Hallo zusammen heute möchte ich mal eine frühe Kleinbildkamera für ‚Kino-Normalfilm‘ vorstellen – die Amourette.
Die Amourette wurde von der Österreichischen Telefon AG (O.T.A.G.) im Jahr 1925 vorgestellt, also im gleichen Jahr wie die Unette von Ernemann (von der im Forum schon ein Nachfolgemodell von Jan vorgestellt wurde: https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...&thread=100) und natürlich wie die Leica von Leitz. Konstruiert wurde die Kamera von Jacques Singer in Wien, der die Greifvorrichtung für den Filmtransport der Amourette am 20. Juli 1923 zum Patent anmeldete und in den Jahren 1924/25 verschiedene Patente in Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz für die Kamera und einzelne Komponenten der Konstruktion erhielt. In welcher Beziehung Jacques Singer zum Hersteller Österreichischen Telefon AG (O.T.A.G.) stand, konnte ich nicht herausfinden, aber die O.T.A.G. meldete am 8. Januar 1925 eine Greifvorrichtung für den Transport von perforierten Filmen zum Patent an (Patenterteilung: 15. Mai 1925) und eben diese Greifvorrichtung der O.T.A.G. ist in der Amourette (zumindest in meinem Exemplar) verbaut. Hier mal die Patentzeichnung zum Österreich. Patent von Jacques Singer:
Die Kamera belichtet Aufnahmen im Format von 31 x 33 mm (gemessen am Negativ: 32 x 33 mm) auf perforierten 135er Kleinbildfilm, wobei das Bild bis in die Perforation hineinreicht und man deshalb effektiv auf ein maximales Bildformat von maximal 25 x 33 mm kommt. Verwendet werden spezielle Kleinbildpatronen, die in verschieden Ausführungen auch für Jacques Singer patentiert wurden. Der Filmtransport erfolgt über eine Zuglasche an der Rückseite der Kamera. Das Bildzählwerk auf der Kameraoberseite arbeitet präzise und wird von Hand zurückgestellt. Als Sucher dient ein klappbarer Rahmensucher mit Visier. An der Unterseite der Kamera findet sich ein Stativanschluss, aber einen Anschluss für den Drahtauslöser sucht man vergebens. Bestückt ist das vorliegende Exemplar mit einem „Double Miniscope F-35 m/m f-1:6,3“, das auf 11,6 abgeblendet werden kann. Der einfache Verschluss erlaubt die Momentzeiten 1/25, 1/50 und 1/100 sowie T. Es sind auch Ausstattungsvarianten mit Extra-Rapidoptik, Laack Dialytar oder Meyer Trioplan bekannt, die aber immer mit den Blendenstufen 6,3 und 11,6 arbeiten. In Frankreich wurde die Kamera auch zeitweise unter dem Namen „Lutin“ verkauft.
Als die Kamera bei mir eintraf, war ich durchaus etwas überrascht, wie klein der Apparat ist. Sie misst gerade mal 10 x 5 x 4,3 cm und ist damit zwar etwas tiefer, aber ansonsten kleiner als die Leica. Ihr Gewicht beträgt 350 g. Hier mal die Gegenüberstellung mit der Leica III:
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Natürlich wollte ich diese einfache Kamera auch gern mal testen, was aber beim praktischen Versuch mit einigen Schwierigkeiten verbunden war.
Mein Exemplar verfügt über zwei Patronen, von denen eine original zur Amourette gehört. Die andere Patrone ist eine leicht modifizierte Agfa-Patrone. Beim Beladen der Agfa-Patrone (Abwickelpatrone) traten die ersten Komplikationen auf. Im Inneren der Patrone befinden sich zwei Federösen, die den Film beim Transport straff halten sollen. Den frischen Film im Dunkeln in diese Ösen hineinzufummeln war durchaus schwierig und kostete mich schon mal 20 cm vom Film. Die originale Amourette-Patrone lässt sich nicht so einfach öffnen, sondern ist durch mehrere Schräubchen fest verschlossen. Im Inneren dieser Patrone befindet sich nur eine mittig angeordnete Federöse. Der Film muss eigentlich nur in die Patrone eingesteckt werden und wickelt sich dann beim Vorspulen von selbst auf. Das schien auch recht gut zu funktionieren, doch jedes Mal, wenn ich munter drauflos fotografieren wollte, stoppte nach dem zweiten Bild der Filmvorschub in der Aufwickelpatrone und die Vorschubgreifer zerstörten die Perforation. Egal in welche Form (rund, spitz, gerade) ich das Filmende vorher geschnitten hatte, es trat immer wieder das gleiche Problem auf. Im Endeffekt habe ich gänzlich auf die Aufwickelpatrone verzichtet, aber der Ärger mit dieser Patrone koste mich nochmal 50 cm Filmlänge. Nachdem der Film dann endlich richtig lief, blieb gerade noch genügend Film für 14 Aufnahmen übrig.
Die entwickelten Bilder sind alle stark überbelichtet. Mir war schon beim Testen des Verschlusses aufgefallen, dass er recht träge schien und ich hatte das auch bei den Aufnahmen berücksichtigt, aber offensichtlich ist er noch wesentlich langsamer als gedacht. Der Filmtransport der Kamera funktioniert sehr gleichmäßig, wobei die Abstände zwischen den Aufnahmen extrem gering sind und die Bilder vereinzelt auch etwas überlappen. Die entwickelten Negative zeigen weiterhin, dass an irgendeiner Stelle Licht durch die Rückwand eintritt. Davon ist (bis auf eine Ausnahme) jedes der Bilder betroffen. Eine Testaufnahme möchte ich hier trotzdem beifügen:
Vielen Dank, Axel, für die Vorstellung dieser bemerkenswerten Kamera! Es ist doch interessant, wie viele Hersteller sich seinerzeit mit dem sog.- "Kleinbildwesen" befasst haben...