wahrscheinlich wird meine naive Frage bei Glasplattenprofis Stürme der Heiterkeit erzeugen, ist aber wirklich ernst gemeint.
Zum Hintergrund: Unter der Beschreibung "Dachbodenfund" ist allerlei Fotomaterial aus "alten Zeiten" bei mir gelandet. Unter anderem eben auch eine größere Anzahl an Glasplatten. Mich verwundert die unterschiedliche Helligkeit. Manche Platten sind "normal", einige so dunkel, dass kaum etwas zu erkennen ist und andere Platten, meist auch zu dunkel, sind umrandet von einem Schimmer vergleichbar dem, wenn ein Tropfen Motoröl in einer Pfütze schwimmt. Wenn man sich die Kosten vor Augen hält, die damals für eine Fotografie aufgerufen wurden, kann ich mir nicht wirklich vorstellen, dass der Fotograf damals so sorglos mit der Belichtung der Platten umgegangen sein könnte. Oder etwa doch?
Falls es wichtig sein sollte: Es handelt sich durchweg um Platten der Größe 9x12
-------------------------------------------------- Mit besten Grüßen aus dem "echten Norden" Andreas
ob die Platten nachdunkeln, kann ich nicht beantworten. Die glänzenden Ränder, die sich immer weiter in Richtung Bildmitte ausbreiten, sind Aussilberungen. Beim Scannen (oder Ausbelichten) werden die Bilder dann nach außen hin heller. Anbei noch ein typisches Beispiel, wobei dieses Negativ zusätzlich einen Feuchtigkeitsschaden aufweist.
AWR59: Mich verwundert die unterschiedliche Helligkeit. Manche Platten sind "normal", einige so dunkel, dass kaum etwas zu erkennen ist und andere Platten, meist auch zu dunkel, sind umrandet von einem Schimmer vergleichbar dem, wenn ein Tropfen Motoröl in einer Pfütze schwimmt. Wenn man sich die Kosten vor Augen hält, die damals für eine Fotografie aufgerufen wurden, kann ich mir nicht wirklich vorstellen, dass der Fotograf damals so sorglos mit der Belichtung der Platten umgegangen sein könnte. Oder etwa doch?
Hallo, Andreas! Wahrscheinlich hat der Fotograf nur vergessen gehabt, eine neue Quecksilberbatterie in seinen CDS-Belichtungsmesser einzulegen ;) .
Spaß beiseite, schon mit der Belichtung kann mit den Platten alles mögliche schief gegangen sein. Aber dann fängt die Verarbeitung erst an. Ich hatte auch auf den frühesten Filmen vor 60 Jahren (https://kapplertal.de/) Stoppbad, frisches Fixierbad und eine ganze Stunde Wässerung unter laufendem Wasser gehabt. Und wenn das dem Fotografen (nochmal 60 Jahre davor, wenn ich das so richtig sehe) überhaupt möglich war, dann fing die Lagerung erst an. Ich schätze, das von Dir gezeigte Bild hat zwei Weltkriege, vielleicht ein paar Brände und Überschwemmungen, Extremwetter und sonst etwas hinter sich. Was ist, wenn in den vielen Jahren irgendwem eine Flasche Batteriesäure umkippt und sich die Dämpfe auf dem Dachboden gesammelt haben? Schwefel kommt, glaube ich, nicht gut bei Silber. Wie warm wird's in Rekordsommern auf besagten Dachböden? Und auch bei meinen eigenen Negativen hatte ich mir in einzelnen Exemplaren viel Mühe geben müssen, sowohl bei manueller Retusche als auch mit der Anwendung automatischer Entfleckung, um brauchbare Bilder zu erziehen. Es ist erstaunlich, was für einen Flatschen ein alles überdeckender Fingerabdruck auf einem Kleinbildnegativ in sechzig Jahren produzieren konnte ;) .
Wenn ich so ein Foto wie das von Dir gezeigte sehe, freue ich mich eher, daß es so gut erhalten ist und uns mit vielen Details längst vergangene Zeiten vor Augen führt. Auch das war ein Grund für mich, meine uralten Bilder zu digitalisieren, möglichst weit zu verteilen und der Fürsorge anderer Personen, z.B. einem Verein, zu empfehlen. Da ist noch ein verträumtes Schwarzwaldtal, das heute _Vorstadt_ geworden ist.
um das Bild aus der ZI Kassette geht es nicht. Wie geschrieben habe ich vor kurzem einen "Dachbodenfund", bestehend aus altem Fotopapier, original verpackten Agfa Platten, jeder Menge Kleinbildnegative, Planfilmkassetten und eben ca. 30 Glasplatten gekauft.
