Heute kommen wir zu einem der traurigsten Kapitel im deutschen Kamerabau: Der "Icarex".
Entwickelt bereits im Jahre 1964 von Voigtländer unter dem Namen Bessaflex wurde sie nach dem Zusammengehen der Firmen Zeiss Ikon und Voigtländer 1966 unverändert auf den Markt geworfen. Nur dass der Markt nicht mehr derselbe war wie noch vor 2 Jahren. Mittlerweile hatten sich die japanischen Hersteller wie Nikon oder Asahi-Pentax etabliert und das was sie anboten war längst über eine billige Leica Kopie hinausgewachsen.
Da erschien die Icarex als fünfte Spiegelreflexkamera der fusionierten Firmen nach Contaflex, Bessamatic, Ultramatic und Contarex als weiteres nichtkompatibles Modell.
Immerhin hatte sie einen Schlitzverschluss wie die Contarex, eine wechselbare Suchereinrichtung (Lichtschacht oder Pentaprisma), Rückschwingspiegel und eine Bajonettverriegelung für den Objektivwechsel.(Allerdings nicht den der C´Rex). Dafür hatte sie keinen Belichtungsmesser und die längste Belichtungszeit betrug nur 1/2sec.
"Ein bisschen dürftig für den Preis" fanden die potentiellen Kunden und wer denn eine Schlitzverschlusskamera haben wollte, fand besser ausgestattetes für ähnliches Geld bei der japanischen Konkurrenz. (Die Alternative Contarex konnten oder wollten sich nur wenige leisten, auch EXA und Pentacon Gewöhnte konnte man nicht locken.)
Flugs wurde nachgebessert. Ein Belichtungsmesseraufsatz (ungekuppelt) wurde noch im selben Jahr angeboten, fand aber wenige Liebhaber (eine Contaflex oder Ultramatic boten Belichtungsautomatik!) und ist heute auch relativ selten.
Dann kam 1968 endlich der gekuppelte Beli. Allerdings musste hierfür eine Taste unter dem Objektiv gedrückt werden, die eingestellte Arbeitsblende rückte ein und es konnte kontrolliert werden ob die gewählte Zeit passte oder nicht. Einen Luxus wie die Offenblendenmessung (z.B. Contaflex Super Neu 1965) konnte oder wollte man der Icarex nicht spendieren. Vermutlich um den schleppenden Absatz der Contarex nicht noch mehr zu gefährden.
Auch 1968 wurde eine Version mit M42 Gewindeanschluss für die Objektive vorgestellt. Die verwöhnte Kundschaft fragte sich ob Zeiss Ikon noch ganz bei Trost war. Jahrelang wurde den Leuten eingeredet nur der Bajonettverschluss wäre der wahre Jakob und nun das. Verwirrt von der ganzen Modellvielfalt zogen auch die Händler nicht mehr mit und verkauften lieber Pentax, Nikon oder Exakta. Die Icarex verstaubte in den Regalen. 1971 kam das Aus bei Zeiss Ikon/Voigtländer; eine Ära war zu Ende.
Hier noch ein paar technische Daten:
Modell: Zeiss-Ikon Icarex 35 S
Baujahr ca. 1970
Typ: Einäugige Spiegelreflexkamera für Kleinbildfilm
Zwei Blitzanschlüsse (Birnen und Elektroblitzer) Synchronzeit ca 1/30s
CdS Belichtungsmesser (Arbeitsblendenmessung über separaten Taster)
Selbstauslöser
Voll wechselbare Objektive über Icarex-Bajonett
Filmsortenwähler von DIN 12 bis DIN 800
Stativgewinde
Batterie PX 625 (mittlerweile verboten, es gibt aber Adapter die die 1,35Volt sicherstellen)
Okularverschluss
Anzumerken ist, dass die Kamera einen extrem stabilen Eindruck hinterläßt. Das Finish ist zwar um Welten hinter einer Contarex zurück, bei trockener Lagerung müsste der Apparat aber kaum kaputtzukriegen sein. Die Bilder die ich mit dem Tessar Objektiv gemacht habe, überzeugen durch satte Farben und eine sanfte Schärfe. Die Arbeit mit dem Belichtungsmesser ist gewöhnungsbedürftig, funktioniert aber.
Wer unbedingt eine grosse schwere Kamera "Made in West Germany" haben möchte, sollte auf die Versionen mit dem M42 Objektivanschluss zurückgreifen. Wie bei der Contax F gilt auch hier: es gibt immer mal wieder Spitzenojektive für wenig Geld zu kaufen.
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