Wie wurde (wird) nicht-digital fotografiert? (Teil 1 und folgende)
Hallo zusammen,
wer dem Reiz der alten Fotokameras zu erliegen "droht" und sich mit der damals notwendigen Hard- und Software nicht auskennt, kann in diesem Thread eine kurze Einarbeitung in die Materie nachlesen. Dieser Thread kann natürlich ein einführendes Fachbuch nicht ersetzen, wohl aber dem Leser schon die "analoge" (chemische) Photo-Technik näher bringen.
Was wird zum chemischen Fotografieren benötigt?
Das Wirk-Prinzip beim chemischen Fotografieren: Fotokameras nehmen (zumeist) über eine oder mehrere Glaslinsen ein Foto auf einen Film auf. Dieser Film ist im hohen Maß lichtempfindlich und speichert die Aufnahme (noch latent und nicht sichtbar). Außerhalb der eigentlichen Aufnahme muss der Film konsequent vor jeglichen Lichteinfall geschützt werden.
Der belichtete Film wird, wenn alle Aufnahmen gemacht wurden, aus der Kamera entnommen. Dabei muss er bei den meisten Film-Kassetten zurückgespult werden, gegen weiteren Lichteinfall geschützt zur Entwicklungsfirma gebracht werden oder gar selbst entwickelt werden.
Die Entwicklungsanstalt entwickelt den Film in einem für den Film geeigneten Prozess und stellt (je nach Film und Auftrag) her:
Ein Negativ- oder Positiv-Film Papierabzüge oder (wenn gewünscht und es ein DIA-Umkehrfilm ist) DIAs zum Betrachten mit dem DIA-Projektor
Re: Wie wurde (wird) nicht-digital fotografiert? (Teil 2)
Hallo zusammen,
kümmern wir uns zunächst um die Kameras.
moderne digitale Fotokameras unterscheiden sich von den alten analogen Apparaten hauptsächlich durch das verwendete Speichermedium für aufzunehmende Fotos.
Die analoge Kamera zeichnet auf einen Film auf, die digitale Kamera nutzt zur Aufzeichnung elektronische Speicherbausteine (Chips, wie SD-Card, XD-Card, usw).
Fotokameras unterscheiden sich hauptsächlich durch:
das Filmformat. Kleinbild, Rollfilm, Platten, Planfilm, usw.
den Kameratyp. Sucher-Kamera, Spiegelreflex-Kamera, Platten-Kamera
die Kamera-Qualität. Box-Kamera, Sucher-Kamera Spiegelreflex-Kamera
Jede Kamera verfügt über ein Objektiv (im einfachsten Fall ein kleines Loch (Lochkamera)) oder auswechselbare Objektive oder Objektive mit veränderliche Brennweite. Objektive bestehen aus einer oder mehreren Glaslinsen zumeist mit integriertem Verschluss- und Blendensystem.
Weiter verfügt jede Kamera über eine Verschlusseinheit, die in Abhängigkeit von der genutzten Filmart (Negativ, Positiv, Farbe, Schwarz-Weiss, Filmempfindlichkeit) eine jeweils genügend lange Belichtung zulässt. Dieser Verschluss öffnet beim Drücken des Auslösers mehr oder weniger lang das Objektiv und lässt entsprechend Licht auf den Film fallen.
Außerdem kann noch die Lichtmenge durch die Blende gesteuert werden. Die Blende gibt (je nach Einstellung) einen mehr oder weniger großen Bereich des Objektives für das durchgehende Licht frei.
Nicht vergessen werden darf die Entfernungseinstellung. Die meisten Objektive sind in der Entfernung einstellbar. Objektive können tatsächlich immer nur eine Entfernung wirklich scharf abbilden. Befinden sich Teile des Motivs davor und dahinter, werden diese (je nach Filmformat und Objektivtyp und eingestellter Blende und eingestellter Entfernung) mehr oder weniger unscharf. Es gibt auch Kameraobjektive, die fest auf eine Entfernung eingestellt sind, hier wird die Bildschärfe immer ein Kompromiss sein.