Einige Glasplatten sind wirklich gut erhalten. Leider sind auch extrem dunkle Exemplare darunter die auf dem Scanner kaum ihre Geheimnisse preisgeben. Und auch einige Platten die die letzten Jahrzehnte schlecht überstanden haben (Bruch) sind dabei. Mich irritiert nur der extreme Qualitätsunterschied. Ich zeige mal 3 unbearbeitete Beispiele.
-------------------------------------------------- Mit besten Grüßen aus dem "echten Norden" Andreas
es kann auch an der Fähigkeit der damaligen Hobby-Fotografen liegen. Es war ohne echte Belichtungsmesser erst einmal nicht ganz so einfach richtig zu belichten, weiter waren die Entwicklerbäder und Fixierbäder nicht immer stabil, insbesondere, wenn die Ansätze mehrfach verwendet wurden. Schließlich war es wohl auch insbesondere ein Problem mit der Fixierung (gründlich und oft beim Fixieren das Bad bewegen, lange genug fixieren, ) gründlich wässern, trocken aufbewahren. Gern wurde viel zu kurz fixiert.
Ich habe auch Negativplatten gesehen, die Schimmelpilz-Befall hatten und nochmals nachgewässert wurden verbunden mit dem Versuch, den Pilz "abzuwaschen".
Nicht zu vergessen auch die "Geheimbäder" um die Negative nachzubearbeiten, da kam so einiges an Chemie zum Einsatz, die man heute dem Hobby-Fotografen nicht mehr zumuten wurde...
Wie dem auch sei, ich habe viele Negativplatten gesehen die munter über- oder unterbelichtet waren oder über- oder unter-entwickelt.
Von Nachdunklen ist mir nichts bekannt geworden.
Beste Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.
im Endeffekt kann man also festhalten, dass die Platten schon bei der Belichtung, spätestens aber bei der Entwicklung "versaut" worden sind. Das nehme ich dann für mich so mit und bedanke mich für die Wortmeldungen.
-------------------------------------------------- Mit besten Grüßen aus dem "echten Norden" Andreas
Vielleicht trotzdem noch ein paar Worte zu den Glasnegativen: Das Bromsilber der Glasplattennegative kann, wie zu lesen ist, durchaus etwas nachdunkeln, allerdings wohl nicht so extrem, wie im Beispiel von Andreas. Die typischen Aussilberungen habe ich auf dem ersten Bild nochmal etwas unscharf abgelichtet. Die meisten Schäden an alten Glasnegativen kommen aber von unsachgemäßer Lagerung – also mechanische Schäden, wechselnde und unpassende Temperaturen/Luftfeuchtigkeit und natürlich UV-Einstrahlung wären da zu nennen. Anbei noch einige Beispiele aus eigenem Erleben:
Bild 1 – Aussilberung
Bild 2 – Grundsätzlich sollten Glasnegative nach Möglichkeit stehend gelagert werden, aber nicht ungeschützt Platte an Platte!
Bild 3 – Früher und teilweise auch noch heute war die Pergaminhülle das Aufbewahrungsmittel der Wahl. Pergamin wird bei erhöhter Luftfeuchtigkeit wellig, was Abdrücke in der Emulsion hinterlassen kann. Im vorliegenden Fall war die Luftfeuchtigkeit so hoch, dass sich das Pergamin mit der Emulsion verbunden hat.
Bild 4 – Beschriftungsaufkleber und auch die Klebestellen der Pergaminhüllen selbst sind immer eine Gefahrenquelle. Der Kleber wird über kurz oder lang mit der Fotoschicht reagieren.
Bild 5 – das Ergebnis der Reaktion des Klebers mit der Fotoschicht: In der oberen rechten Ecke lag der Beschriftungsaufkleber auf. Die helle vertikale Linie ist die Auflage der Klebestelle der Pergaminhülle selbst. Die vertikalen Streifen sind die Eindrücke der welligen Pergaminhülle in der Fotoschicht.
Bild 6 – etwas außerhalb des Themas: Insektenbefall bei Kleinbilddias
welchen Lagerungsumständen die Platten in den letzten, geschätzt, über 100 Jahren ausgesetzt waren kann ich natürlich nicht beurteilen. Zu mir kamen sie in einem Karton, aufeinandergestapelt, teils mit einem Pergaminblatt dazwischen, teilweise auch ohne. Vermutlich haben die Platten auf diese Weise schon einige Jahrzehnte verbracht. Neben den Aussilberungen sind natürlich auch mechanische Schäden zu beklagen. Am Wochenende werde ich versuchen die Platten die noch Erfolg versprechen einzuscannen.
Ein paar Platten befanden sich auch in Hüllen des entsprechenden Fotohauses.
-------------------------------------------------- Mit besten Grüßen aus dem "echten Norden" Andreas