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[iIa] Mentor / Goltz & Breutmann: Mentorett
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08.05.24 16:40
Jan_S 

Moderator

08.05.24 16:40
Jan_S 

Moderator

[ iIa ] Mentor / Goltz & Breutmann: Mentorett

Hallo zusammen,

nachdem sich in den 1930er Jahren mit dem Erfolg der Rolleiflex das Prinzip der zweiäugigen Spiegelreflex etabliert hatte, gab es von verschiedenen Herstellern interessante und oft etwas eigenartige Konstruktionen. Eine davon ist die Mentorett der "Mentor Kamerafabrik Goltz & Breutmann" (Dresden), die wohl 1935 auf den Markt kam und bis Ende 1936 verkauft wurde. Der Hersteller war seinerzeit vor allem für seine faltbaren Spiegelreflexkameras im Großformat bekannt.





Es handelt sich um eine zweiäugige Spiegelreflexkamera für das Format 6x6 (Rollfilm BII bzw. 120). Anders als die meisten TLRs ist sie mit einem Schlitzverschluss ausgestattet, der auf Zeiten zwischen 1/15 bis 1/600 eingestellt werden kann. Auch sonst kann man die Mentorett als Schnellschusskamera bezeichnen: Wie die Rolleiflex besitzt sie eine Art Kurbel für den Filmtransport: Mit der Drehung des seitlichen Schwunghebels um ca. 180° nach hinten wird der Film transportiert und zugleich der Verschluss aufgezogen. Das gab es in Braunschweig erst mit der Rolleiflex Automat im August 1937. Mit demselben Schwunghebel wird auch der Auslöser betätigt, indem er nach vorn gedrückt wird. Durch den Schieber in der Mitte kann der Auslöser mechanisch blockiert werden. Ein Anschluss für einen (Spezial-)Drahtauslöser kam erst im Laufe der Produktion hinzu.



Die Fokussierung erfolgt durch Ausfahren des Objektivbretts über einen seitlichen Drehknopf. Für die beiden Strahlengänge ist jeweils ein eigener Balgen vorgesehen.

Mit dem Hebel unterhalb des Aufnahmeobjektivs wird die Blende eingestellt. Eine Skala dafür gibt es nicht nur seitlich, sondern auch oberhalb des Sucherobjektivs. Das Sucherobjektiv verfügt nämlich über eine eigene Blende, mit der die Schärfentiefe kontrolliert werden kann. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal (bei der Rolleiflex bedurfte es eines Zubehörteils, des Rolleiphot). Da die Blenden beim vorliegenden Exemplar allerdings gekoppelt sind, kann es im Sucher auch recht düster werden; das relativiert die Schnelligkeit der Kamera etwas. Eine Möglichkeit der Entkoppelung durch den Nutzer besteht nicht. Die Koppelung wurde auf Wunsch im Werk vorgenommen, man konnte die Kamera auch mit separat einstellbarer Sucherblende bekommen, wie José Paula in einem lesenswerten Artikel in Photo-Antiquaria 2020 (s. unten) schreibt.



Die Mentorett besitzt zwei Sucher: Üblicherweise wird die Mattscheibe benutzt, die eigentlich mit einem Lichtschacht versehen ist. Auf den meisten Abbildungen ist die Kamera mit einem faltbaren Lederlichtschacht zu sehen, wie ihn ursprünglich auch das gezeigte Exemplar besaß; leider sind nur noch Fragmente vorhanden.



In den Katalogen von Auer und Kahlau findet man aber auch Abbildungen der Mentorett mit einem Klappenlichtschacht, da scheint es also Varianten gegeben zu haben. Selbstverständlich ist auch eine Lupe vorhanden.
Für Ausnahmen aus Augenhöhe steht zusätzlich ein versenkt montierter seitlicher Fernrohrsucher zur Verfügung, der zweckmäßigerweise in Höhe des Aufnahmeobjektivs positioniert ist und bei Bedarf hervorgeholt werden kann. Leider ist die Mechanik beim vorliegenden Exemplar defekt; der betr. Hebel ist abgebrochen, und es ist mir noch nicht gelungen, den Sucher auszuklappen.



Das Gehäuse ist wegen der Filmführung und der Mechanik des Schlitzverschlusses recht groß (14,5 x 10,5 x 10 cm) und mit über 1200 g auch recht schwer. Die Rückwand kann abgenommen werden. Zum Vorspulen auf Bild 1 dient das rückwärtige verschließbare Rotfenster, ab Bild 1 übernimmt das rückstellbare Zählwerk.





Fortsetzung im Folgebeitrag.

Zuletzt bearbeitet am 08.05.24 17:16

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08.05.24 16:42
Jan_S 

Moderator

08.05.24 16:42
Jan_S 

Moderator

Re: Mentor / Goltz & Breutmann: Mentorett

Fortsetzung:

Die gezeigte Mentorett ist mit einem Mentor-Spezial 3,5/7,5 ausgestattet, wobei Aufnahme- und Sucherobjektiv nummerngleich sind. Später gab es andere Numerierungssysteme, und die Kamera konnte auch mit einem lichtstarken Trioplan 2,9 bestellt werden.
Insgesamt eine sehr interessante und ungewöhnliche Kamera. Paula vermutet aufgrund der bekannten Seriennummern eine Auflage von max. 1000 Stück, die alle im Bereich 53.xxx liegen.
Ausführliche Informationen zur Genese und zu Varianten der Kamera sowie zur Funktionsweise des Schlitzverschlusses bietet der bereits erwähnte Artikel von José Paula: Einzigartig: Die Mentorett. In: Photo-Antiquaria 142 (2020), S. 4–19.

Noch eine Bemerkung zur Modellbezeichnung: Bezeichnungen mit dem aus dem Französischen übernommenen Diminutivsuffix -ette gab es bei vielen Herstellern (Icarette, Cocarette, Metharette, Gewirette, Flexilette…); die Mentorett ist m. W. das einzige Modell, bei dessen Bezeichnung das zweite <e> weggelassen wurde, das sollte wohl eine dreisilbige, also am Französischen orientierte Aussprache nahelegen.



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Beste Grüße
Jan

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Spiegelreflexkameras   Diminutivsuffix   Mentorett   Französischen   Schnellschusskamera   Selbstverständlich   Modellbezeichnung   verschließbare   Aufnahmeobjektivs   Spiegelreflexkamera   Sucherobjektivs   Alleinstellungsmerkmal   Photo-Antiquaria   Sucherobjektiv   Numerierungssysteme   Schlitzverschlusses   Schlitzverschluss   Lederlichtschacht   Klappenlichtschacht   zweckmäßigerweise