ob man die Voigtländer Brillant zu den TLR-Kameras rechnen kann, ist strittig – während aber die frühen Modelle eher erweiterte Boxen sind, bietet das letzte Modell, die Brillant S (mit 'Scharfeinstellung') über den Brillantsucher hinaus einen Messfleck und damit immerhin die Kontrolle über die Bildschärfe. Dieses Modell gab es sogar mit dem besten Voigtländer-Objektiv, dem Heliar, es soll hier vorgestellt werden.
Die Brillant S besitzt ein Bakelitgehäuse. Es handelt sich um eine zweiäugige Kamera, bei dem das obere Objektiv (Lichtstärke 2,2) das Sucherbild für den Brillantsucher liefert. Ein Messfleck ermöglicht die Beurteilung der Schärfe. Sucher- und Aufnahmeobjektiv sind mechanisch über Zahnräder gekoppelt. Eine Besonderheit ist das integrierte Zubehörfach, in dem Filter bzw. der spezielle Brillant-Belichtungsmesser Platz finden.
Es gab diese kompakte Kamera in unterschiedlichen Objektiv-Verschluss-Bestückungen. Das vorliegende Exemplar ist mit dem Heliar 3,5/7,5 in Compur-Rapid (1–500) ausgestattet; eine Blitzsynchronisation ist noch nicht vorhanden. Gebaut wurde das Modell in dieser Ausstattung im Zeitraum 1938–1948.
Verschluss und Aufzug sind nicht gekoppelt. Der Filmtransport erfolgt mittels Drehknopf, eine Messwalze stoppt den Transport. Das Bildzählwerk muss am Ende zurückgestellt werden. Das Vorspulen auf Bild 1 erfolgt über ein Rotfenster.
Der angesprochene Brillant-Belichtungsmesser wird zunächst dem Licht ausgesetzt und dann mittels Bajonett auf das Sucherobjektiv aufgesetzt. Man sieht je nach Helligkeit verschiedene leuchtende Punkte, denen jeweils eine Ziffer zugeordnet ist. Die zugehörigen Belichtungswerte sind in der Tabelle im 'Geheimfach' ablesbar. Maßgeblich ist der gerade noch wahrnehmbare Punkt. Die Funktionsweise ist auf den Seiten von Horst Neuhaus ausführlich beschrieben: https://photobutmore.de/vintagephoto/bel...dex.php#gruppe2