nachdem die Rolleiflex etabliert war und das TLR-Prinzip sich als erfolgreich erwies, gab es seit Beginn der 30er Jahre ähnliche Kameras anderer Hersteller, die sich hinsichtlich Konstruktion und/oder Anspruch von der Rollei unterschieden. Dazu gehörten auch die Foth-Flex-Modelle des Berliner Herstellers Foth (um 1935 erschienen). Die Besonderheit ist, dass hier ein Schlitzverschluss verwendet wurde, gewissermaßen ein Markenzeichen von Foth (verwendet auch schon bei der erfolgreichen 3x4-Rollfilmkamera Foth Derby).
Von der Fothflex gab es zwei Grundmodelle (I und II), die sich hinsichtlich der Entfernungseinstellung unterschieden (Knopf an der Gehäuseseite oder Hebel an der Vorderseite). Die Zuschreibung ist in der Literatur nicht einheitlich, es dürfte sich bei der Variante mit Hebel aber um das Modell II handeln.
Darüber hinaus gab es zahlreiche Unterschiede in der Ausstattung: Der Entfernungshebel ist bei manchen Exemplaren links, bei anderen rechts angeordnet; es gab Varianten hinsichtlich der Lichtstärke, des Zeitenumfangs und der übrigen Ausstattung (Sportsucher), auch die Beschriftung ist weicht ab. Und es gab eine Luxus-Variante mit braunem Kroko-Leder wie die hier vorgestellte (auch für diese Modelle hatte der Hersteller eine Vorliebe; es gibt auch die Foth Derby und eine eher einfache 6x9-Rollfilmkamera in Luxusausführung).
Schlitzverschlusskameras wurden ja wegen der kurzen Zeiten häufig als Sport-Kameras beworben; der Zeitenbereich der Foth-Flex reicht aber nur von 2 bis 1/500 s, ein so großer Vorteil gegenüber dem Compur der Rolleiflex Standard (1/300) ist das eigentlich nicht. Das Langzeitenwerk (2-1/10 s) muss separat gesteuert werden. Der Filmtransport erfolgt mittels Drehknopf; auf Bild 1 wird über Rotfenster (mit abschraubbaren Deckeln!) eingestellt, danach übernimmt ein rückstellbares Zählwerk. Der Verschluss wird separat gespannt (das war bei der zeitgenössischen Rolleiflex Standard auch so, ging dort aber schneller). Zusätzlich gibt es – zumindest an diesem Exemplar – einen Selbstauslöser. Einen Parallaxenausgleich (wie ihn schon die günstige Rolleicord hatte) gibt es nicht. Bemerkenswert ist die hohe Lichtstärke des verbauten Anastigmaten: 2,5/75. Zum Vergleich: Es gab zu dieser Zeit auch die (eher preiswerte) Eho/Altissa Altiflex mit Trinar 2,9/75, ein paar Jahre später die Zeiss Ikoflex III mit 2,8/80 – die erste Rolleiflex 2,8 kam erst 1949 auf den Markt.
Einen Sportsucher hat dieses Exemplar nicht; seitlich gibt es aber eine Art Zubehörschuh; ich nehme an, dass hier für Aufnahmen aus Augenhöhe ein Fernrohrsucher angesetzt werden konnte.
Die Bedienung ist insgesamt ziemlich umständlich: Wahl der Verschlusszeit vor dem Aufzug, Spannen durch Drehen des kleinen Knopfes, gesondertes Einschalten des Langzeitenwerks (wozu der Verschluss auf B gestellt und aufgezogen werden muss), Einstellung der Blende durch Drehen der Fassung des Aufnahmeobjektivs (die man aber nur richtig greifen kann, wenn die Entfernung auf den Nahbereich eingestellt ist…). Dafür ist das Auslösen mit dem rechten Daumen recht bequem und verwackelungssicher. Die abschraubbaren Rotfensterverschlüsse könnn schnell verloren gehen, und die Haptik ist nicht günstig: Überall gibt es an der Kamera spitze kleine Metallhebel und vorstehende Teile. Insgesamt doch eine skurrile Konstruktion (und für Sammler umso interessanter).
