Heute möchte ich mal eine in mehrfacher Hinsicht bemerkenswerte Kamera vorstellen - die kleinste der Korelle-Kameras aus der Kamerafabrik von Franz Kochmann in Dresden: die Korelle K von 1932.
Diese Kamera belichtet das zu jener Zeit noch sehr seltene „Halbformat“ auf 135er Kleinbildfilm (bzw. Normal-Kine-Film). Sie ist damit eine der frühesten Halbformatkameras und sie ist gleichzeitig die erste Halbformatkamera, die tatsächlich ‚wie ein Fotoapparat aussieht‘ (querformatig). Frühere Halbformatkameras zeigten noch deutlich ihre ‚Abstammung‘ von den üblichen Filmkameras, waren also hochformatig aufgebaut. Die Korelle K liefert bei ‚normaler Haltung‘ Bilder im Hochformat - wie bei späteren Halbformatkameras üblich.
Weiterhin bemerkenswert ist die frühe Verwendung von Bakelit. An anderer Stelle im Netz wird vermutet, dass die Korelle K „die erste Bakelit-Kamera aus deutscher bzw. europäischer Produktion“ ist. Dem muss allerdings widersprochen werden, da Ferdinand Merkel bereits 1930 mit seiner neuen „Phönix“ eine Plattenkamera mit Bakelitgehäuse vorstellte. Das Bakelit der Korelle K scheint recht robust zu sein, denn die meisten im Netz zu findenden Exemplare zeigen einen erstaunlich guten Erhaltungszustand. Es gab die Kamera mit schwarzem Gehäuse und (wie das hier vorgestellte Exemplar) mit rötlichem Gehäuse.
Besonders erwähnenswert ist auch die bei dieser Kamera umgesetzte Möglichkeit der Wechselobjektive. Dafür wurden der Compur-Verschluss und die Blende hinter dem eingeschraubten Objektiv angeordnet. Als Standartobjektive von 35 mm Brennweite wurden in der firmeneignen Werbung das Tessar (3.5), zwei Xenare (3.5 und 2.9) und das Trioplan (2.8) angeboten. Etwas später kamen sogar noch ein Elmar (3.5) und ein Tessar (2.8) dazu. Als Zusatzausstattung standen verschieden Teleobjektive zur Verfügung: Trioplan (2.8/5 und 2.8/7,5), Xenar (3.5/5 und 3.8/7,5 und 3.8/10), Tessar (3.5/5 und 3.5/7) und Elmar (3.5/5 und 4.5/7,5). Das hier vorgestellte Exemplar ist mit dem Tessar 1:3.5/3,5 cm ausgestattet.
Die Bezeichnung „K“ bei der Korelle K bedeutet wahrscheinlich nicht wie andernorts im Netz vermutet „Kunststoff“, denn die Bezeichnung „Kunststoff“ wurde erst später gebräuchlich. Die Materialbezeichnung von Kochmann in der zeitgenössischen Werbung lautet dementsprechend „tropenfeste und wasserbeständige Pressmasse“. Es ist deshalb anzunehmen, dass die Bezeichnung „K“ für „Kleinbildkamera“ (als solche wurde sie von Kochmann beworben) oder noch eher für „Kine-Normalfilm“ (in Anlehnung an Korelle „P“ für Platten und zur Abgrenzung von den anderen Korellen) steht.
Auch der vorhandene Gehäuseauslöser ist für Kameras mit Zentralverschluss in dieser Zeit eine besondere Ausstattung. Dabei ist der Auslöser bei der Korelle K auch mit dem Filmtransport gekoppelt, um Doppelbelichtungen zu vermeiden. Mein Exemplar verfügt (wie auch zahlreiche Exemplare im Web) nicht über den sonst üblichen Deckel auf dem Bildzählwerk. Die zeitgenössische Werbung lässt diesen Deckel ebenso vermissen wie den bei (allen?) Korelle K-Kameras vorhandenen breiten Filmtransportknopf. An anderer Stelle im Netz wird deshalb vermutet: „die Katalogdarstellungen wurden aber von einem Prototypen genommen“.
Meine Korelle ist an sich voll funktionsfähig, es fehlt ihr jedoch die originale Aufwickelpatrone. Denn während auf der einen Seite die normale 135er Patrone passt, benötigt man zu Aufwickeln eine spezielle Patrone. Hier muss ich mir also erst noch was basteln, bevor ich die Kamera mit Film testen kann.
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Glückwunsch zu dem raren Teil – und vielen Dank für die interessante Vorstellung! Dass die Kamera für Wechseiobjektive ausgelegt ist, war mir gar nicht bewusst. Die werden wohl noch seltener sein als die Kamera...
Bei der Korelle K ist es im Grunde wie bei allen Kameras: manchmal hat man Glück und bekommt ein Exemplar für einen erschwinglichen Preis (bei mir ganz knapp über einem zweistelligen Betrag). Bei dieser Kamera kommt vielleicht noch der Umstand zugute, dass alle Korelle Modelle nur mit „Korelle“ bezeichnet sind, so dass der unbedarfte die „K“ nicht gleich von der „3x4“ unterscheiden kann.
Zu den Objektiven kann ich nicht viel sagen – mir ist noch keins der Teleobjektive zu Augen gekommen. Zu den Elmars gibt es einen Artikel im Netz. Dort wird berichtet, dass vom Elmar 1:4.5/7,5 cm nur zwei Stück an Kochmann geliefert wurden. Eins davon kam 2005 samt der dazugehörigen Kamera zur Auktion (13.838 $) und befindet sich heute in der Werksmuseumssammlung von LEICA. Zum Elmar 1:3.5/5cm bringt der Artikel nur die Information, dass es noch nicht gesichtet wurde.
Anbei noch ein offizielles Werbebild aus der Photographischen Rundschau 1935.