[ iIa ] Voigtländer Perkeo 6x9 – eine Kamera, die es offiziell nicht gab
Hallo Forum,
hier soll eine Kamera vorgestellt werden, die in den offiziellen Prospekten von Voigtländer nicht vorkam, in der Sammlerliteratur nicht beschrieben wird und auch im Voigtländer-Report von Prochnow nur kurz erwähnt und mit einem Archivbild vorgestellt wird: Die Perkeo 6x9.
Auf den ersten Blick ähnelt sie den bekannten Laufbodenkameras der Rollfilm-Serie. Man sieht eine Standarte auf einem walzenförmig ausgeführten Schlitten, die Schienen des Laufbodens zeigen zumindest andeutungsweise eine Zahnschiene. Vorn wurde offenbar nachträglich und laienhaft eine Öse eingedreht, der die Funktion eines Griffes übernehmen soll.
Was hat es mit dieser Kamera auf sich? Es ist Voigtländers erster Versuch einer Kamera mit automatisch in Unendlich-Position fahrendem Objektiv. Ähnliches gab es als Springkonstruktion von Ica oder Ernemann, das Vorbild einer Laufbodenkamera könnten die Autofoc-Modelle von Goerz gewesen sein. Der Schlitten soll durch Federkraft automatisch ausfahren; im Innern des Zylinders unten an der Standarte befindet sich die betr. Feder. Prochnow (Bd. 3, 32-802) spricht von einem Drehgelenk und einer klappbaren Standarte; das kann ich aber ausschließen.
Die Standarte wird auf etwas rustikale Weise arretiert, die Entfernung wird mit einem an der Unterseite des Laufbodens befindetlichen Hebel verstellt.
Leider funktioniert beim vorliegenden Modell die Automatik nicht mehr; das dürfte für einen früheren Besitzer Anlass gewesen sein, für die manuelle Bedienung einen Griff in Form einer kleinen Öse anzubringen... Es scheint auch so, als seien die Schienen ursprünglich als Zahnschienen ausgeführt gewesen, später aber abgefeilt worden; das erklärt den etwas wackeligen Sitz des Schlittens.
Ausgestattet ist die Kamera mit einem einfachen Voigtar 6,3/10,5 in Embezet-Verschluss. Die übrige Ausstattung entspricht der der Rollfilm-Kameras – Rahmensucher, Brillantsucher, auch das Gehäuse ist gleich. Der Aufsteller ist blank ausgeführt, so wie bei den ersten Modellen der Rollfilm-Serie.
Prochnow gibt an, die Kamera sei 1928 "bemustert", aber nicht in Serie hergestellt worden. Dem steht entgegen, dass es immerhin eine Bedienungsanleitung gibt; man findet sie in der Sammlung von Manfred Forscht (https://www.kasafo.de/rollfilm/springkam...-gang/345-per69). Und offenbar wurden zumindest einzelne Exemplare von Händlern vertrieben – mein Exemplar offenbar durch Photo-Porst; das Exemplar von Forscht trägt das Schild von Photo-Winter aus Leipzig.
Voigtländer hat diesen Weg nicht weiterverfolgt; Anfang der 1930er Jahre erschienen aber die sog. Springkameras, bei denen der Laufboden ebenfalls automatisch ausfährt, allerdings mit anderer Technik. – Diese sollen an anderer Stelle vorgestellt werden; die Perkeo 3x4, die in diese Reihe gehört, habe ich kürzlich schon einmal gezeigt (https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...&thread=134).
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