Der Verschluss funktioniert übrigens einwandfrei, nicht so selbstverständlich bei alten Schlitzverschlusskameras – und sogar die Rotfensterverschlüsse sind noch vorhanden.
Urheberrechte 1: Keine Scans von Prospekten, Bedienungs-Anleitungen, Prominentenfotos, Kunstobjekten oder Buch/Zeitschriften-Artikeln.
Urheberrechte 2: Nur selbst aufgenommene Fotos. Keine Fotos auf und in fremden Grundstücken / Gebäuden / Museen, Ausstellungen, Theatern, usw.
Urheberrechte 3: Textpassagen von fremden Quellen vermeiden, höchstens einige Zeilen deutlich als Zitat erkennbar mit genauer Quellenangabe.
Keine Fotos, auf denen Personen erkennbar oder zuord-bar sind, ohne deren schriftliche Genehmigung (DSGVO). Ebenso keine erkennbaren KFZ-Kennzeichen oder Fragmenten davon! !
Fotos: Für beste Darstellung die Fotos (Thumbnails) unter den Textbeiträgen anklicken.
Der Zähler der Vorschaubilder zeigt NICHT die echte Zugriffszahl, die Bild-Anklicke direkt im Text werden nicht gezählt!
eine wahrlich interessante Kamera! Schlitzverschluß an einer doppeläugigen Kamera, das hat was. Mich würde noch ein Foto interessieren, das die Kamera von hinten geöffnet zeigt.
Auf jedenfalls ein Sammlerobjekt, weil ich glaube, dass es davon nicht mehr so viele Exemplare gibt.
p.s. Der angesetzte Selbstauslöser ist auch schon fast ein Alleinstellungsmerkmal.
Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.
meine Gratulation zu der schicken Foth-Flex. Dass der Verschluss einwandfrei funktioniert, ist bei solchen Boxen (mit sehr kurzen Wegen für die Tücher) eher die Ausnahme. Ich habe schon mehrmals mit dieser wahrlich interessanten Kamera geliebäugelt, aber zur Erwerbung ist es nie gekommen.
Danke, Roland! Ja, das mit dem SV ist Glücksache. Ich habe drei Foth-Flexen (TLRs sind ein Schwerpunkt meiner Sammlung); diese ist die einzige, deren Verschluss korrekt funktioniert.
mazdaro:Hallo Jan,
meine Gratulation zu der schicken Foth-Flex. Dass der Verschluss einwandfrei funktioniert, ist bei solchen Boxen (mit sehr kurzen Wegen für die Tücher) eher die Ausnahme. Ich habe schon mehrmals mit dieser wahrlich interessanten Kamera geliebäugelt, aber zur Erwerbung ist es nie gekommen.
Rainer:Mich würde noch ein Foto interessieren, das die Kamera von hinten geöffnet zeigt.
Ich habe ein Foto in den ursrpünglichen Beitrag eingefügt.
Ich möchte noch auf einen exzellent recherchierten Artikel zur Foth-Flex hinweisen, in dem auf Basis verschiedener bekannter Exemplare Varianten klassifiziert werden:
Paula, José (2018). The unusual Foth Flex TLR from Foth & Co. In: Photographica World 159 (2), 6–19.
Einen Sportsucher hat dieses Exemplar nicht; seitlich gibt es aber eine Art Zubehörschuh; ich nehme an, dass hier für Aufnahmen aus Augenhöhe ein Fernrohrsucher angesetzt werden konnte.
Hallo zusammen,
auf der Suche nach dem Aussehen des vermuteten Fernrohrsuchers für die Foth-Flex bin ich bei diesem Video fündig geworden: