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Die Anfänge der Belichtungsautomatik
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26.05.22 15:22
mazdaro 

BZF-Meister

26.05.22 15:22
mazdaro 

BZF-Meister

Die Anfänge der Belichtungsautomatik

Hallo zusammen,

ob diese Rubrik die richtige ist, sei dahin gestellt. Das darf gerne Rainer entscheiden. Ich bin diesbezüglich überfordert, da sich die Thematik über unterschiedliche Formate und Kameratypen erstreckt. Ich habe nur deshalb "KB SLR" gewählt, weil das Feature bzw. die Erfindung, um die es hier geht, in erster Linie mit besagter Rubrik in Zusammenhang gebracht wird und auch die in der Folge von mir gezeigten Kameras dort einzuordnen sind.

Wie aus dem Titel ersichtlich, geht es um die Anfänge der Automatischen Belichtung (E: AE für Auto Exposure). Angeblich ließ sich bereits Einstein, der sich bekanntlich sehr intensiv mit dem Phänomen "Licht" auseinandergesetzt hat, eine entsprechende Vorrichtung patentieren, wobei er auch den Ausdruck "Electric Eye" gebraucht hat, der später als eine Art Markenzeichen von Konica verwendet wurde.

Die erste Kamera mit eingebautem Belichtungsmesser (Se-Zellen) war die TLR Contaflex (1935), gefolgt von der RF Contax III (1936). Automatik gab es damals allerdings noch nicht.

Die erste SLR brachte der renommierte japanische Hersteller Konica mit dem Blendenautomatik-Modell Auto-Reflex heraus. An den Objektiven gab es nach der kleinsten Blende die Einstellung "EE" (Electric Eye), mit der auf Automatikbetrieb umgeschaltet werden konnte.

Die erste Automatikkamera überhaupt war allerdings eine Kodak MF-Kamera, von der wegen ihres extrem hohen Preises und der Reparaturanfälligkeit (Man nannte sie "Bumerang") keine 800 Stück gebaut wurden. Ihre Bezeichnung war "Super Kodak Six-20" und sie kam bereits 1938 (!) auf den Markt. Sie entstand in Zusammenarbeit eines ungarischen Konstrukteurs (Joseph Mihalyi), der auch die Bantam Special und die Ektra entwickelte, mit dem bekannten amerikanischen Industriedesigner (Walter Dorwin Teague).
Als Messzellen standen zu dieser Zeit nur Se-Zellen zur Verfügung, die bekanntlich keine hohen Ströme liefern können. Die Automatik wurde also manuell (mit dem Auslöser) in Betrieb gesetzt. Das Prinzip nannte sich "Trap-Needle" oder "Trapped Needle" -System, das ebenso einfach wie auch effizient war: Durch das Niederdrücken des Auslösers - der Nachteil war ein langer Weg - wurde die Belichtungsmesser-Nadel durch ein bewegliches Teil - bei der Kodak mit einer Art Kamm - fixiert bzw. zwischen zwei Metallteilen eingeklemmt und dann von einem weiteren Teil, das sich von seiner Eindringtiefe her wie eine Steuerkurve der Nadelstellung anpasste "abgelesen" und auf einen Ring am Objektivflansch übertragen, der für die korrekte Blende sorgte.


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26.05.22 15:29
mazdaro 

BZF-Meister

26.05.22 15:29
mazdaro 

BZF-Meister

Re: Die Anfänge der Belichtungsautomatik

1956 entwickelte der italienische Hersteller Durst die erste KB-Kamera mit Zeitautomatik bzw. eingeschränkter Blendenvorwahl (Durst Automatica). Wie es dazu kam, zeigt folgendes Zitat:
"A special make, where a certain “coincidence” played a large role: during the later part of 1944, an American bomber was shot down in Brixen. The instruments on board were strewn about the woods. Amongst these instruments was a tiny controller, which Julius Durst took with him. He analyzed this object until the first automatic exposure control was born. The Automatica’s premiere was in 1959." [Camerapedia]

Ein Auszug aus dem Manual der MF-Kamera AGFA Automatic 66 (1956), die auf dem entsprechenden Patent des Südtirolers Julius Durst beruhte, beschreibt eine alternative (pneumatische) Lösung zum Trap-Needle-System:

"Es kann als bekannt vorausgesetzt werden, daß sich Belichtungsmesser lichtempfindlicher photoelektrischer Zellen bedienen, die über ein Galvanometer durch einen entsprechenden Zeigerausschlag die auf die Zelle treffende Lichtmenge in Zeit und Blendenwerte umgewandelt anzeigen. Es ist mit der Konstruktion der Agfa Automatic gelungen, diesen Zeigerausschlag zum Ausgangspunkt der automatischen Verschlußzeitregelung zu machen. Man kann den sich nun abspielenden Vorgang mit der Wirkungsweise einer Luftpumpe vergleichen, deren Lufteintrittsöffnung regelbar ist und deren Kolben unter Federspannung steht. Im Moment des Auslösens wird der Zeigerausschlag arretiert und regelt damit gleichzeitig die in einenZylinder einströmende Luft.
Bei kleinem Zeigerausschlag wird die Luftöffnung klein sein und eine Verzögerung des Verschlußablaufes verursachen; bei größerem Zeigerausschlag wird die Luftöffnung vergrößert und sinngemäß ein rascher Verschlußablauf erfolgen. Durch eine sinnreiche Übertragung der Federspannung des Verschlusses auf die pneumatische Anlage erhalten wir einerseits die erforderliche mechanische Kraft, andererseits aber auch automatisch den genau dosierten Ablauf der Verschlußsektoren, wie er den gemessenen Lichtverhältnissen des Aufnahmeobjektes entspricht.
Neben dieserVerschlußzeitregelung mußten nun noch zwei Faktoren berücksichtigt werden: die Stellung der Blende und die Empfindlichkeit des verwendeten Filmmaterials. Die Wahl der Blende muß dem Photographierenden überlassen bleiben, denn je nach Objekt wird er z. B. die Schärfentiefe beeinflussen wollen. Ein System fein abgestufter Widerstände ist in den Photozellen-Stromkreis geschaltet und wird mit dem Verstellendes gerasteten Blendenringes abgetastet."


