der französische Hersteller SEM (Aurec) brachte seit 1949 eine ganze Reihe von TLRs auf den Markt, die hierzulande wenig bekannt sind. Im Sammlerbuch SEM et les semflex unterscheidet Patrice-Herve Pont inklusive der Handelsmarkenvarianten insgesamt 56 Typen. Dazu gehören auch seltene Modelle wie die Semflex Studio mit 150-mm-Teleobjektiv, die immerhin 7 Jahre vor der Tele-Rolleiflex erschien.
Hier sei exemplarisch die Semflex 154 vorgestellt (bei Pont: type 24), eine 6x6-TLR mit Filmtransport über einen seitlichen Hebel und Doppelbelichtungssperre, die in die Reihe der Semflex Otomatic gehört.
Es handelt sich um eine zweiäugige Spiegelreflexkamera im Format 6x6 für 120er Rollfilm. Der Filmtransport auf Bild 1 erfolgt über verschließbares Rotfenster, dann übernimmt ein rückstellbares Zählwerk. Der Filmtransport erfolgt über Bewegung des seitlichen Hebels. Die Entfernung wird über den Drehknopf auf der linken Seite eingestellt. Die Kamera besitzt einen Tauchlichtschacht mit ausklappbarer Lupe, zusätzlich ist ein Sportsucher vorhanden.
Blende und Zeit werden über kleine Metallhaken an der Vorderseite neben dem Aufnahmeobjektiv eingestellt. Verbaut ist ein hauseigener Zentralverschluss Orec (1–1/400) mit Blitzsynchronisation, umstellbar zwischen X- und F-Synchronisation. Der Verschluss muss manuell aufgezogen werden, es greift eine Doppelbelichtungssperre. Als Aufnahmeobjektiv fungiert ein Flor Berthiot 3,5/75.
Dieses Modell wurde im Zeitraum 1954–1955 angeboten. Bezeichnenderweise wurde das vorliegende Exemplar, wie der Aufkleber im Innern verrät, über ein Fotohaus in Saarbrücken verkauft (das Saarland gehört seinerzeit ja zum französischen Wirtschaftsraum).
Insgesamt ist es eine unauffällige Kamera mit einer für die damalige Zeit 'normalen' Ausstattung. Patrice-Hervé Pont stellt die Semflex und ihr System der Rolleiflex gegenüber, aber da werden eigentlich Äpfel mit Birnen verglichen. Die Verarbeitung ist nicht schlecht, reicht aber an die einer Rollei nicht heran, auch eine zeitgenössische Ikoflex I wirkt wertiger und – gerade hinsichtlich der Einstellelemente – durchdachter.
Gleichwohl finden sich im Portfolio der SEM ganz interessante Modelle; ein Blick auf dieses eher unbekannte System lohnt sich durchaus.