Diese Kamera ist mir wegen ihres schön gestalteten Verschlusses ins Auge gefallen. Die Kamera ist bis auf den Verschluss und das Objektiv unbezeichnet und da mir die Spreizenkonstruktion gänzlich unbekannt war, habe ich sie mitgenommen. Der Verschluss ist von Stein & Binnewerg Freital und als Objektiv ist ein „Saltar Anastigmat“ 4.5/10,5 cm verbaut. Eine Befragung der Suchmaschine bezüglich des Objektivs brachte keinerlei Ergebnis. Da „Saltar“ ähnlich wie „Weltar“, „Betar“ oder „Certar“ auf eine „Herstellermarke“ deutet, folgte ein Blick in das „Who is who“ von Thiele. Das brachte dann auch den entscheidenden Hinweis zur Identifizierung: unter dem Stichwort „Saltex“ fand sich der Verweis auf Johann Distler in Nürnberg und unter Distler dann der Hinweis auf die Saltex Rollfilmkamera.
Mit diesen Informationen ausgestattet war der Rest dann leicht zu recherchieren. Der aussagekräftigste Artikel zur Saltex Kamera findet sich im Photographica Cabinett Nr. 68, Oktober 2016 (Dieter Riebe u. Peter Barz: Feba, Fita, Saltex & Co., Metall-Klapp-Kameras aus Nürnberg). Die Kamera wurde demnach ab 1932 in Nürnberg gefertigt und bis Mitte der 1930er Jahre hergestellt. Als Hersteller für das hier gezeigte Exemplar kommen die „Fa. Johann Distler OHG“ oder die „Saltex-Camera GmbH“ in Frage.
Die Kamera selbst verfügt über eine patentgeschützte Knickspreizen-Konstruktion (FA. Distler DRP 600740 vom Februar 1933). Ansonsten ist die Kamera (passend zu den einfachen Objektiven und Verschlüssen) recht einfach aufgebaut. Die Filmsichtfenster sind nicht verschließbar und es gibt keine Spulenhalter. Der Artikel von Riebe/Barz verweist zudem auf die schlechte Qualität der Vernickelung bzw. Verchromung, welche den heutigen Erscheinungszustand der meisten dieser Kameras erklärt. Auch meine Kamera kann als Beleg dafür dienen.
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ein interessanter art-déco-Verschluss! Mir ist aufgefallen, dass die Frontplatte anders gestaltet ist als die meines S&B in der Reflecta (https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...amp;thread=19#8). Möglicherweise hatte Stein & Binnewerg für jede Verschlussgröße ein eigenes Design.
Was ist das eigentlich für ein Bezugsmaterial? Es erinnert ein wenig an den rauhen 'Stoff', mit dem spätere Flexaret-Modelle verkleidet sind.
in einer meiner Listen tauchen unter Distler 9 Kameras auf, alle nennen sich Saltex 8 davon sind 6x9 und nur eine eine Zweiformat diese nennt sich Saltex Spezial.
Es sind bei den 6x9 verschiedene Verschlüsse wi Prontor oder Saltex aufgeführt aber kein Stein und Binneweg.
Bei den Objektiven sind angegeben: Anastigmat 7,3 und 7,7, Aplanat 8,8, Saltar 4,5 und 6,3, und Spezial 11
Alle Kameras sind mit Baujahr 1933 angegeben
unter Saltex GmbH nur 1 Kamera und da wird das Baujahr 1935 genannt. sonst keine weitere Info.
Mich wundert nur das in der Firmengeschichte von Distler keine Rede von einer Kameraproduktion zu lesen ist.
vielen Dank für die Infos und Antworten. Über die art-déco-Verschlüsse von Stein & Binnewerg hatte ich mir auch schon mal so meine Gedanken gemacht. Die Idee mit den unterschiedlichen Designs für unterschiedliche Verschlussgrößen ist aber wahrscheinlich nicht haltbar. Ich habe dieses Design Deiner Reflecta zum Beispiel auch am größeren Verschluss einer Beier-Beirax Kamera:
Ich könnte mir vorstellen, dass der Kamerahersteller eine Art Musterbuch vom Verschlussproduzenten bekommen hat und dann daraus auswählen konnte (100 von diesen, 50 von jenen …). Im Grunde ist es ja nur ein Stück gestaltetes Blech. Es hat aber den Anschein, dass sich diese art-déco-Verschlüsse von Stein & Binnewerg nur in der Zeit von 1935-37 finden.
Was das Bezugsmaterial der Saltex betrifft, da kann man im oben erwähnten Artikel lesen: „Das Gehäuse ist mit einem geprägten Lederimitat verkleidet…“. Mehr kann ich dazu nicht beitragen (zumal ich keine Flexaret zum Vergleich habe).
