nachdem 1929 die Rolleiflex 6x6 auf den Markt gekommen war und eine neue Kamerakategorie etabliert hatte, zogen andere Hersteller mit einem gewissen zeitlichen Abstand nach: 1934 hatten zahlreiche Hersteller TLRs im Format 6x6 im Programm, die sich hinsichtlich der Konstruktion und des Preises erheblich voneinander unterschieden – Voigtländer die Superb, Welta die faltbare Perfekta, Foth die Fothflex mit Schlitzverschluss, Richter die preiswerte Reflecta. Franke & Heidecke selbst stellte im selben Jahr schon die neue Rolleiflex Standard vor, nachdem Ende 1933 schon die günstige Rolleicord auf den Markt gekommen war. Natürlich bot nun auch der große Mitbewerber aus Dresden eine TLR an. Die erste Ikoflex (850/16), erschienen im Juli 1934, war allerdings eine nicht nur im Vergleich zur Rolleiflex sehr einfach ausgestattete Kamera.
Die Kamera (unter Designaspekten hier schon einmal kurz vorgestellt: https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...amp;thread=19#2) wird in anglophonen Sammlerkreisen wegen angeblicher Ähnlichkeit mit zeitgenössischen Kaffeedosen oft als coffee can bezeichnet. Sie fällt sofort wegen ihres ungewöhnlichen art déco-Designs auf.
Wie bei der Voigtländer Superb wird der Film quer geführt. Der Filmeinsatz lässt sich zum Laden nach unten herausziehen, der Entriegelungsknopf befindet sich auf der Rückseite unter dem Sucher. Die Ikoflex kann mit 120er (BII-8) oder 620er Film (BM-II) bestückt werden.
Der Filmtransport erfolgt über den Hebel unter den Objektiven, der mehrmals betätigt werden muss. Der Transport kann über eins der beiden Zählwerke kontrolliert werden; das (verschließbare) Rotfenster an der Seite dient zum Vorspulen auf Bild 1. Eine Transport- oder Mehrfachbelichtungssperre ist nicht vorhanden.
Über der Mattscheibe befindet sich ein Klappenlichtschacht; beim ersten Modell ist die Oberfläche des Lichtschachtdeckels mit Linien versehen und schwarz lackiert, spätere Modelle (s. unten) haben einen belederten Lichtschacht. Eine Lupe kann ausgeklappt werden, einen Parallaxenausgleich gibt es, anders als bei der Rolleicord (!), nicht.
Die Fokussierung erfolgt über einen seitlichen Hebel, der auf den Schneckengang des Aufnahmeobjektivs wirkt. Beide Objektive sitzen auf einer Platte und werden gemeinsam bewegt. Die Entfernung kann auf der Skala abgelesen werden, die sich auf einer rotierenden Scheibe oberhalb des Sucherobjektivs befindet, dort ist auch eine Schärfentiefenskala angebracht.
Angesichts des gestalterischen Aufwands und der gediegenen Verarbeitung ist die technische Ausstattung eher bescheiden: Das gezeigte Exemplar ist mit einem Novar 4,5/8 im einfachen Derval 1/25–1/100 ausgestattet. Das war schon die höherwertige Ausstattung; das Basismodell besaß ein Novar 6,3. Später gab es die Kamera mit besseren Verschlüssen: 1935 wurde der Klio mit Langzeiten und 1/175 angeboten, und für kurze Zeit gab es auch eine Variante mit Compur-Rapid, es blieb aber beim dreilinsigen Novar. Diese Ausführungen besaßen dann auch den neuen Lichtschacht mit beledertem Deckel. – Die Ikoflex I blieb bis Oktober 1936 im Programm; zu Beginn des Jahres war auch die anspruchsvollere Ikoflex II (851/16) auf den Markt gekommen (u.a auch mit Tessar). (Spätere Modelle trugen wieder die Bezeichnung Ikoflex I, das ist eine komplizierte Geschichte…)
Zur Einordnung der Marktposition sind auch die Preise 1934 interessant:
Reflecta (Anastigm. 4,5): 39 RM Ikoflex I (Novar 4,5): 69 RM Fothflex I (Foth 3,5): 80 RM Rolleicord I (Triotar 4,5): 88 RM Perfekta (Trioplan 3,5): 98 RM Superb (Skopar 3,5): 167 RM Rolleiflex Standard (Tessar 3,5): 192 RM
Man sieht, dass diese Ikoflex preislich im unteren Segment angesiedelt war. Eigentlich erstaunlich, dass die erste Zeiss Ikon-TLR 6x6 als Einsteigerkamera konzipiert war; aber offenbar sah man in Dresden schon zu dieser Zeit die Zukunft eher im Kleinbildbereich: 1935 erschien die KB-TLR Contaflex, ein technischer Meilenstein. Solche Ambitionen hatte man bei den Mittelformat-TLRs nicht: Auch die späteren Ikoflex-Modelle waren eigentlich keine echte Konkurrenz zur Rolleiflex, obwohl zumindest die Ikoflex III bemerkenswerte Eigenschaften besaß (s. https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...8&thread=48).
