Ich möchte einen S/W-Kontaktkopierer aus den 50er-Jahren vorstellen, den Kindermann „Amato“. Warum Kindermann damals seine Dunkelkammer-Produkte so benannt hat, weiß ich nicht zu sagen. Es gab noch das Kopiergerät „Amatoflex“ und die Vergrößerer „Amatofirm“, „Amatofix“, „Amatolux“ und „Amatosix“, außerdem die „Amato“-Trockenpresse, den „Amato“-Diabetrachter, einen „Amato“-Belichtungsmesser (aus Bakelit) sowie die „Amato“-Schneidemaschine. Vielleicht spielt die Produktlinie auf das Wort „Amateur“ an, denn das waren alles Geräte für das Heimlabor, oder ist gar das italienische „amato“ gemeint (‚Geliebte‘)? Vielleicht waren aus Marketinggründen beide Assoziationen erwünscht.
Technisch gesehen handelt es sich um eine Holzkiste mit einer Lampenfassung für rotes und einer für weißes Licht (beide E27). Von den beiden Kindermann-Kopierern war dies das ‚gehobene‘ Modell (s. Prospekt) und kostete damals immerhin 54,- DM. Ein Kippschalter an der Seite schaltet das Gerät ein, dann leuchtet konstant die rote Dunkelkammerlampe, und man kann in Ruhe das Fotopapier (bis 10x15 cm) und das S/W-Negativ einlegen und unter dem einrastenden Deckel fest und plan auf die Glasplatte drücken. Die Lampe für die Belichtung geht zusätzlich an, wenn man den weißen Schalter herauszieht, eben so lange, wie es das eingelegte Negativ für eine schön durchgezeichnete Kopie erfordert (Labor- oder Stoppuhr hilfreich).
Der Kopieraufsatz, den man für 28,- DM auch einzeln kaufen konnte, bietet eine Randbreitenverstellung von 2 bis 10 mm. Zwischen Lampenkammer und Aufsatz ist eine Milchglasscheibe eingelegt. Das Gerät arbeitet mit normaler Netzspannung (220 V), aktuell habe ich eine 40W-Lampe für die Belichtung und eine 15W-Rotlichtlampe („Dr. Fischer Photolamp“) eingesetzt.
Das Gerät ist gut geeignet für Kontaktkopien ab 6x9 cm und für Planfilm-Negative (9x12 cm). Die 1861 gegründete Firma Kindermann (ehem. Ochsenfurt/Berlin), die mal besonders für ihre Diaprojektoren, Episkope und Heimlabor-Geräte bekannt war, gibt es immer noch, nur produziert sie heute digitale Konferenz- und Medientechnik, aber keine hölzernen Kontaktkopierer mehr. Tempora mutantur!
Ich freue mich darauf, mit dem Gerät demnächst meinen ersten Planfilm zu vergrößern.
Hallo, mit sowas kenne ich mich nicht aus, aber hat man damit das fertige Foto vom Negativ "kopiert", ich habe kürzlich einen Satz Glasnegative 6 x 4,5 bekommen, und zu jedem Negativ gibt es ein, exakt gleichgroßes Schwarzweiß Foto, mit durchwachsener Quakität, und ich glaube mich zu erinnern das die Bilder quasi direkt vom Negativ gemacht wurden. Zeitlich sind die Platten schwer einzuschätzen, aber ich ich denke 40ger anfang der 50ger, aber wie gesagt, die Qualität der Bilder liegt unter dem was ich mit meinem ( per Handarbeit für Glasplatten Modifizierten) Flachbettscanner hinbekomme. Erst das Negativ: Denn das Foto: Denn mein "digitaler" Abzug
für die Schärfe ist die Lichtquelle idealerweise punktförmig, für die gleichmäßige Ausleuchtung möglichst weit weg. Wenn das Fotopapier nicht zu lichtempfindlich wäre, böte sich die Nutzung der Sonne an einem wolkenlosen Tag an.
Der Kindermann Kontakt-Kopierer nutzt Mattscheibe und helle Innenwände für eine gleichmäßige Ausleuchtung. Es ist sicher interessant, wie das der Schäfe bekommt.
Was ich bisher gerne verdrängt habe: Das Durchschnitts-Monats-Nettogehalt betrug 1955 etwa 315 DM, heute sind's etwa 2000€. Die 56 DM damals entsprächen heute also etwa 350€. (Die Arbeits-Zeit-Verkürzung ist da noch gar nicht berücksichtigt.) Für das Geld bekommt man heute ein Smartphone mit 45MP-Kamera und einen Laptop zum Verarbeiten dazu (ok nicht mit HD-Display).
