Eigentlich das bessere Kleinbildformat auf 127-Typ-Film?
Hallo zusammen,
das Kleinbildformat auf perforiertem Kinofilm hat ja bekanntlich geschafft, lange Zeit DAS Filmformat für kompakte Kameras zu sein. 36 x 24 mm, das war anfänglich schon eine Herausforderung (wegen der Körnigkeit der frühen Filme).
Neben dem perforierten Kleinbildfilm kam aber auch ein fast gleiches Format auf den Markt: Das 30 x 40 mm Format auf unperforiertem Rollfilm. Aber der 127 Film bot Format-Alternativen, so gab es:
4 x 4 cm = 12 Aufnahmen, 3 x 4 cm = 16 Aufnahmen, 6 x 4 cm = 8 Aufnahmen.
Für viele Leute damals war gerade dieses Format 3 x 4 schon interessant, weil oft die 36 Aufnahmen auf KB-Film zu viel empfunden wurden.
Gerade 3 x 4 und 4 x 4 ermöglichte ähnlich kompakte Fotoapparate wie für Kleinbild-Film.
Eigentlich schade, dass das Format quasi vom Markt verschwunden ist. Hin und wieder werden noch heute sogar noch Filme angeboten (auch Neuproduktionen).
Andererseits wurde Normalhalte-Lage der meisten 3 x 4 cm 127-Film-Kameras im Hochformat von einigen Besitzern als ungünstig angesehen. Querformataufnahmen waren hier nur mit um 90 Grad gekippter Kamera möglich.
Also nicht besser als Kleinbild, aber anders ...
Schön ist es, dass auch hier im Forum einige dieser feinen 127-Film-Format-Kameras vorgestellt werden.
Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.
Re: Eigentlich das bessere Kleinbildformat auf 127-Typ-Film?
Hallo Rainer,
interessante Überlegungen, die zu der Frage führen, warum sich das Format 3x4 bei anspruchsvolleren Kameras nicht durchsetzen konnte. Eigentlich hat das Format 3x4 auf 127er Film eine Reihe von Vorzügen:
1. Die Bilder konnten als Kontaktkopien (gerade noch) betrachtet werden, Vergrößerungen waren nicht unbedingt nötig. Damit wurde jedenfalls geworben. Ich habe neulich ein Album gekauft, das ausdrücklich für 3x4-Kontaktabzüge bestimmt war.
2. Was den Filmtransport betrifft, war kein großer konstruktiver Aufwand erforderlich, man konnte mit den Rotfenstern arbeiten. Einen Schnellschalthebel hat nur die Pilot-Reflex, bei der Ihagee Parvola gab es ihn gegen Aufpreis. Die Kameras waren also günstiger in der Herstellung.
3. Die 127er Rolle ist dünner als eine KB-Patrone, die Kameras konnten etwas kleiner gebaut werden als KB-Kameras. Man sieht den Unterschied, wenn man Modelle desselben Herstellers vergleicht, z. B. Balda Baldi (3x4) gegen Baldinette (24x36) oder Wirgin Gewirette (3x4) gegen Edinex (24x36).
Man kann aber auch technische Gründe anführen – problematisch war nämlich die Filmplanlage. Es ist wohl kein Zufall, dass gerade bei den technisch anspruchsvolleren und teuren Modellen wie der Nagel Pupille und der Plaubel Makinette konstruktive Änderungen vorgenommen wurden, die die Filmführung betrafen. Belege dafür liefere ich noch nach, u.a. macht Jost Simon darauf aufmerksam.
Re: Eigentlich das bessere Kleinbildformat auf 127-Typ-Film?
