ich möchte hier kurz meine Rolleiflex K1 613 vorstellen:
Diese Kamera ist seit 1931 Familienmitglied und war die Kamera meiner Großmutter. Mich hat diese Kamera seit meiner Kindheit fasziniert. In unserer Familie fotografierte nur meine Mutter mit ihrer Agfa Isolette, die Kameras meiner verstorbenen Großeltern lagen im Bücherschrank in zweiter Reihe und wurden nicht benutzt. Beeindruckt hat mich damals auch, dass sich ein mit meinen Eltern bekannter Fotoladenbesitzer und Fotograf sich die Kamera für ein Projekt auslieh. Das musste ja ein dolles Ding sein, wenn sich jemand nach fast fünfzig Jahren dafür interessierte. Bis heute kann ich es nicht ganz begreifen, was er damit wollte. Ich fing später an, mit den beiden Kameras der Großeltern (Rolleiflex und Leica IIIa) zu fotografieren, bis ich mir das Geld für eine Ricoh KR-10 Super zusammengespart hatte.
Meine Großmutter war Jahrgang 1903 und war zusammen mit Ihren Schwestern bereits als Teenager Hobbyfotografin. Kürzlich habe ich einige Schachteln mit ca. 100 Glasplatten aus der Verwandtschaft erhalten, die von den Schwestern belichtet wurden. Hier haben sie sich beim Fotografieren fotografiert, das Bild selber ist keiner Glanzleistung:
Kurz vor der Geburt meines Vaters oder zur Geburt hat meine Großmutter wohl die Rolleiflex erhalten. Diese ist drei Monate älter als mein Vater. Damals wurden anscheinend die Spiegel mit dem Herstellungsdatum auf der Unterseite markiert, hier ist es der 15. August 1931.
Die Kamera war wohl zunächst für 117er Rollfilm gebaut und ist später auf 620er Film umgerüstet worden.
In den 1980er Jahren war dieser Film noch gelegentlich erhältlich, dann jedoch bald nicht mehr. Wenn ich ob und an noch mal einen Film belichten will, schleife und schnitze ich die Rolle eines 120er Films soweit herunter, bis sie in die Kamera passt.
Als Aufwickelspule dient eine originale 620er Spule, die ich dann, damit sie nicht verloren geht, selber entwickele. Der Verschluss ist ein wenig „sticky“, funktioniert aber nach einigen Auslösungen besser als alle anderen alten Compur-Verschlüsse, die ich kenne.
Die Kamera hat etwas seltenere, lichtschwächere Objektiv Tessar 4,5 75mm. Dazu gehört noch die originale Tasche (mit Schlüssel), zwei Gelbfilter unterschiedlicher Stärke, die Objektivkappe, der Lederriemen und die Bedienungsanleitung. Diese lag immer unten in der Tasche. Deshalb ist sie wohl immer noch vorhanden, aber auch etwas zerfleddert. Da ich sie im Butkus Archiv nicht finden konnte, habe ich einen Scan dorthin geschickt. Ich glaube aber, er ist nicht veröffentlicht worden.
Zusammen mit der Kamera wurde wohl ein dosenförmiger Metrophot Belichtungsmesser verwendet, der mit Bedienungsanleitung noch vorhanden ist. Ich habe ihn neulich ausprobiert, er scheint zu funktionieren und, nachdem ich mich mit den "Scheiner-Graden" auseinander gesetzt habe, auch reelle Werte anzuzeigen im Vergleich mit einem anderen Belichtungsmesser.
Ich denke, die Kamera hat viel erlebt in den fast hundert Jahren, leider erzählt sie mir nichts davon. Beim Einmarsch der Russen 1945 soll sie mit anderen Wertsachen vergraben gewesen sein. Später wurde sie wieder ausgebuddelt, hat Vertreibung und Flucht mitgemacht und die Nachkriegszeit mit Hunger und Elend überstanden. Von der Leica des Großvaters weiß ich aus einem alten Brief, dass sie gegen Lebensmittel eingetauscht werden sollte. Aber sie ist auch immer noch da, also wollte wohl niemand ein Pfund Butter dafür hergeben.
Urheberrechte 1: Keine Scans von Prospekten, Bedienungs-Anleitungen, Prominentenfotos, Kunstobjekten oder Buch/Zeitschriften-Artikeln, die über begründete Bildzitate hinaus gehen.
