Russische Kameras sind oft nicht besonders elegant, aber dafür äußerst solide und funktional konstruiert. Das gilt u.a. für die großartige Mess-Sucher-Kamera „Leningrad“ mit Federwerkmotor, die an die deutsche „Robot“ erinnert. Sie ist neu in meiner Sammlung, und ich stelle sie hier vor.
• Baujahr: 1956-1966 • Hersteller: LOMO (GOMZ, Leningrad; heute St. Petersburg) • Format: KB (24 x 36 mm) • Objektivanschluss: M39 • Objektiv: hier „Jupiter 8“ (2/50) von KMZ (Moskau) • Blenden: 2 bis 22 • Verschluss: horizontal ablaufender Tuch-Schlitzverschluss • Belichtungszeiten: B, 1 bis 1/1000 Sek. • Fokussierung: manuell (1 m bis ∞) • Blitz: Synchronbuchse an der Front rechts, Zubehörschuh; eigentümliche Einstellskala von 5 bis 20 (Millisekunden?) unter dem Aufziehknopf und Hebel B/M zur Einstellung der Verzögerung des Verschlusses je nach verwendeter Blitzlampe • Belichtungsmesser: --- • Filmzählwerk: Zählscheibe neben dem großen Aufziehknopf • Sucher: Mess-Sucher (mit dem Objektiv gekuppelter Schnittbildentfernungsmesser mit eingespiegelten Bildrahmen für die Objektiv-Brennweiten 50 mm, 85 mm und 135 mm; der ganze Sucherausschnitt bedeutet vermutlich 35 mm) • Filmtransport: Federwerkmotor, wird mit dem großen Aufziehknopf gespannt; es können bis zu 20 Aufnahmen in Reihe ohne weiteres Spannen gemacht werden; der Film wird dabei automatisch weitertransportiert • Auslöser: Stift oben rechts neben dem großen Aufziehknopf, mit Drahtauslöser-Gewinde • Vorlaufwerk: ja (Hebel vorn) • Filmtyp-Merkscheibe: ja (auf dem großen Rückspulknopf) • Batterie: --- • Besonderheiten: Zeitenrad dreht sich beim Auslösen mit, ausklappbarer Ständer zum Aufstellen auf der Unterseite, komplett abnehmbare Rückwand, große Walze zum Aufnehmen des belichteten Films, Rückwand wird durch zwei Schrauben (Sperre + Schraubgewinde) gelöst, Trageösen • Zubehör: Bereitschaftstasche, Filter etc.
Die Kamera ist ziemlich schwer (ca. 900 g) und wirkt massiv. Originell an der Form ist rechts der vortretende Bereich des Federwerkmotors und links ein „Knick“ im Metallgehäuse, durch den sich die Kamera gut greifen lässt. Das Auslösegeräusch ist sehr laut. Beim Auslösen bebt die ganze Kamera. Winzig, etwas knifflig einzustellen (durch Hochziehen wie bei den älteren „Zenit“-Modellen) und nur schwer lesbar ist der Zeitenknopf neben dem Auslöser. Die Aufnahmespule hat keine Schlitze oder Zähnchen zum Festhalten des Filmanfangs.
Ein besonderes Plus ist der große, helle Sucher mit den drei eingespiegelten Brennweiten und Parallaxenausgleich. Der Schnittbild-Entfernungsmesser ist ausgesprochen klar und gut zu erkennen. Ich kenne kaum eine andere Kamera, die einen so hellen und guten Mess-Sucher hat!
Es handelt sich insgesamt um eine sehr hochwertige und robuste Kamera mit ganz eigenem Charakter. Man kann sie sich mit ihrer Schnell-Auslösung gut in der Hand von Pressefotografen vorstellen. Aber durch den Federwerkmotor ist es natürlich auch möglich, Serien, z.B. von Kindern, Sportlern oder Tieren, wirkungsvoll zu fotografieren.
Respekt vor den russischen Kamera-Konstrukteuren, die dieses kleine mechanische Wunderwerk gebaut haben! Ich freue mich auf den ersten Testfilm.
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was mir an dieser Kamera besonders gefällt, ist die Eigenständigkeit des Entwurfs, der nicht eine annähernd 1:1- Kopie irgend einer deutschen Kamera darstellt. Das Robot-Konzept des Handaufzugsmotors ist hier konsequent eingebunden und erweitert (verbessert) worden. Eine interessante Kamera. Ich nehme sie nachher ins Onlinemuseumsverzeichnis auf.
Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.