Es gibt Kameras mit Durchsichtsucher (Drahtrahmen- oder "Sport"-Sucher), mit Spiegelreflex-Sucher (auch viele alte Box-Kameras haben einen oder sogar zwei kleine Reflexsucher), mit austauschbarer Betrachtungsfläche (Platten- und Planfilm-Kameras).
MFG Rainer (Admin)
Möge die Belichtung immer kürzer als 1/30 Sekunde sein. Aus Negativ wird Positiv.
Filme gab (gibt) es in diversen Formaten. Es wurden neben Farbfilmen auch Schwarz-Weiss-Filme angeboten. Je kleiner das Film-Format ist, desto stärker tritt das sogenannte Film-Korn in Erscheinung. Die lichtempfindlichen Schichten bestehen aus kleinen Partikeln, die umso größer sind, je lichtempfindlicher der Film ist. Es gibt hier auch gewisse Ausnahmen bei den sogenannten "silberfreien" Filmen. Bei gleicher Papierbildgröße wird man ein gewisses Korn bei hochempfindlichen Filmen stärker sehen, als bei niedrigempfindlichen Filmen.
So gesehen hat ein Minox 9 x 11 mm - Negativ mehr Korn auf dem Papierbild wie ein genau so großes Papierbild eines 60 x 90 mm - Negatives (bei selber Filmempfindlichkeit).
Nur wenige Filme können hinsichtlich der Varianz der Filmempfindlichkeit mit unterschiedlicher Filmempfindlichkeit (DIN oder ASA) genutzt werden.
Der Fotograf muss vor einem Foto-Einsatz überlegen, ob er eher einen niedrig- , mittel- oder hoch-empfindlichen Film verwenden will. Geplante Aufnahmen am frühen Morgen oder in der Abenddämmerung, Nachtaufnahmen, Aufnahmen ohne Blitz, schnelle Sportaufnahmen verlangen einen hochempfindlichen Film. Aufnahmen, die stark vergrößert werden sollen und oder bei hellem Sonnenlicht benötigen eher einen niedrigempfindlichen Film.
DIN - ASA Bei ASA verdoppelt sich die Lichtempfindlichkeit von 25 auf 50 auf 100 auf 200 auf 400 jeweils. Bei DIN verdoppelt sich die Lichtempfindlichkeit von 15 auf 18 auf 21 auf 24 auf 27 jeweils.
Filmarten: Negativ- und Positiv-(DIA)-Filme und Sofortbildfilme.
Aufnahmen bei schlechtem Licht wurden möglich durch Verwendung von Blitzgeräten. Zuerst waren das Blitzlicht-Pulver abbrennende Geräte, die Magnesium-Pulver entflammten, welches dann recht schnell bei hoher Lichtabgabe verbrannte. Allerdings war dieses Verfahren nicht ungefährlich wegen der Brand- und Verletzungsgefahr.
Besser wurde die Situation nach Einführung der Blitzbirnen. Diese wurden elektrisch oder mechanisch gezündet, arbeiteten zuverlässiger. Belichtungszeiten um 1/25 Sekunde wurden möglich.
Schließlich kamen die Elekronenblitzgeräte auf, mit denen auch schnelle Belichtungszeiten und schnelle nächste Aufnahmen realisierbar wurden.
Pulver-Blitzer, Birnen-Blitzer, Elektronenblitz
Typisches Blitzlichtpulver
MFG Rainer (Admin)
Möge die Belichtung immer kürzer als 1/30 Sekunde sein. Aus Negativ wird Positiv.