Nachdenklich Roland
PS: Auch interessant, die prozentualen Abzüge vom Gehalt damals und heute. (Datenbasis:gesis org "Lohn- und Gehaltssumme Durchschnittsverdienste und Abzüge der Arbeitnehmer")
RolandG:Was ich bisher gerne verdrängt habe: Das Durchschnitts-Monats-Nettogehalt betrug 1955 etwa 315 DM, heute sind's etwa 2000€. Die 56 DM damals entsprächen heute also etwa 350€. (Die Arbeits-Zeit-Verkürzung ist da noch gar nicht berücksichtigt.) Für das Geld bekommt man heute ein Smartphone mit 45MP-Kamera und einen Laptop zum Verarbeiten dazu (ok nicht mit HD-Display).
Schön, aber 1955ff stand im Elternhaus für uns Kinder immer ein voller Obstkorb (ein Pfund Äpfel kosteten in der Erntesaison zehn Pfennig), während ich mir heute sehr überlege, ob ich mir eine Handvoll Äpfel kaufen sollte. Wenn ich nicht im eigenen, schuldenfreien Haus leben würde, müsste ich für Obst an der nächsten Tafel anstehen. Und soo mickrig ist meine Rente (Auslandstätigkeit, Prokurist, als Selbständiger Beiträge an die "freiwillige Pflichtversicherung" gezahlt) auch nicht.
1955 wurden die Computer und Telefone von Hand gelötet. Die Kostenrechnung von heute kapiert das Volk gar nicht. Es wird eine Fabrik für eine Milliarde (Euro, Dollar, Micky-Maus-Taler) gebaut, die im Lauf ihres kalkulatorischen Lebens hundert Millionen Geräte auswirft, Materialkosten in der Vollkostenrechnung pro Gerät zehn Euro in Sand usw. für die Halbleiter, Stickstoff für die Kunststoffherstellung des Gehäuses usw. plus ein paar Cents pro Stück für den Produktionsleiter, den Werbelügner und so weiter. Verkauft werden die Dinger z.B. als iPhone für 1000 Euro. Das ist absolut nicht amoralisch, nennt sich Deckungsbeitrag und gibt überdies diversesten Leuten einen Anreiz, 45-Megapixel-Kameras oder, praktischer, GPS-Karten, Betriebssysteme für Handyticket-Apps und so weiter zu entwickeln. Nur, technisch und volkswirtschaftlich ist dein Smartphone, dein Laptop ein Pfennigsartikel. Richtig gute, zwiegenähte Schuhe sind, einigermaßen gepflegt, nach 20 Jahren immer noch eine Geldanlage, ein Handy von vor 20 Jahren einfach nur, wegen der Entsorgungsvorschriften, Umwelt usw., ein Ärgernis.
ich freue mich über die interessante Diskussion, besonders auch über die Kopier-Regeln von Rainer. Ja, die 54,- DM zeigen einfach, dass Fotografieren damals ein exklusives Hobby war. Für das Geld bekam man schon eine ordentliche Kamera, z.B. von Agfa, Dacora oder Braun. Und dass der hohe Preis auch Kindermann bewusst war, zeigt ja die Option, nur den Kopieraufsatz ohne Kasten zu kaufen (für günstige 28,- DM).
Rainers Hinweis auf die bemerkenswerte Schärfe von Kontaktkopien kann ich nur bestätigen. Ich hänge mal einen (mäßig guten) Scan aus einem Album mit Kontaktkopien (6x6) an, die ich vor ein paar Monaten probeweise gemacht habe. Ja, tatsächlich, das sieht aus wie in den 50er-Jahren... Nicht zu verleugnen ist aber die hervorragende Schärfe, wenngleich das Betrachten von Kontaktkopien eigentlich erst ab 6x9 Freude macht.
Wundersamerweise konnte ich gerade den im Kindermann-Prospekt beschriebenen kleineren Kontaktkopierer "Amatolux" sehr günstig erwerben (und funktionierend). Ich werde ihn demnächst hier vorstellen.
Kontaktkopien wurden früher auch von Kleinbildfilmen auf Positivfilm (oder Postivplatten im Format 5x5 cm²) mit z. B. einem Leitz Kopiergerät ELDIA gemacht: https://blende-und-zeit.sirutor-und-compur.de/thread.php?board=53&thread=36
ich hatte in der Familie das Glück, dass drei Personen richtige Hobby-Fotografen waren: Meine Mutter, mein Vater, mein Onkel Willi. Die haben in den 30-iger Jahren viel fotografiert. Dabei gab es nicht selten "nur" Kontaktabzüge. Meine Mutter nutzte eine Zeiss-Ikon Super Ikonta 531 mit "nur" 4,5 x 6 cm Negativen. Mein Vater zumeist eine Zeiss-Ikon Ikonta 520/2 mit 6 x 9 cm. Mein Onkel Willi gern 9 x 12 cm Platten.
Ich habe von allen die Fotoalben gesehen und muss sagen: Die SW-Aufnahmen hatten alle eine gute Schärfe, trotz der nur Kopien (also ohne Vergrößerung).
Ich habe im Forum auch mal Kontaktkopien aus Zigaretten-Sammelalben vorgestellt, die auch als ECHTE Fotokopien hervorragend waren.
Hier einige Links im Forum zum Thema, auch mit Scans von den dortigen Kontaktabzügen (Papierbildern):