Was die Modelle bzw. Hersteller der Saltex betrifft, versuche ich mal das wesentlichste aus dem oben genannten Artikel stark gekürzt in Stichpunkten und hoffentlich richtig zusammenzufassen:
- 2. März 1932: die Bing-Werke AG in Nürnberg stellt die Saltex Rollfilmkamera in ‚Die Photographische Industrie‘ vor (Zweiformatkamera für 6 Aufnahmen 6x9 oder 12 Aufnahmen 4x6; drei Modellvarianten mit unterschiedlicher Verschluss-Objektiv-Bestückung), die AG lässt sich den Namen „Saltex“ für „photographische Apparate“ am 31.08.1932 schützen
- es ist unklar, ob die Bing-Werke AG Saltex-Kameras produziert hat
- wenige Tage nach dem Schutz von „Saltex“ für die Bing-Werke erhält die Fa. Johann Distler OHG Warenzeichenschutz für den Namen „Saltex“ für „photographische Apparate“
- 1933 und 1934 werden von der die Fa. Johann Distler OHG Saltex Kameras hergestellt (die Einformatkamera und die Zeiformatkamera in jeweils vier Modellvarianten)
- wie oben erwähnt ist die Knickspreizenkonstruktion in Februar 1933 patenrechtlich geschützt worden, man kann deshalb frühere und spätere Modelle unterscheiden (mein Exemplar ist ein späteres mit der Patentkonstruktion)
- zu Beginn des Jahres 1935 wurde die Saltex-Camera GmbH gegründet, die die Saltex-Kameras noch eine gewisse Zeit herstellte (Zweiformatkamera in drei Modellvarianten; 7.6.1937 Auflösung der Saltex-Camera GmbH)
- an Verschlüssen werden im PC-Artikel Vario, Pronto und Saltex erwähnt, der Stein und Binnewerg-Verschluss fehlt im PC-Artikel
axel:gemacht. Die Idee mit den unterschiedlichen Designs für unterschiedliche Verschlussgrößen ist aber wahrscheinlich nicht haltbar. Ich habe dieses Design Deiner Reflecta zum Beispiel auch am größeren Verschluss einer Beier-Beirax Kamera:
Zufälligerweise habe ich gerade beim Stöbern bei ebay einen weiteren Stein & Binnewerg in Größe 00 (an einer Certo Dolly A 3x4) entdeckt, der noch ein anderes Design zeigt. Ja, vermutlich gab es da einfach Auswahloptionen. Interessant!
ich Denke einfach mal nur so und es muss auch nichts richtig sein.
da weder bei Distler oder Bing irgendetwas über Kameras zu lesen gibt habe ich meine Zweifel an einer Zuordnung
Bing und Distler waren ja beide Spielzeughersteller und damit Wettbewerber und das nicht ohne große Produktüberschneidungen.
Bing und auch Distler hatten eigene Embleme die auf die Artikel angebracht wurden, warum denn dann nicht auf der Kamera
Bing hätte evtl. die größeren Chancen einen Fotoapparat zuverkaufen da sie wahrscheinlich Kontakte in diesem Bereich gehabt haben könnte und zwar durch die Fertigung von Laterna Magicas bei denen Bing ja einen Namen hatte. Bing war jedoch zur Zeit der Saltex in einer Finanzkrise und so wurde 1932 Bing in 3 Firmen zerschlagen wobei der Name Bing nur noch für Vergaser war. Distler produzierte noch bis in 60er Jahre
Über die Firma Saltex habe ich bisher noch nichts ermitteln können was wirklich glaubhaft sein kann
Nachtrag: Bing hat nach wenigen Quellen zu der Zeit eine Kamera hergestellt mit dem Namen Fita
da muss ich nochmal auf den oben genannten Artikel verweisen:
Dass Bing selbst Kameras hergestellt hat, gilt als unwahrscheinlich. Als gesichert gilt, dass die FA. Feba die sogen. FEBA Kamera hergestellt hat und wahrscheinlich auch die von Dir genannte Fita Kamera. Als gesichert gilt auch, dass Distler eine Abteilung „Fabrik photographischer Apparate“ eingerichtet hat, in der 1933 und 1934 Saltex Kameras produziert wurden. Die Produktion der Saltex Kameras ging dann mutmaßlich 1935 an die neugegründete Fa. Saltex-Camera GmbH über.
Ich kann die Lektüre des Artikels nur empfehlen, auch wenn er aufgrund fehlender Quellen nicht alle Fragen klären kann.
Was ich sonst noch an keiner Kamera gesehen habe: Bei meiner Bing Werke AG „Fita“ –Camera 5x8 befinden sich an einigen Stellen kleine Blech-Nasen, die zur Montage umgebogen wurden und das Blech zusammenhielten. Das kenne ich sonst nur von altem Blechspielzeug. Das spricht also bei der „Fita“ zumindest dafür, dass möglicherweise seitens des Blechspielzeugherstellers Stefan Bing diese einfache Bauweise mit Blechnasen in die Kameraproduktion übertragen wurde, das Gehäuse vielleicht sogar in einer der Spielzeugfabriken hergestellt wurde.