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[iIa] Ernemann Bob XV in 4x6,5 (Rolllfilm 121)
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03.02.24 00:16
Jan_S 

BZF-Meister

03.02.24 00:16
Jan_S 

BZF-Meister

[ iIa ] Ernemann Bob XV in 4x6,5 (Rolllfilm 121)

Hallo zusammen,

in der Baureihe der Bob-Rollfilmkameras – zumeist Laufbodenkameras – bot Ernemann auch ein Modell mit Springkonstruktion an, die Bob XV. Es gab sie in den Formaten 8x10,5 (--> https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...&thread=203), 6x9, 4,5x10,7 (Stereo) und 4x6,5. Der Ernemann-Katalog 1912 preist das kleine Modell folgendermaßen an: "Bob XV 4 x 6,5 ist infolge ihrer geringen Maße und ihres minimalen Gewichtes, die denkbar glücklich mit präziser, zweckmäßiger Konstruktion und größter Stabilität gepaart sind, in kürzester Zeit ein Liebling der Damen und derjenigen Amateure geworden, die eine handliche, kleine, aber erstklassige Film-Kamera suchen" (S. 14).





Diese Kamera hatte ich schon länger gesucht. Hier liegt nun ein Exemplar – das Modell ist mit 15 x 7,5 x 3,5 cm recht groß, was an den großen Spulenkammern liegt. Deutlich wird das im direkten Vergleich mit der konstruktiv ähnlichen Plattenkamera Heag XV (4,5x6) (--> https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...&thread=173) und der Bob I im Rollfilmformat 4x6,5 (--> https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...=259&page=1).



Wie kommt es zu diesen Gehäusemaßen? Ich hatte erwartet, dass eine Kamera mit dem Format 4x6,5 mit dem Rollfilm A-8 (Kodak 127) gefüttert würde, wie es auch bei der erwähnten Bob I der Fall ist. Im Katalog 1912 heißt es nur, die Kamera sei für Filmspulen von 50 mm bestimmt. Meine Bob XV nimmt tatsächlich 127er Filme, zu meiner Überraschung war dazu aber ein Umbau (von alter Hand) erforderlich: Wie man sieht, wurden bei dieser Kamera die Spulenhalterungen verlängert und das Rotfenster versetzt.








Hintergrund: Der Film 127 kam erst 1912 auf den Markt; die Bob XV aber schon 1910. Zu dieser Zeit gab es für das Format nur den Rollfilm Größe 0 (bestimmt für das Kodak-Modell 0), später umbenannt in Rollfilm 121. (Auf die "Kodakspulen No. 0" wird übrigens schon im Katalog 1909 im Zusammenhang mit der frühen Bob Ia 4x6,5 verwiesen.) Dieser Film ist ebenfalls 40 mm breit, besitzt aber dickere Spulen, und die Ziffern auf dem Rückpapier sind anders angeordnet. Für diesen 121er Film war das Modell offenbar bestimmt; daher das vergleichsweise voluminöse Gehäuse. Der Filmtyp war aber nur im Zeitraum 1902–1942 auf dem Markt. Wer mit der Kamera weiter fotografieren wollte, musste sie für den 127er Film modifizieren, was beim vorliegenden Exemplar geschehen ist.

Beim Aufklappen richtet sich das Objektiv selbständig auf; das funktioniert bis heute einwandfrei. Die Fokussierung erfolgt über einen Radialhebel. Die Mechanik ist auch noch recht stabil.





Verstellmöglichkeiten sind, anders als bei den größeren Modellen, nicht vorgesehen. Der unterhalb des Objektivs befindliche drehbare Brillantsucher klappt beim Zusammenlegen zusammen. Hier gibt es einen ersten Hinweis für die Datierung: Als die Kamera 1910 erschien, hatte sie zwei getrennte Brillantsucher – ähnlich der frühen Heag XV (--> https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...&thread=173) –, den drehbaren Sucher erhielt sie lt. Göllner erst 1911.

Im Katalog ist das Modell mit Aufsteller abgebildet. Das vorliegende Exemplar besitzt keinen, es gibt auch keinen Hinweis darauf, dass an der betr. Stelle etwas fehlt.



Vielleicht liegt ein frühes Exemplar vor, möglicherweise liegt es auch daran, dass es sich um das besonders schlicht ausgestattete Basismodell handelt. Darauf deutet zumindest die Objektivbestückung hin: Verbaut ist ein Ernemann "Doppel-Objektiv Ser. A" mit der Lichtstärke 1: 11 in einem Automat A (1/25–1/100). Dieses Objektiv ist in den Katalogen 1912 und 1914 nicht verzeichnnet. Die Liste beginnt mit dem Detektiv-Aplanat 6,8 für 65 Mark, das Spitzenmodell ist mit Dagor 6,8 / 75 in Sektorenverschluss ausgestattet und kostete 185 Mark. Ich kenne das "Doppel-Objektiv" nur von einfachen Kameras wie der Stereo-Simplex und der Bob 0. – Die Bob XV blieb bis 1918 im Programm.


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Beste Grüße
Jan

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