Ich möchte heute eine interessante Kleinbild-Sucherkamera vorstellen, die relativ selten ist und m.E. unterschätzt wird. Es ist die sowjetische LOMO Voskhod, was so viel wie „Sonnenaufgang“ bedeutet (schöner Name für eine Kamera!). Gebaut wurde sie von 1964 bis 1968, mein Modell 1967, wie die Seriennummer erkennen lässt.
(mit aufgestecktem, stilechten Entfernungsmesser "BLIK" von LOMO)
Die rechteckige Kamera ist ungewöhnlich konstruiert, denn sie ist gewissermaßen auf vertikalen Gebrauch hin angelegt. Der große, helle Leuchtrahmensucher, in dem ein Zeiger durch Mittelstellung die richtige Belichtung angibt (Selenzelle vorne unter dem Sucher), kann horizontal oder vertikal gehalten werden, aber nur bei vertikaler Position der Kamera sieht man alle Werte (Blende etc.) auf dem Objektiv, nicht wie üblich von oben. In normaler Position muss man die Werte somit links am Objektiv einstellen und „um die Ecke“ gucken. Die tendenziell vertikale Ausrichtung der Kamera wird auch durch die gespiegelte Beschriftung und durch die seitlichen Trageösen deutlich.
Der Auslöser (roter Auslöseknopf von mir, nicht original) befindet sich rechts vorne (wie bei der Praktica), der interessante Schnellspannhebel ist ein schwarzer Hebel, der über dem Objektiv von links nach rechts gezogen wird und dabei gleichzeitig den Film transportiert (wie bei der Tenax/Taxona). An Zeiten hat die Kamera 1 Sekunde bis 1/250 Sekunde und B, die Blenden reichen von 2,8 bis 22, der Fokusring (mit hübschen zusätzlichen Symbolen für Porträt, Gruppe, Ferne) von 1m bis ∞. Blende und Zeitring sind miteinander gekoppelt, wie in den 1960-Jahren auch bei westlichen Kameras, z.B. Voigtländer- und Agfa-Kameras, üblich.
Die Kamera hat einen Zentralverschluss und als Objektiv ein vergütetes Triplet T-48 von LOMO (2,8 / 45). Auf der Oberseite befinden sich der manuell einzustellende Bildzähler, eine ausklappbare Rückspulkurbel und ein Zubehörschuh (ohne Mittenkontakt). Unter dem Objektiv links sind ein Blitzkabel-Anschluss und rechts eine integrierte Filmmerkscheibe, die man mit einem Rädchen unter der Kamera einstellen kann, angebracht. Im Kameraboden finden sich die Filmempfindlichkeitseinstellung (getrennt für DIN / GOST, wichtig für den gekoppelten Belichtungsmesser) und das Stativgewinde (3/8 Zoll). Die Kamera ist aus Metall und ziemlich schwer (ca. 750g).
Es macht Spaß, mit ihr zu fotografieren, obwohl die Kamera völlig unergonomisch und unpraktisch konstruiert ist (oder gerade deshalb…). Der helle Sucher ist wunderbar, und das dreilinsige Objektiv zeichnet scharf und kontrastreich. Ich habe es im Schlosspark Blankensee (Brandenburg) ausprobiert (s. die angehängten einfachen Scans vom Papieranzug auf Ilford-Multigrade-Papier).
Also eine echte Empfehlung für „Individualisten“, denen es nicht um konstruktive Logik und Tempo geht! Etwas Besonderes mit ganz eigenem Charakter und sicher ein Original unter den vergleichbaren Kameras der 1960er-Jahre.
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tatsächlich eine eigenwillige Kamera mit eigenem Gesicht. Mir fällt der recht große Abstand des Suchers vom Objektiv auf. Aber es gibt ja eine Parallaxen-Korrektur für 1 Meter.
Funktioniert der Belichtungsmesser noch?
Beste Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.