Urheberrechte 2: Nur selbst aufgenommene Fotos. Keine Fotos auf und in fremden Grundstücken / Gebäuden / Museen, Ausstellungen, Theatern, usw.
Urheberrechte 3: Textpassagen von fremden Quellen vermeiden, höchstens einige Zeilen deutlich als Zitat erkennbar mit genauer Quellenangabe.
Keine Fotos, auf denen Personen erkennbar oder zuord-bar sind, ohne deren schriftliche Genehmigung (DSGVO). Ebenso keine erkennbaren KFZ-Kennzeichen oder Fragmenten davon! !
Fotos: Für beste Darstellung die Fotos (Thumbnails) unter den Textbeiträgen anklicken.
Der Zähler der Vorschaubilder zeigt NICHT die echte Zugriffszahl, die Bild-Anklicke direkt im Text werden nicht gezählt!
sehr schön – und toll, dass die Kamera innerhalb der Familie weitergegeben wurde und ihre Geschichte sogar in Bildern dokumentiert ist! Sie ist ja auch schön erhalten, nur der rückwärtige Rotfensterdeckel scheint – wie bei den allermeisten Exemplaren – verlorengegangen zu sein. – Dass es sich um ein Exemplar von 1931 handelt, kann man übrigens auch daran sehen, dass die Filmandruckplatte schon die seitlichen Kanten für den Filmkanal aufweist.
Ansonsten sei noch die Information aus Prochnow nachgetragen, dass dieses Modell (bei Prochnow PR 053) im Zeitraum 08.1929–02.1932 zum Preis von 198 RM angeboten wurde, die Tasche kostete 16 RM extra. Gebaut wurden wohl 10.850 Exemplare.
Man findet so etwas nicht alle Tage, ein schönes Stück Familien- und Zeitgeschichte. Wenn die Kamera erzählen könnte. Das Metraphot erstaunt mich, in meinem Sammelsurium befindet sich auch ein Metraphot, mit Funktion! Wie es scheint, waren einige der früheren Selenzellen besserer Qualität.
Es ist das verbesserte Modell BM4 von 1933/34, gefertigt von Metrawatt, Nürnberg, vormals Dr. Siegfried Guggenheim AG, noch ohne Rechentabelle auf dem Blendschutz.
Anzeige der Belichtungszeit
Einstellung der Filmemfpindlichkeit und Blende
Blendschutz herausgezogen
Neben der abgebildeten Fotoausführung gab es auch ein Cine-Modell, hier wurden auf der Rückseite die Filmempfindlichkeit und die Bildfrequenz eingestellt, das Drehspulinstrument zeigte dann die Blende an.
dass es einen Deckel für das Rotfenster gab, wusste ich noch nicht. Hatte ich noch nie bei Angeboten und Darstellungen im Internet gesehen. Die scheinen ja fast alle weg zu sein. Die Objektivkappe scheint ja ab Werk das schwarze Bändchen dabei gehabt zu haben, weil an vielen Kameras das gleiche Band zu sehen ist. Sowas hätte es dann wohl auch für den Deckel des Rotfensters geben sollen.
Hier noch ein paar Aufnahmen vom Metrophot (häufig sieht man auch "Metraphot", wurde der irgendwann umbenannt?), der ja früher zusammen mit der Rolleiflex verwendet wurde. Ich habe ihn heute noch mal ausprobiert, auf 24-27 ° Scheiner eingestellt, ca. Blende 11 und mit meinem kleinen modernen Aufsteck-Belichtungsmesser (Iso 32, Blende 11) verglichen. Beide haben im etwas trüben Licht heute Morgen etwa 1/15 Sekunde angezeigt. Er liefert also noch immer nach fast 95 Jahren plausible Werte ab.
Leider habe ich dabei festgestellt, dass das braune Bakelit des Gehäuses einen kleinen Ausbruch hatte. Damit das Teil nicht irgendwann aus Versehen verloren geht, habe ich es mit 2K-Kleber festgeklebt. Ich hoffe, es wird halten.
Rollei-F:dass es einen Deckel für das Rotfenster gab, wusste ich noch nicht. Hatte ich noch nie bei Angeboten und Darstellungen im Internet gesehen. Die scheinen ja fast alle weg zu sein.
