Da die „Varex IIb“ und die „Elbaflex“ hier schon vorgestellt wurden, möchte ich nur noch einige Ergänzungen und eine weitere Messprisma-Variante nachtragen.
„Elbaflex“ war der Name der in Westdeutschland verkauften Dresdner „Exakta Varex 1000“. Das hatte (wieder mal) markenrechtliche Gründe. Dieses Modell wurde 1969/70 hergestellt. Auf meinem Modell ist auf der Oberseite „Ihagee Dresden“ eingraviert und auf der Vorderseite „VX 1000“. Es ist mit einem lichtstarken „Xenon“-Objektiv von Schneider (Kreuznach) ausgestattet (1:1,9 / 50). Meine „Elbaflex“ hat außerdem ein Sucherprisma (mit Zubehörschuh).

Diese Kameras sind nicht nur eine Augenweide, sondern wurden auch sehr hochwertig gefertigt und liegen gut in der Hand. Leider waren sie technisch damals bereits aus der Zeit gefallen. Wenn man sich die japanischen Konkurrenzmodelle um 1970 ansieht, weiß man warum. So hat die schwere Kamera u. a. keinen Rückkehrspiegel. Dennoch sind mit der „Elbaflex“ alle fotografischen Situationen nach wie vor bestens zu meistern, uns es macht unverändert Freude, mit ihr zu fotografieren. Mein Exemplar wirkt so neuwertig und die Bereitschaftstasche duftet noch so stark nach „DDR-Plaste“, dass ich vermute, dass sie kaum jemals zum Einsatz gekommen ist.
Auf drei Besonderheiten möchte ich noch hinweisen:
- Die „Elbaflex“ hat wie die „Exakta“ einen Filmschneider, um teilbelichtete Filme vorab zu entnehmen.


- Sie hat drei Blitzkontakte: X (Elektronenblitz), F und FP (für Blitzlampen).

- Sie hat das wohl komplizierteste Hemm- bzw. Vorlaufwerk, das ich kenne. Bei allen Zeiten länger als 1/8 Sekunde muss man vollautomatische Objektive zunächst auf Normalblende einstellen, d. h. die Automatik abstellen. Dann spannt man den Verschluss und stellt den regulären Zeitenknopf links auf B oder T. Als Nächstes zieht man durch Drehen des zweiten, großen Zeitenrades rechts im Uhrzeigersinn das Zeitregulierwerk auf. Jetzt hebt man den äußeren Ring des Rades an und dreht ihn, bis der gelbe Punkt der gewünschten schwarzen Belichtungszeit, z. B. 1/2 Sekunde, gegenübersteht. Beim Auslösen der Kamera schnurrt jetzt das Vorlaufwerk unter Mitdrehen des großen Zeitenrades summend ab. Will man zusätzlich den Selbstauslöser nutzen und das Vorlaufwerk einstellen, muss man alles genauso machen, nur stellt man den gelben Punkt des äußeren Ringes jetzt auf eine rote Belichtungszeit, z. B. 6 Sekunden, ein, betätigt den Auslöser, das Vorlaufwerk schnurrt ab, und nach 12 Sekunden öffnet sich der Verschluss. Wenn es um kürzere Belichtungszeiten geht, reicht das Aufziehen des Vorlaufwerkes durch Drehen des Rades bis zum Anschlag, allerdings muss man auch dann daran denken, am Objektiv die Blendenautomatik abzustellen. Das alles muss man ein paar Mal üben, bis man es sicher beherrscht (da lobe ich mir doch die quasi selbsterklärenden Pentacon- und Wirgin-Selbstauslöser). Die Kamera ist also etwas für Mechanik-Enthusiasten, und in dieser Hinsicht sicher ein Wunderwerk an Präzision. Bedienkomfort stand aber offenbar nicht im Fokus ihrer Ingenieure. So ist z. B. auch der wuchtige Auslösestift beim Einstellen des Fokusrings des Objektivs immer irgendwie im Weg.








Zu meinem Modell habe ich noch ein TTL-Messprisma „Examat“ der Firma Harwix (Berlin) mit CdS-Fotowiderstand (ohne Messkeil). Ursprünglich musste als Stromquelle eine (heute nicht mehr erhältliche) „Mallory PX 13“ eingelegt werden. Es geht (ungeachtet der Spannungsproblematik) auch mit einer „625 PX“ oder einer „LR 44“ (dann allerdings nur mit Adapter). Ein Zeiger im Sucher zeigt durch mittige Position dann die richtige Zeit/Blenden-Kombination an. Insgesamt eine ziemlich klobige Kombination. Ich muss gestehen, dass ich da doch lieber mit dem Handbelichtungsmesser arbeite.


Insgesamt eine großartige Kamera, Dresdner Präzisionsarbeit und unverändert einsatzbereit. Alle „Exakta“- und „Exa“-Objektive passen, und es gibt darunter viele hochwertige, u. a. von Isco und Carl Zeiss Jena. Allein schon die gefällige Trapezform des Gehäuses macht sie unverwechselbar.
Im Internet bietet die spannende Website „Photo but more“ von Horst Neuhaus eine umfassende Dokumentation aller „Exakta“-Varianten und natürlich auch der West-„Exakta Varex