Es handelt sich um eine Rollfilm-Boxkamera im Format 6x9 für den Rollfilm 620. Sie ist hinsichtlich des Designs, aber auch in technischer und historischer Hinsicht interessant.
Gebaut wurde sie im Stuttgarter Kodak-Werk, also dem ehemaligen Nagel-Werk. Wie beim an anderer Stelle gezeigten Exemplar zu sehen ist, wurde zumindest bei einem Teil der Produktion auf der Frontplatte explizit darauf hingewiesen („Dr. Nagel-Werk Stuttgart“) – nach Götz (S. 38) eine Strategie, "um latenten antiamerikanischen Ressentiments zu begegnen und sich als einheimisches Unternehmen darzustellen". Bis 1934 besaß die Brownie 620 die drei Blenden 8, 11 und 16; 1934 wurde die Lichtstärke des Objektivs auf 1:11 reduziert.
Auffällig ist das art-déco-Design der Frontplatte; es besteht eine gewisse Ähnlichkeit mit den farbigen Beau-Brownie-Modellen aus Rochester.
(Das Innenleben der trüben Brillantsucher muss ich mir gelegentlich einmal vornehmen...)
Die Box ist aber nicht nur ansprechend gestaltet, sondern auch sehr gut verarbeitet und sorgfältig konstruiert, man beachte die auffälligen Filmandruckstreifen, die mittels Gelenkstreben an das Rückpapier geführt werden.
Die Austattung ist für eine Box gehoben: Drei Lochblenden, eine Momentzeit und B, zwei vorschwenkbare, rückfedernde Nahlinsen für die Motiv-/Entfernungsbereiche „Gruppe“ und „Portrait“, Drahtauslöseranschluss, Auslöseverriegelung, zwei Brillantsucher und zwei Stativschrauben.
An meinem Exemplar fehlt der Hinweis auf das Nagel-Werk; ob diese Änderungen alle gleichzeitig vorgenommen wurden, weiß ich nicht. Bei den späten Modellen soll auch die Auslösesperre entfallen sein.
Produziert wurden im Zeitraum 1933–36 gem. Götz 27.000 Stück, der Preis betrug 12,75 RM. Die Kamera wurde aber – mit deutschsprachiger Beschriftung der Entfernungsbereiche – auch exportiert, zumindest nach Italien. Die vorliegende Kamera wurde von der Firma "Berry" (Giuseppe Ratti) in Turin verkauft, heute primär als Hersteller von Brillen bekannt.
Ob der Hinweis auf das Nagel-Werk nur bei Export-Modellen weggefallen ist oder gegen Ende der Produktionszeit insgesamt nicht mehr relevant war, ist mir nicht ganz klar.
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genau, das ist die Frontlinse. In den Strahlengang können dann noch Nahlinsen eingeschwenkt werden; vor der Filmebene befindet sich ein weiteres Element.
dann kann man für den unendlichbereich von einem Periskop-Typ Zweilinser sprechen, die Bezeichnung Doublet weist auch darauf hin. Also schon ein für Boxen besseres Objektiv, fein fein.
Beste Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.
ja, die Box ist wirklich sehr hochwertig, auch in der Verarbeitung. Götz hebt in seinem Buch noch die Qualität des Verschlusses hervor; das sei kein einfacher Rotationsverschluss, sondern "eine feine Sonderkonstruktion, leichtgängig, erschüttterungsfrei und aufwendig verschraubt in einem Kapsel-Gehäuse" (S. 39). Inwiefern es Unterschiede zu den Box-Verschlüssen von Ernemann und Goerz bzw. Zeiss Ikon gibt, kann ich allerdings nicht sagen. Auf jeden Fall eine der elegantesten Boxen, die ich kenne.