Re: Wie wurde (wird) nicht-digital fotografiert? (Teil 4)
Hallo zusammen,
wichtige Größe bei analogen Fotoapparaten: DIE BLENDE, TIEFENSCHÄRFE
Die maximale Öffnung des "Lochs", durch dass das Licht vom Motiv zum Film geleitet wird, bestimmt den größten Blendenwert eines Objektivs. So hat ein Objektiv mit dem Aufdruck 2,8 ein größeres "Loch" als ein Objektiv mit 3,5 als größten Blendenwert. Erstgenanntes Objektiv kann somit mehr Licht bei gleicher Belichtungszeit auf den Film bringen.
Nun ist es aber so, dass die absolute Bildschärfe nicht bei größter Blende erreicht wird, viele Objektive haben ihre Maximalschärfe bei 1 - 2 Blenden unter dem Maximalwert. Weiter ist die Tiefenschärfe (Schärfentiefe) bei kleinen Blenden besser als bei offener Blende. Tiefenschärfe: Wird die Entfernungseinstellung z.B. auf Unendlich gestellt und man will vor dem fernen Gebirge in 3 Meter Entfernung eine Person photographieren, wird das bei offener Blende nicht gelingen, aber bei einer sehr kleinen Blende schon. Viele analoge Fotoapparate haben an der Entfernungsskala eine Zusatzskala, die anzeigt, wie groß die Schärfentiefe bei einer bestimmten Blende ist.
Es sollte im Allgemeinen eine möglichst kleine Blende gewählt werden, Ausnahme: Maximalschärfe eines Motivs in einer bestimmten Entfernung, hier wird 1- 2 Blenden unterhalb der Maximalöffnung genommen. Ein typisches Objektiv kann folgende Blendenwerte haben: 2,8 - 4 - 8 - 11 - 16 -22. Dabei ist 2,8 die größte Blende, 22 die kleinste.
Neben der Beachtung der Maximalschärfe und der Tiefenschärfe hat die Blende zusammen mit der Belichtungszeit bestimmende Wirkung auf ein Foto. Bei sehr hellem Licht wird man sowie kleine Blende und kurze Verschlusszeit wählen müssen, genauso bei Sportaufnahmen. Bei nebligen Wetter und Motiven und Landschaftsaufnahmen oder in der Dämmerung wird man eher die Blende weiter öffnen, bei gleichzeitiger Verkürzung der Belichtungszeit, genauso bei sich schnell bewegenden Motiven.
Zusammenhang Blende und Belichtungszeit und Filmempfindlichkeit: Um den selben Lichteindruck auf dem Film zu erreichen, können beispielsweise folgende Werte eingestellt oder Filme genutzt werden:
Alle gezeigten Kombinationen erzeugen den selben Lichteindruck auf dem Film! Für die exakte Bestimmung der richtigen Blende und Verschlusszeit bei einer gegebenen Filmempfindlichkeit ist bei Farbfilmen ein eingebauter oder externer Belichtungsmesser sinnvoll.
Allerdings kann bei der guten alten Schwarz-Weiss-Fotografie von einfachen Zusammenhängen ausgegangen werden:
Film 50 ASA (18 DIN):
Bei Sonne Blende 16, 1/50 Sek. Bei Bewölkung Blende 11, 1/50 Sek. Bei Morgen- oder Abenddämmerung Blende 8, 1/50 Sek.
Kernsatz: Man wählt bei bewegten Motiven am besten die kürzest mögliche Belichtungszeit (also besser 1/100 statt 1/25 Sekunde). Soll ein Motiv mit wichtigen Teilen weiter vor (dichter an der Kamera) UND bis zu unendlich abgelichtet werden, ist eine möglichst kleine Blende zu verwenden (also besser Blende 16 statt Blende 5,6)
MFG Rainer (Admin)
Möge die Belichtung immer kürzer als 1/30 Sekunde sein. Aus Negativ wird Positiv.
