Die Agfa Karat (Serie 3,5) nutzte als damalige Besonderheit spezielle Film-Patronen für Kleinbildfilm. Diese Konfektionierung wurde auch unter "Rapid-Filme" bekannt. Gegenüber den "normalen" Kleinbildpatronen verbrauchten diese Rapid-Patronen weniger Filmmaterial vor und nach der Nutzungszone.
Auch war das Einlegen leichter (durch die Fixierklemmen in derr Kamera) und der belichtete Film musste nicht mehr zurückgespult werden. Für viele Mensfhgen war auch Bildzahl von 12 Aufnahmen angenehmer, weil ein KB-Film mit 36 Aufnahmen als zu lang angesehen wurde.
Baujahr: 1937/38
Format: Kleinbildfilm in Rapid-Patronen.
Objektiv: Agfa Solinar 1:3,5 f=5cm. 1 Meter bis unendlich.
Aufnahmen: 12 (Karat-Filmpatronen), indirekt bis 16 zählend.
Blenden: 3,5 - 32.
Verschluss: Compur Rapid Zentralverschluss
Belichtungssystem: T (Hilfshebel), B, 1 bis 1/500 Sek. (Relativ seltene Variante), Vorspannhebel
Blitz: Blitzschuh . nein
Belichtungsmesser: nein
Filmzählwerk: ja, mit Ende-Erkennung und Rückstellung
Sucher: Durchsichtsucher
Filmtransport: Drehknopf für mechanischem Aufzug .
Entfernungsmesser: nein
Selbstauslöser: nein
Film-Empfindlichkeiten: alle
Film-Typ: Kleinbild 135 in Karat-Patronen
Filmtyp-Merkscheibe: nein
Besonderheiten, Sonstiges: Stativgewinde, Doppelbelichtungssperre, Drahtauslöser, Auslösesperre, Vollmetallgehäuse. Lederbalgen, Objektiv-Einheit springt durch Tastendruck vor in Bereitschaftsposition. Ösen für Trageriemen.
Nachtrag:
Rotations-Bild (Anklicken, um die Animation zu sehen):
Die folgenden Bilder zeigen im Vergleich dazu die Agfa Iso-Rapid IF von 1964, die auch die Karat-Patronen (aber mit DIN-Markierung) nutzte:
MFG Rainer
Möge die Belichtung immer kürzer als 1/30 Sekunde sein. Aus Negativ wird Positiv.
als ich soeben mal wieder die Karat "bespielte" fiel mir auf, daß man die Doppelbelichtungssperre austriksen kann:
Wenn man den Compur-Rapid-Verschluß spannt und NICHT den Film weitertransportiert, kann man zwar nicht mit dem Auslöser, aber mit dem kleinen Hebel vorn am Objekttief eben doch doppelbelichten.
Übrigens noch ein Wort zu den Filmpatronen und dem Filmweitertransport. Beim-Rapid-System und dem Vorläufer in der Karat wird der Film nur durch die beiden Zahnräder am Rand der Filmführung vorangeschoben und dabei in die Rapid-Patrone gedrückt. Die Patronen werden anders als bei den normalen KB-Patronen nicht über ihre Innenachse angetrieben.
Aus Negativ wurde Positiv. Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts. Fotoapparate sind Zeitmaschinen, sie können die Vergangenheit erhalten. Ein Leben ohne Facebook ist möglich, aber (und) sinnvoll.
Re: Agfa Karat 3,5. KB-Film in Karat-Patrone einfüllen
Hallo Peter, hallo zusammen
bei allen folgenden Maßnahmen darauf achten, dass die Hände (Finger) nicht die Filmschicht (stumpfe Seite) des Films berühren. Am besten weisse Schutzhandschuhe verwenden.
Die beschriebene Prozedur am Besten zuvor im Hellen mit einem "Opfer-KB-Film" trainieren, damit dann in der absoluten Dunkelheit im Raum oder im verdeckten Dunkelkammersack alles richtig funktioniert.
Man braucht oder benutzt ...
einen Dunkelkammersack mit Arm-Eingriffen oder einen absolut lichtfreien dunklen Raum.
einen Kleinbildfilm in der Originalpatrone mit 17 oder 21 DIN oder Meterware. Agfa-Rapid-Filme hatten - anders als bei den Karatfilmen - eine DIN-Kodierung.
eine leere Karat / Rapid-Patrone
Im absolut Dunklen zieht man aus der Originalpatrone den KB-Film ein Stück heraus, soweit bis die Anfangszunge völlig frei ist.
Dann schneidet man im Dunklen diese Zunge ab und zwar so, dass der Schnitt ZWISCHEN zwei Zahnungen liegt. Das ist wichtig, weil sonst kann sich der Filmanfang beim Einschieben verhaken.