Hallo Jan,
das ist ein interessanter Text (von Deinem Link). Indirekt hatte ich die Kostenfrage auch angesprochen hinsichtlich der Bildzahl pro Film. Mein Onkel Willi fotografierte gern noch mit Platte, zumal er keinen Vergrößerer hatte (brauchte). Seine 9x12 Fotos waren also immer Kontaktkopien, auch seine 6x9 Rollfilm-Fotos. Er machte sogar 4,5 x 6 cm Kontaktkopien. Auch meine Mutter mit ihrer Super Ikonta 4,5 x 6 cm, hatte in ihren Fotoalben fast ausschließlich Kontaktabzüge, ging gut.
3 x 4 cm Kopien sind schon ein wenig an der Grenze zur Briefmarke, geht aber sicher wohl auch gerade noch.
Zu der Frage der Filmplanlage. Das ist mir so noch nicht ganz klar. Denn der 120-Film mit seinen 9x6 cm -Flächen hat ja sicher ähnliche Schwierigkeiten, wahrscheinlich mehr als bei 3 x 4. Ich meine, das Format ist ja deutlich größer, trotzdem hat 6x9 deutlich länger "gelebt".
Ein anderer Punkt "Standard-Hochformat" bei normaler Kamerahaltung scheint mir auch (wie schon erwähnt) ein Aspekt gewesen sein.
Meine Tante mit ihrer Agfabox hatte alle Fotos im Hochformat gemacht, auch Landschaftsaufnahmen. Darauf angesprochen, meinte sie, es war ihr unangenehm die Box zu kippen, weil dann auch der Auslöser so komisch lag.
Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.
Re: Eigentlich das bessere Kleinbildformat auf 127-Typ-Film?
Hallo Rainer,
Rainer:3 x 4 cm Kopien sind schon ein wenig an der Grenze zur Briefmarke, geht aber sicher wohl auch gerade noch.
Es gab sogar entsprechende Alben:
Ich finde das aber in der Tat zu winzig...
Rainer:Zu der Frage der Filmplanlage. Das ist mir so noch nicht ganz klar. Denn der 120-Film mit seinen 9x6 cm -Flächen hat ja sicher ähnliche Schwierigkeiten, wahrscheinlich mehr als bei 3 x 4. Ich meine, das Format ist ja deutlich größer, trotzdem hat 6x9 deutlich länger "gelebt".
Ja, das Problem scheint wohl der sehr kleine Durchmesser der Spule zu sein. In dem schon einmal erwähnten zeitgenössischen Lehrbuch von Wolter (Photographier' mit Drei-Vier und Vier-Vier, 1932) wird auf die "Neigung zum Hohl- und Wellig-Liegen" hingewiesen, weshalb man in einer verbesserten Version der Nagel Pupille die Transportmechanik angepasst habe (S. 87). Auch bei der Plaubel Makinette hat es wohl Veränderungen gegeben; die Quelle finde ich gerade nicht. Wie groß die Einschränkungen hinsichtlich der Filmplanlage wirklich sind, weiß ich nicht; ich habe nur testweise mit den 3x4-Kameras fotografiert.
Re: Eigentlich das bessere Kleinbildformat auf 127-Typ-Film?
Hallo zusammen,
auf alle Fälle haben die 127er Filme schöne und auch interessante Kameras hervorgebracht. Hier zu sehen sind die Pontiac Lynx II / Foth Derby Typ 2 (1931)* / Gallus Derlux
*Ursprünglich wurde ein Filmfenster mit dem KB-Format 24 x 36 mm verwendet! Zum Glück hatte man diesen Schwachsinn schnell abgestellt. Die etwas seltsam anmutende Zeitenreihe ist auch nicht unbedingt das, was man sich wünscht. Noch weniger wünscht man sich einen Schlitzverschluss, der nach einigen Jährchen keine konstanten Zeiten mehr liefert. Foca ist in dieser Hinsicht nicht viel besser.
Aber der Objektivdeckel der Gallus ist der Hit.
Von links nach rechts: Pontiac Lynx II, Foth Derby II, Gallus Derlux
Von links nach rechts: Pontiac Lynx II, Foth Derby II, Gallus Derlux
Von links nach rechts: Gallus Derlux, Pontiac Lynx II, Foth Derby II