So ist es. Ich habe eine einzige Rolleiflex (eine 4x4), an der der Deckel noch vorhanden ist. Hier mal zur Illustration, wie das aussah:
Später hat man sich bessere Lösungen einfallen lassen, z. B. eine mit dem Rückwandverschluss gekoppelte, verschiebbare Rotfensterabdeckung. Und mit dem Filmtastwerk der Automat von 1937 waren Rotfenster ja ohnehin überflüssig.
Nachdem du davon geschrieben hattest, habe ich nach Bildern im Netz gesucht. Ich fand eine Kamera 4x4 mit Deckel, die zur Zeit bei Ebay im Angebot ist. Das war die erste, die ich gesehen habe. Leider zu teuer, um sie nur des Deckels wegen zu kaufen.
ich möchte hier kurz meine Rolleiflex K1 613 vorstellen:
Diese Kamera ist seit 1931 Familienmitglied und war die Kamera meiner Großmutter. Mich hat diese Kamera seit meiner Kindheit fasziniert. In unserer Familie fotografierte nur meine Mutter mit ihrer Agfa Isolette, die Kameras meiner verstorbenen Großeltern lagen im Bücherschrank in zweiter Reihe und wurden nicht benutzt. Beeindruckt hat mich damals auch, dass sich ein mit meinen Eltern bekannter Fotoladenbesitzer und Fotograf sich die Kamera für ein Projekt auslieh. Das musste ja ein dolles Ding sein, wenn sich jemand nach fast fünfzig Jahren dafür interessierte. Bis heute kann ich es nicht ganz begreifen, was er damit wollte. Ich fing später an, mit den beiden Kameras der Großeltern (Rolleiflex und Leica IIIa) zu fotografieren, bis ich mir das Geld für eine Ricoh KR-10 Super zusammengespart hatte.
Meine Großmutter war Jahrgang 1903 und war zusammen mit Ihren Schwestern bereits als Teenager Hobbyfotografin. Kürzlich habe ich einige Schachteln mit ca. 100 Glasplatten aus der Verwandtschaft erhalten, die von den Schwestern belichtet wurden. Hier haben sie sich beim Fotografieren fotografiert, das Bild selber ist keiner Glanzleistung:
Kurz vor der Geburt meines Vaters oder zur Geburt hat meine Großmutter wohl die Rolleiflex erhalten. Diese ist drei Monate älter als mein Vater. Damals wurden anscheinend die Spiegel mit dem Herstellungsdatum auf der Unterseite markiert, hier ist es der 15. August 1931.
In den 1980er Jahren war dieser Film noch gelegentlich erhältlich, dann jedoch bald nicht mehr. Wenn ich ob und an noch mal einen Film belichten will, schleife und schnitze ich die Rolle eines 120er Films soweit herunter, bis sie in die Kamera passt.
Als Aufwickelspule dient eine originale 620er Spule, die ich dann, damit sie nicht verloren geht, selber entwickele. Der Verschluss ist ein wenig „sticky“, funktioniert aber nach einigen Auslösungen besser als alle anderen alten Compur-Verschlüsse, die ich kenne.
Ich denke, die Kamera hat viel erlebt in den fast hundert Jahren, leider erzählt sie mir nichts davon. Beim Einmarsch der Russen 1945 soll sie mit anderen Wertsachen vergraben gewesen sein. Später wurde sie wieder ausgebuddelt, hat Vertreibung und Flucht mitgemacht und die Nachkriegszeit mit Hunger und Elend überstanden. Von der Leica des Großvaters weiß ich aus einem alten Brief, dass sie gegen Lebensmittel eingetauscht werden sollte. Aber sie ist auch immer noch da, also wollte wohl niemand ein Pfund Butter dafür hergeben.
Die Bilder deiner Großmutter finde ich richtig richtig gut. Es zeigt das sie zu ihrer Zeit schon eine sehr starke und emanzipierte Frau war. Diese Bilder sollten so meine ich mehr Menschen sehen. Wie viele Frauen vom Schlag deiner Großmutter gab es wohl zu der Zeit die Fotografierten? Wenn noch mehr Bilder da sind zeig bitte noch welche