Jetzt werden 70 cm abgemessen (dafür ein auf diese Länge geschnittenes Holzstäbchen als Maßstab im dunklen Raum nehmen. Auch hier beim Abschneiden zwischen den Zahnungen schneiden.
Es gibt Leute, die nun mit einer Diamant-Nagelfeile die Schnittkanten auf der blanken Filmseitenkante leicht anschleifen, um die Gefahr des Verhakens zu verringern, dabei darauf achten, dass Schleifstaub nicht auf dem Film gelangt.
Nun den Film in den Schlitz der Rapid-Patrone einschieben und vorsichtig - ohne den Film zu knicken - den kompletten Film einschieben, allerdings sollten 2 cm sichtbar bleiben!! Dabei darauf achten: Der Film muss sich so einrollen wie er aus der Originalpatrone kam, also mit der stumpfen Filmseite nach innen.
Sollte der Film klemmen wollen, immer kurz ein cm wieder raus und dann weiter schieben.
Ein Tipp. Ich würde dann die Filmpatrone auch noch im Dunklen in die Kamera legen und dort bis zum ersten Bild aufziehen. Warum? Weil Licht in den Schlitz eindringen könnte.
Ein weiterer Tipp. Ist das 12. (16.) Bild belichtet, nur noch einmal weiterspannen, sonst kann der Film KOMPLETT in die Empfängerpatrone verschwinden, das Entnehmen wäre dann sehr umständlich, durch nicht empfohlenes Aufbiegen der Patrone.
Nochmals: Unbedingt nach dem Einlegen sofort das Zählwerk auf 1 setzten und nach dem 12. (16.) Bild den Film im absoluten Dunklen aus den Patronen entnehmen ohne vorher in der Kamera weiter zu transportieren.
Der belichtete Film sollte später eigenentwickelt werden, das es wohl kein Labor mehr gibt, die dies kurzen Filmstücke entwickeln.
Das Karat-System ist etwas kritisch, wenn man den Film nicht gut plan ohne Wölbung in die Kamera-Filmführung einlegt und die beiden Verriegelungen nicht extakt die Perforation trifft.
Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Aus Negativ wurde Positiv. Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts. Fotoapparate sind Zeitmaschinen, sie können die Vergangenheit erhalten. Ein Leben ohne Facebook ist möglich, aber (und) sinnvoll.
offenbar kennst Du Dich mit den speziellen Karat-Patronen sehr gut aus. Ich habe jetzt zum ersten Mal eine Karat 3,5 mit einem Film geladen und werde sie in Bälde ausprobieren. Meine Frage: Der Film sitzt ja nach 12 Aufnahmen rechts in der Patrone, idealerweise mit einem kurzen herausragenden Stück. Wie entnehme ich den belichteten Film zur Entwicklung? "Knacke" ich die Patrone auf wie bei einem normalen Kleinbildfilm, oder ziehe ich den Film im Dunkelsack einfach heraus und setze ihn in den Entwicklertank ein? Meine Sorge ist, dass beim Herausziehen durch Reibung an der Patrone eventuell die belichtete Emulsion zerkratzt werden könnte. Oder ist das unbegründet?
Das Patronen-Knacken kann vermieden werden, wenn Du besagte Hinweise beachtest. Ein Zerkratzen ist vielleicht nicht das große Problem. Dagegen ist das Hinein-Rutschen des Films in die Patrone ärgerlich. Ansonsten ziehst Du den belichteten Film aus der Aufwickelpatrone vorsichtig wieder heraus in dass in die Entwicklerdose.
Die weissen Handschuhe, die man immer in Museumfilmen sieht, wenn wertvolle Exponate angefasst werden, sind gut geeignet um Fingerabdrücke auf dem Film zu vermeiden.
Zumindest zum Befüllen der Patrone gibt es in spanisch ein Video bei youtube:
vielleicht ist ja der Hama-Filmfix auch für Karat-Patronen zu gebrauchen. Hab' mal eine Beschreibung hochgeladen auf https://blende-und-zeit.sirutor-und-compur.de/thread.php?board=29&thread=150 . Kann meinen gerne abgeben, wenn's jemandem hilft.
vielen Dank für die wertvollen Informationen. Dann werde ich es so machen in der Hoffnung, dass der Film nicht komplett in der Aufnahmepatrone verschwindet. Sonst wäre in der Tat ein üblicher Filmrückholer das Mittel der Wahl. - Im spanischen Video dürfte die Emulsion durch das grobe, unbehandschuhte Befingern beim Einfädeln allerdings hin sein!