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die oben vorgestellte Ikoflex I 850/16 gab es für kurze Zeit auch mit einer höherwertigen Bestückung: Im Zeitraum April – September 1935 wurde die Kamera mit dem seinerzeit neuen Compur-Rapid angeboten, der als kürzeste Zeit die 1/500 bot.
Gegenüber dem zunächst verbauten biederen Derval und dem Klio 1–175, der ebenfalls seit April 1935 im Programm war, bedeutete das natürlich eine Verbesserung der Leistungsdaten, zumindest auf dem Papier. Damit war aber keine Aufwertung der optischen Ausstattung verbunden; es blieb beim dreilinsigen Novar 4,5. (Das Tessar kam erst 1936 mit dem neuen Modell Ikoflex II.) Das passt nicht so recht zusammen, aber der neue Verschluss fällt optisch natürlich auf (und bricht das art-déco-Design), und womöglich ging es gerade darum: Hier wurde ein Ausstattungsmerkmal geboten, dass das Konkurrenzmodell aus Braunschweig nicht hatte. Zwar stattete Franke & Heidecke die Rolleiflex 6x6 seit 1935 ebenfalls mit dem Compur-Rapid aus, aber die Rolleicord – und in deren Klasse war die erste Ikoflex ja angesiedelt – bekam den schnellen Verschluss erst in der Nachkriegszeit. – Eine kosmetische Änderung, die mit der Erweiterung des Verschlussangebotes einherging, sei am Rande erwähnt: Der Lichtschachtdeckel der Ikoflex I ist jetzt beledert, beim Ur-Modell besitzt er noch eine geriffelte Struktur.
Für diese Ikoflex verlangte Zeiss Ikon 90 RM. Zum Vergleich: Die anderen Varianten mit dem gleichen Novar 4,5/8 kosteten mit Derval 69 RM, mit Klio 75 RM; im gleichen Zeitraum war die Rolleicord I mit Triotar 4,5 (das war die Tapeten-Rollei) in Compur 1–300 war für 88 RM zu haben, für 105 RM bekam man die Rolleicord mit Triotar 3,8. Sonderlich erfolgreich scheint diese Variante nicht gewesen zu sein, sie ist recht selten. Vermutlich war sie einfach zu teuer für das, was geboten wurde; im November 1935 wurde sie in Deutschland schon wieder eingestellt, blieb aber lt. Ottos Carl Zeiss Kamera-Register (Nr. 75.1.16.4) als Exportversion bis April 1936 im Programm. Nach meiner Wahrnehmung dominieren auf dem Markt auch die Exportversionen; das hier gezeigte Exemplar stammt aus Großbritannien, es besitzt eine englischsprachige Belichtungstabelle, eine Entfernungsskala in ft. und den Hinweis Made in Germany auf der Rückseite.
Gewissermaßen ‚erwachsen‘ wurde die Ikoflex erst mit dem Modell II, das im Januar 1936 erschien; diese neue Ikoflex (851/16) besaß in der Top-Ausstattung das Tessar 3,5 in Compur-Rapid (165 RM); gegenüber der Rolleiflex Standard (192 RM) ein durchaus günstiges Angebot.