Re: Wie wurde (wird) nicht-digital photographiert? (Teil V)
Hallo zusammen,
nochmals das Thema Tiefenschärfe (Schärfentiefe): Bei einigen Kameras gab es auf der Entfernungseinstellskala neben den Meter-Ziffern eine oder zwei Marken. Damit wurde auf Entfernungen verwiesen, bei der das Objektiv eine besonders große Tiefenschärfe aufwies. Das war für damalige Photographen durchaus wichtig, weil Kameras ohne Abblendung nur bedingt Informationen über den Schärfentiefebereich lieferten.
Oft lagen diese beiden Marken so um 3 und 7 Meter.
Re: Wie wurde (wird) nicht-digital fotografiert? (Teil IV)
Hallo zusammen,
es ist wohl so, dass gerade die Tiefenschärfe (Schärfentiefe) bei Hobby-Fotogrphen im Bereich analoger Fotografie immer wieder schwer verstanden wird. Heute im Zeitalter der Digital-Kameras ist die Schärfentiefe (zumindest für den Fotografen) etwas in den Hintergrund getreten, weil die kleinen digitalen Aufnahmeformate von Hause aus zur recht großen Schärfentiefe führen.
Um aber zu verstehen, auch noch mal - wie schon an anderer Stelle im Forum angesprochen - etwas weitere Details:
Foto 1
Foto 2
Foto 3
Die gedankliche Hürde ist also: Man stellt nicht mehr auf die Hauptmotiv-Entfernung ein, sondern in Abhängigkeit der gewünschten Blende eine Entfernung, die die wesentlichen Motivbereiche in die Tiefenschärfegrenzen einbindet.
Im Foto Nr. 2 können wichtige Motivbereiche von 1,7 Meter bis unendlich erfasst werden.
Man muss nur bedenken: In diesem Bereich sind natürlich nicht alle Entfernungen im berücksichtigten Bereich gleich scharf. Es wurde hier eine Regel aufgestellt, nach der der "Zerstreuungskreis" eines Abbildungspunktes ein gewissen Maß nicht übersteigen durfte. Tiefenschärfe ist also eine Festlegung für einen guten Schärfe-Kompromiss.
Hinweis: Wie schon im Vorbeitrag erwähnt, zeigen die kleinen Kreise gute Schärfetiefe-Bereiche des Objektivs an.
Re: Wie wurde (wird) nicht-digital fotografiert? (Teil 1 und folgende)
Hallo zusammen,
ein anderer Aspekt der Bestimmung der Schärfentiefe oder Tiefenschärfe (mir gefällt der erste Ausdruck besser) ist meiner Meinung nach nicht unbedingt die Kentnis des minimalen Abstandes vorm Obbjektiv bis zum Punkt "Unendlich" bei einer bestimmten Blende. Folgt man dem Gedanken, das die Schärfenverteilung in einem Bild ein wesentliches Gestaltungsmittel ist, ist es doch viel interessanter, die Schärfe wirklich in einen bestimmten Bereich, sagen wir von 2-6 m vor die KAmera zu legen. Anwendung wäre hier z.B. im Porträtbereich bei Mensch und Tier aber auch in der Landschaft bei Pflanzen oder Bauwerken/-details, die vor einem unscharfen Hintergrund wesentlich besser wirken als vor einer "scharfen Unendlichkeit". Hier leistete die Schärfentiefengravur auf den Objektiven wertvolle Dieste - man konnte sehen, wie weit sich die Schärfe z.B. bei einer Einstellung von 3 m entsprechend der gewählten Blende erstrecken würde und diese gegebenenfalls entsprechend korrigieren.. Eine Funktion, die heute vielfach die "Abblendtaste" übernommen hat im Modus "Zeitautomatik", bei dem der Fotograf die Arbeitsblende vorwählt und die Kamera die passende Zeit dazu errechnet. Mit dem NAchteil allerdings, das bei kleinen Arbetsblendenöffnungen das Sucherbild so dunkel wird, das man die Schärfenverteilung auch nur noch ahnen kann.Dahin gehend war die Gravur schneller zu durchschauen.