wenn von 6x6-TLRs mit Wechselobjektiven die Rede ist, denkt man normalerweise an die C-Serie von Mamiya. Wenig bekannt ist, dass schon 1951 in Frankreich eine TLR auf den Markt kam, bei der das Prinzip der Wechselplatine zumindest ansatzweise realisiert war. Es geht um die Rex-Reflex des Herstellers Photorex in Saint-Etienne.
Auf den ersten Blick ist die B1 eine ganz normale, eher schlicht ausgestattete TLR:
Die Objektive sind durch Zahnräder gekoppelt, die Fokussierung erfolgt durch Drehen der Objektive wie vielen anderen TLRs auch. Der Film wird mittels Knopf transportiert, immerhin gibt es ein Zählwerk, wie ein Blick auf die Seitenwand zeigt. Der Lichtschachtdeckel enthält einen zusätzlichen Durchsichtssucher. Verbaut ist sein SOM Berthiot 3,5/75 in Atos-2 1–300.
Gekauft wurde das vorliegende Exemplar vermutlich im Jahr 1951 im 15. arr. in Paris, wie aus dem Händlerschild im Innern hervorgeht:
Die Besonderheit: Mit den vier Schrauben auf der Frontseite kann die Platine mit den beiden Objektiven abgenommen werden!
Es gab als Zubehör eine Platine mit einem Teleobjektiv SOM Berthiot 5,5/150 (Das Sucherobjektiv hatte eine Brennweite von 100 mm, auf der Mattscheibe ist ein Rahmen für den korrekten Bildausschnitt markiert). Das konnte ich leider noch nicht auftreiben, daher kann ich kein Bild davon zeigen. Eine Systemkamera ist es damit noch nicht: Da es keinen internen Zusatzverschluss gibt wie bei den Mamiyas, kann die Platine nicht (bzw. nur mit Bildverlust) abgenommen werden, wenn ein Film eingelegt ist. Außerdem ist der Wechsel recht umständlich. Aber immerhin war es möglich, die Rex-Reflex zu einer Porträtkamera umzurüsten.
Es gab verschiedene Modelle: Hier zum Vergleich die verbesserte Version B2 (links).
Wie man sieht, verfügt diese Kamera über eine Kurbel zum Filmtransport. Der Transport wird automatisch nach der Aufnahme freigegeben. Dazu befindet sich unter der Objektivplatine ein Stößel, der die entsprechende Mechanik auslöst. Die Platinen sind daher untereinander nicht wechselbar. Die hier gezeigte B2 hat ebenfalls ein Berthiot 3,5/75, als Verschluss kommt ein Prontor-S zum Einsatz.
Es gab auch eine Rex-Reflex Standard mit fester Platine, die B1- und B2-Modelle gab es auch in Varianten mit unterschiedlichen Objektiv-Verschluss-Kombinationen.
Das Design der Kamera und insbesondere das der Kurbelmechanik der B2 dürfte manchem bekannt vorkommen: Nachdem die Fa. Photorex in Schwierigkeiten gekommen war, stellte man 1952 die Produktion ein und verkaufte die Patente an René Royer, dessen Firma u.a. die Royflex herstellte, s. hier: http://camera-wiki.org/wiki/Royflex_III.