Hallo,

was verbirgt sich hinter dem Namen "Felita" und warum unterscheidet er sich bei praktisch identischen Kameras in einem Buchstaben von der wesentlich weiter verbreiteten Felica?
Laut
https://docplayer.org/42270929-K-a-m-e-r...hen-firma.html# fürchtete "ein anderer Kamerahersteller (...) die Konkurrenz an der Weser so sehr, daß er aufgrund einer von ihm behaupteten Namensrechtsverletzung durch die Benennung „Felita“ einen Prozeß androhte. Diesem begegnete man, indem der Name vorsorglich in „Felica“ geändert wurde, so daß der Apparat mit dem Schriftzug „Felita“ heute recht selten ist".
Anmerkung: So selten wird sie wohl nicht sein, oder der Seltenheitswert wird nicht honoriert. Die letzte ist im Juli für einsfuffzich im Versteigerungshaus weg gegangen, Angebote über 10 Euro bleiben wohl eher liegen.
Eine blitzsaubere Kamera, Ganzmetall aus Eisen, an der alles dran ist, was man zu ihrer Zeit in ihrer Geräteklasse erwarten konnte: Entfernungseinstellung, zwei Lochblenden, zwei Verschlußzeiten und "B", Blitzsynchronisation mit zeitgemäßer 3mm-Buchse und ein moderner Zubehörschuh, Stativanschluß 3/8 Zoll. Eine Doppelbelichtungssperre existiert nicht, und der Sucher ist für Brillenträger nicht brauchbar.

Ansicht von oben. Man beachte den komfortablen Pfeil, der die Drehrichtung für den Filmvorschub angibt.

Rückseite:

Unterseite. Hier sieht man schwerpunktnah die fest eingenietete Stativbuchse aus Metall und den arg hakeligen Schieber für die Entriegelung des hinteren Kameragehäuses mit einem Pilzkopf auf der Innenseite. Man beachte den roten Punkt, der im fotografierten Zustand anzeigt, daß die Rückwand entriegelt ist. Keine Angst, sie geht trotzdem nicht ohne Anwendung von Mühe und Geschicklichkeit auf.

Die vordere Gehäusehälfte. Die Felita ist anständig konstruiert, mit präzise gefertigten, rauhen (= drehenden) Filmrollen aus Metall und schwarz mattierten Innenflächen. Bei einer Agfa Clack, mit 1953-1965 aus der gleichen Zeitperiode stammend, wird der Film über gerundete Plastik-Kanten gezogen und ihr Vorderteil besteht nicht aus Metall, sondern aus spiegelndem Plastik, innen geriffelt (was gegen das Streulicht auch nicht hilft), und sie war mit 19,50 Mark Kaufpreis (fünf Mark teurer als die Felita) plus 9,50 Mark für ein Blitzgerät keineswegs billiger. Das Blitzgerät hatte einen proprietären Anschluß und konnte also nur von Agfa gekauft werden.

Die vordere Gehäusehälfte von unten mit den federnden Filmhaltern und dem schlüssellochförmigen Eingriff für die Verriegelung. Gut sichtbar die gebogene Filmbahn, die der Bildfeldkrümmung des Meniskusobjektivs entgegenwirkt. Unten auf dem Bild die Rundung des Objektivs als auch das Schild, das das Objektiv trägt, mit den ebenfalls hakeligen, bei den ersten Versuchen kaum richtig einzupassenden Rillen bzw. Lichtdichtungen für die hintere Hälfte der Kamera.

In dem oben schon erwähnten Link heisst es: "Geplant, aber nach vorliegenden Erkenntnissen nicht gebaut, war eine „Super Felita“ mit eingebautem Gelbfilter". Also das Gelbfilter allein kann nicht den Unterschied zu einem Super Modell ausgemacht haben, es ist an jeder einzelnen Felita und baugleich vorhanden, von denen ich Bilder gesehen habe.

Von oben hat der Fotograf die Verschlußeinstellung im Blick, rechts davon die Blende "Sonne" oder "Wolke", links die Betätigung des Gelbfilters, in Pfeilrichtung einzuschwenken.

Die Felita und ihre praktisch baugleichen Nachfolger wurde von 1954 bis 1974 gebaut und in die ganze Welt exportiert ("Box-Cameras Made in Germany" von Hans-Dieter Görtz, ISBN 3-888955-131-9, Seite 151). Ihre technischen Daten hat Michael-J. in seiner Vorstellung der Felica und Staffetta vom 26.05.19 zusammengefasst:
2 Blenden, sonnig (16)oder wolkig (8), einschwenkbare Lochblende
einen Einschwenkbaren Gelbfilter
F=60mm
Format=6 x 6 cm
Fokus auf 1,5-3/3-8/8-unendlich
Verschlusszeiten B, 1/25, 1/50
Manuelles Filmtransport ( Rollfilm 120)
Blitzschuh und PC Buchse
Viele Grüße,
Hannes
