08.11.22 21:04
axel  BZF-Meister

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[ iIa + iIa ] Pentacon Penti (0) und Pentacon Penti I
Hallo zusammen
Zur historischen Einordung der Welta bzw. Pentacon Penti Kameras gibt es auf zeissikonveb.de einen lesenswerten Artikel, der auf Grund der mangelhaften Quellenlage aber leider auch nicht ganz ohne Mutmaßungen auskommt. Ich werde mir mit Verweis auf diesen Artikel hier die historischen Feinheiten sparen und nur ganz grob berichten. Die Halbformat-Kleinbild-Kamera „Penti“ (auch Penti 0 genannt) wurde 1958 noch unter der Bezeichnung „Orix“ vorgestellt und wenig später in „Penti“ umbenannt. Die Modelle mit der Bezeichnung Orix sind heute dementsprechend selten zu finden und folglich recht preisintensiv. Die Kamera wurde anfangs von Welta produziert. Umstrukturierungen in der volkseigenen Kameraproduktion der DDR sorgten dafür, dass die Penti später unter der Regie des Kamera-Großbetriebes Pentacon hergestellt wurde. Man kann diese eher rechtliche-organisatorische Änderung der Penti-Produktion an der sonst baulich unveränderten Kamera am Kameraboden der jeweiligen Kamera nachvollziehen. Dort ist entweder das Welta-Logo oder der Ernemannturm (für Pentacon) aufgedruckt. Die Penti I kam wohl zusammen mit der Penti II (oder kurz nach dieser) 1960/61 auf den Markt und ist im Grunde eine Penti II nur ohne Belichtungsmesser (zur Penti II siehe: https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...d=89&page=1).
Prägnante Unterschiede sind: die Penti besitzt ein Meyer-Trioplan 3,5/30, Penti I (und II) hingegen ein Meyer-Domiplan 3,5/30 mm. Augenscheinlich ist das geänderte Gehäuse und erwähnenswert ist eine verbesserte Filmandruckplatte. Die Penti ist etwas kleiner und leichter. Die Penti I bietet auch die Möglichkeit der Einstellung der Filmempfindlichkeit (unter den Objektivringen, wie bei Penti II). Da sowohl die Penti als auch die Penti I ohne Belichtungsmesser auskommen, fällt dieses Bauteil als ansonsten häufiger „Defektbringer“ weg. So ist wohl der Verschluss als anfälligstes Bauteil beider Kameras. Man sollte deshalb bei heutigem Erwerb nach Möglichkeit mal die Zeiten durchprobieren, denn der ansonsten recht exakt arbeitende Verschluss bleibt bei einigen Exemplaren gelegentlich hängen. Weiterhin ist zu bemerken, dass die Kamera auf Grund ihrer Kompaktheit auch ausgesprochen „hosentaschengeeignet“ war/ist, was in der Folge vermutlich die häufig anzutreffenden Dellen an den Leichtmetallgehäusen erklärt. Und noch paar allgemeine Feststellungen zum Gebrauch der Penti-Kameras: Die Verwendung der SL-Patronen erleichtert natürlich das Einlegen des Filmes in die Kamera, sorgt aber heute für erhöhten Aufwand, da man die Patronen selbst befüllen muss. Die Patronen werden in der Regel auch nicht mehr im Labor angenommen (Ausnahmen bestätigen die Regel). Die patronenbedingte Kürze der Filmstreifen ist auf Grund des Habformats eher positiv zu sehen (auf einen 24er Film würden 48 Aufnahmen passen und auf einen 36er sogar 72 Aufnahmen – das muss man erstmal verknipsen!). Die Bedienung der Pentis ist einfach und praktisch – man muss sich aber erstmal an den herausspringenden Aufzugstift gewöhnen. Bei der Penti I (und Penti II) erleichtern Hebelchen an den Objektivringen die Bedienung (beim Kauf drauf achten, dass kein Hebelchen abgebrochen ist!). Die Penti-Kameras wurden/waren schon zu Produktionszeiten als „Damen-Kamera“ beworben bzw. verrufen und machen auch bei heutiger Benutzung sicherlich keinen allzu maskulinen Eindruck.
Hier nun die Daten: Pentacon Penti 0 (rot) und Pentacon Penti I (schwarz) Art: Sucherkamera für Kleinbildfilm 135 in SL Kassette (Halbformat: 18 x 24 mm) Objektiv: Meyer-Optik, Görlitz Trioplan 3 cm f/3.5 F bzw. Domiplan 3 cm f/3.5 F Verschluss: Primat, B-30-60-125, Drahtauslösergewinde am Auslöseknopf Blende: 3.5, 4, 5.6, 8, 11, 16, 22 Fokussierung: Frontlinsenverstellung am Objektiv, 1 Meter bis unendlich Gehäuse: Leichtmetall-Plastik-Gehäuse (# 153053 bzw. # 374049) Sucher: optischer Durchsichtsucher (Penti I Bildfeldbegrenzungsrahmen) Blitz: Blitz-Buchse, Blitzschuh ohne Mittelkontakt Filmtransport: Filmtransport durch nach Auslösung herausspringenden Druckstift sonst. Ausstattung: Doppelbelichtungssperre, Stativgewinde 1/4 Zoll, Kamerarückwand ist nicht mit einem Scharnier befestigt, sondern löst sich komplett vom Kamera-Grundkörper, Filmandruckplatte ist nicht in der Rückwand integriert, sondern muss extra heruntergeklappt werden, Bildzählrad manuell zurückzustellen Anmerkungen: durch das Halbformat bedingt entstehen bei üblicher Kamera-Haltung Hochformat-Aufnahmen, für Querformat muss die Kamera um 90° gedreht werden, Aufschriften Unterseite: ‚Germany‘ (bei Penti), Güteklasse ‚1‘, Symbol ‚Pentacon-Turm‘, Firmennummer 12/2034 Maße, Gewicht: ca. 105 x 65 x 40 mm, 225 g bzw. ca. 109 x 77 x 50 mm, 260 g Baujahr(e): ca. 1959 – 1961? bzw. ca. 1961 bis 1977
Fotos im Folgebeitrag!
Beste Grüße
Axel
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