_S 

Moderator

29.05.22 12:15
Jan_S 

Moderator

Re: Warum gab es Tropenkameras?

Hallo Rainer,

die Tropenkameras sind aus Sammlersicht ja wirklich interessant und attraktiv. Im aktuellen Photo-Deal stellt Bernd K. Otto übrigens zwei späte Ernemann-Tropenmodelle ausführlich vor und geht auch auf die spezielle Beschichtung des Balgens ein.

Was ich mich bei diesen Modellen immer frage: Man hat einen erheblichen Aufwand getrieben, um das Gehäuse und ggf. den Balgen widerstandsfähig zu machen, und ließ sich das gut bezahlen. (Beispiel 1927: Zeiss Ikon Adoro 9x12 mit Tessar 4,5/15: 256 RM; Tropen-Adoro in gleicher Bestückung: 360 RM)

Aber bei den zentralen technischen Elementen, nämlich Verschluss und Objektiv, die doch mindestens ebenso empfindlich sind, handelt es sich um ganz gewöhnliche Ausführungen – klar, was hätte man auch verändern können... Vor diesem Hintergrund erscheint mir zweifelhaft, ob sich der Aufwand eines tropenfesten Gehäuses überhaupt gelohnt hat – wer seine Kamera solchen Bedingungen aussetzt, dass Holzgehäuse, Belederung und Balgen aufquellen, dürfte auch an seinem Verschluss bzw. Objektiv keine Freude mehr haben. Waren diese Kameras wirklich für den Einsatz unter Extrembedingungen konzipiert, oder handelte es sich doch eher um Luxusausführungen für eine zahlungskräftige Kundschaft? Viele der heute angebotenen Exemplare sehen jedenfalls nicht unbedingt so aus, als wären sie unter widrigen Bedingungen benutzt worden...

--
Beste Grüße
Jan

Zuletzt bearbeitet am 29.05.22 12:16

30.05.22 11:53
Rainer 

Administrator

30.05.22 11:53
Rainer 

Administrator

Re: Warum gab es Tropenkameras?

Hallo Jan,

genau diesen Gedanken mit der Fragwürdigkeit der Hervorhebung der Tropentauglichkeit hatte ich auch. Insbesondere die Nutzung der Standard-Verschlüsse auch für Tropeneinsatz.

Wahrscheinlich war es so, daß hier die Technik Grenzen bei der Materialauswahl der Verschluß-Elemente setzte. Im Grunde hätte man rostfreies schwer oxidierendes Material verwenden müssen. Oder man hoffte durch Ölen und Fetten hier gegen halten zu können.

Andererseits ist ja schon auch die Nutzung geeigneter Hölzer und Ledersorten schon eine gewisse Verbesserung.





Grüße von Haus zu Haus
Rainer (Forumbetreiber)

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18.07.24 10:35
Rainer 

Administrator

18.07.24 10:35
Rainer 

Administrator

Re: Warum gab es Tropenkameras?

Hallo zusammen,

zu der Material-Auswahl und deren Besonderheiten bei Tropenkameras gibt es im Beitrag von axel zur "Hougton Ensign Carbine No. 7 Tropical" Hinweise zum verwendeten Metall und zum Balgen-Leder:

Zitat:
Die Tropenausführung ist den Katalogangaben zufolge aus „kupferoxidierter Florentiner Bronze“ hergestellt. Der Balgen dieser Modelle besteht aus „russischem Leder“ und ist speziell gegen Insektenbefall geschützt.

https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...&thread=349



Beste Grüße von Haus zu Haus
Rainer (Forumbetreiber)

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18.07.24 11:31
Wolf 

250-499 Punkte

18.07.24 11:31
Wolf 

250-499 Punkte

Re: Warum gab es Tropenkameras?

Hallo im Forum!

Eine Tropenausführung hat schon seine Berechtigung. Verschimmeltes Leder, verrostete Stahlteile, verrotteter Zinkguss und ausgeblühte Aluminiumgehäuse sprechen eine eigene Sprache. Deshalb wundere ich mich auch, dass man bei den Verschlüssen nicht so zimperlich war.

Warum ist das Angebot an Tropenkameras zurückgegangen? Vielleicht wurde die Qualität der Oberflächenbehandlung besser, oder die Reisen in die Tropen kürzer. Der echte Bedarf an tropentauglichen Kameras wird gering gewesen sein und war sicher mehr ein Prestigeobjekt der Kamerahersteller.

Die Siemens Kino-Kamera B gab es kurzzeitig in Tropenausführung, lackiertes Messinggehäuse statt mit Leder bezogenem Reinaluminiumgehäuse, die Innenteile alle vernickelt. Die Nachfrage hielt sich in Grenzen, die Fertigung wurde eingestellt.

Bei einigen erworbenen Kameras hätte ich mir etwas Tropentauglichkeit gewünscht, speziell bei Gehäusen aus Aluminiumguss bzw. –blech oder Teilen aus Zink.

Herzliche Grüße
Wolf

18.07.24 12:08
Sammler 

Moderator

18.07.24 12:08
Sammler 

Moderator

Re: Warum gab es Tropenkameras?

Die Frage nach den Werkstoffen für den Verschluss ist eigentlich, für mich, einfach zu beantworten.
Rostfreier Stahl wurde erst nach 1910 erfunden und dieser war noch sehr brüchig.
Messing, Zink und Kupfer waren zu weich
Aluminium blühte aus und war in der geforderten Reinheit noch nicht herstellbar, bei der damaligen Reinheit von unter 99% bildeten sich Rostlöcher
einzig Bronze wäre geeignet gewesen
und Kunststoff war zu der Zeit noch völlig ungeeignet.
Also blieb nur Stahl übrig da man diesen vor Korrosion schützen konnte.

Gruß
Wolfgang der Sammler

18.07.24 17:02
axel 

Moderator

18.07.24 17:02
axel 

Moderator

Re: Warum gab es Tropenkameras?

Hallo zusammen,

zum Thema "Verschlüsse für Tropenkameras" möchte ich einen an anderer Stelle schon eingestellten Katalogauszug nochmal zeigen:



Es gab also auch für Tropenkameras spezielle Verschlüsse. Zumindest ist das für die Tropen-Drei-Preis von Busch zu belegen.

Beste Grüße

Axel

Zuletzt bearbeitet am 18.07.24 17:49

Datei-Anhänge
Tropenverschluss.jpg Tropenverschluss.jpg (49x)

Mime-Type: image/jpeg, 435 kB

19.07.24 09:16
Rainer 

Administrator

19.07.24 09:16
Rainer 

Administrator

Re: Warum gab es Tropenkameras?

Hallo Axel,

das ist eine aufschlußreiche werbliche Darlegung der Tropenfestigkeits-Optionen von solchen Kameras. Die Maßnahmen gehen also in dem Fall über verwendete Holzsorten und Belederung hinaus. Gut zu wissen.



Beste Grüße von Haus zu Haus
Rainer (Forumbetreiber)

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Zuletzt bearbeitet am 19.07.24 15:37

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