Gruß Roland

26.05.22 17:58
mazdaro 

BZF-Meister

26.05.22 17:58
mazdaro 

BZF-Meister

Re: Die Anfänge der Belichtungsautomatik

Mit dem neuen Konica-Bajonett stellten die Japaner 1965 die erste KB SLR Kamera vor, die neben Belichtungsautomatik (Electric Eye) auch die einzigartige Umschaltung auf das halbe Format bot. Zur Belichtungsregelung wurde ja bereits einiges gesagt. Nun zur Nomenklatur, die auch für die kostengünstigere Variante P ohne Belichtungsmesser gilt:

Die Exportmodelle hießen "KONICA Auto-Reflex (P)" - Später zusammengeschrieben -, in Japan wurde die Bezeichnung "KONIKA AUTOREX (P)" verwendet und bei Foto Quelle hießen sie natürlich "Revue Auto-Reflex (SP)".

Das weiße Kunststofffenster an der linken Prismenwand dient der Beleuchtung der eingespiegelten Belichtungsmesser-Skala. Der Rückspulhebel wurde möglichst weit nach außen versetzt, um ausreichend Platz für die Mechanik der Automatik zu haben. Bei dem Modell (S)P war das nicht nötig.

Die letzten drei Bilder zeigen die Autoreflex 2 mit TTL und Blendenautomatik. Bei sämtlichen Modellen laufen alle Zeiten auch ohne Batterien. Die Verschlusssteuerung ist also rein mechanisch. Die Hexanone gehörten zum Feinsten, was am Markt zu haben war und sind sehr günstig zu bekommen.

An Adapter gab es vier Stück:
1) Für das erste Bajonett
2) Für M42 (Am Adapter steht "Praktica", nicht etwa "Pentax")
3) Für Exakta
4) Für Nikon (Ziemlich selten)

Bei Verwendung der Adapter muss manuell gemessen werden.













Datei-Anhänge
P1680008.jpg P1680008.jpg (31x)

Mime-Type: image/jpeg, 605 kB

P1680009.jpg P1680009.jpg (28x)

Mime-Type: image/jpeg, 203 kB

P1680015.jpg P1680015.jpg (27x)

Mime-Type: image/jpeg, 605 kB

P1680011.jpg P1680011.jpg (32x)

Mime-Type: image/jpeg, 505 kB

P1680016.jpg P1680016.jpg (26x)

Mime-Type: image/jpeg, 596 kB

P1670981.jpg P1670981.jpg (23x)

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P1670984.jpg P1670984.jpg (27x)

Mime-Type: image/jpeg, 529 kB

26.05.22 18:19
mazdaro 

BZF-Meister

26.05.22 18:19
mazdaro 

BZF-Meister

Re: Die Anfänge der Belichtungsautomatik

Die Umschaltung von Vollformat auf Halbformat muss nach einem gewissen Schema erfolgen, damit es nicht zu Überlappungen der Bilder kommt:

1) Zuerst aufziehen, dann aufs halbe Format umschalten.
2) Zurückschalten aufs Vollformat und erst dann aufziehen.

Im Sucherfenster sind Markierungen und beim Umschalten senken sich zwei Metallkeile entlang der Markierungslinien. Außerdem zählt das Zählwerk nur noch jedes zweite Bild.






Gruß. Roland

Datei-Anhänge
P1680049.jpg P1680049.jpg (29x)

Mime-Type: image/jpeg, 326 kB

P1680050.jpg P1680050.jpg (29x)

Mime-Type: image/jpeg, 303 kB

26.05.22 19:11
Rainer 

Administrator

26.05.22 19:11
Rainer 

Administrator

Re: Die Anfänge der Belichtungsautomatik

Hallo Roland,


ich habe den interessanten Thread ins Unterforum "Fotografieren, Fotografie, Fototechnik" verschoben. Ist tatsächlich ein Thread, der in mehre Unterforen passen würde ...

https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...rd.php?board=26

Grüße von Haus zu Haus
Rainer (Forumbetreiber)

Analog: Aus Negativ wird Positiv.
Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.

27.05.22 14:34
Jan_S 

BZF-Meister

27.05.22 14:34
Jan_S 

BZF-Meister

Re: Die Anfänge der Belichtungsautomatik

Hallo Roland,

vielen Dank für den instruktiven Beitrag, sehr interessant! Nur eine Kleinigkeit:

mazdaro:
Die erste Kamera mit eingebautem Belichtungsmesser (Se-Zellen) war die TLR Contaflex (1935)

Meines Wissens war die erste Kamera mit eingebautem Beli die Voigtländer Prominent 6x9, sie erschien schon 1932. Dort ist allerdings ein optischer Belichtungsmesser eingebaut, keine Selenzelle.


--
Beste Grüße
Jan

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