Hier nun eine 3x4-Kamera, die auf den ersten Blick eine gewisse Ähnlichkeit mit der Kochmann Korelle aufweist – gerade im geschlossenen Zustand – und daher häufig mit ihr verwechselt wird, aber viel seltener ist: die Balda Piccochic.
Es ist ebenfalls eine Spreizenkamera 3x4 für 127er Rollfilm, der Objektivträger springt auf Knopfdruck heraus, und wie die Korelle gibt es sie mit unterschiedlicher Bestückung. Das abgebildete Exemplar ist mit Meyer Trioplan 2,9/5 (Frontlinseneinstellung) in Compur ausgestattet. Wenn die Kamera ausgeklappt ist, erkennt man die Unterschiede zur Korelle – der Abschlusskasten ist deutlich dicker, die Kamera hat einen Newtonsucher, außerdem gibt es einen Tragegriff. Typisch für Balda auch die längliche Form der beiden Rotfenster – eins ist oval, eins sechseckig. Die Piccochic kam 1932 auf den Markt.
Auch die Piccochic wurde unter diversen Handelsmarken vertrieben – notiert habe ich mir Emil Jansen "Ejot"; Kenngott "Vinci"; Wauckosin "Waranette"; Porst "Häns'chen Klein".
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auch zur Balda Piccochic noch ein paar kleine Ergänzungen:
Die Piccochic wurde von Balda im Laufe des Jahres 1931 vorgestellt. Zur Frühjahrsmesse 1931 war sie noch nicht im Sortiment, aber bereits im Dezember 1931 berichtete die ‚Photographische Rundschau‘ von einer verbesserten Variante:
Das ‚Photofreund Jahrbuch‘ von 1933 berichtet noch folgendes über die Piccochic: „Als eine sehr kleine und doch gewissenhaft und praktisch durchkonstruierte 3 x 4-Rollfilmkamera präsentiert sich die „Piccochic“ der Balda-Werke Max Baldeweg, Dresden-A. 34. Sie ist eine Spreizenspringkamera mit automatisch aufspringendem Sucher. Damit man die Kamera ständig in Bereitschaft tragen kann, hat sie ein paar Oesen erhalten, an die mittels Karabinerhaken eine Kordelschnur befestigt wird, an der man sich den Apparat um den Hals hängt. Die „Piccochic“ liefert auf A8-Film 16 Bilder. Die äußere Ausstattung mit den vernickelten Rändern wirkt recht geschmackvoll. Das sehr klein gehaltene Gehäuse erlaubt ein leichtes Mitführen der Kamera in der Rochtasche oder der Handtasche der Dame. Die optische Ausstattung kann in den Lichtstärken von 4,5 bis 2,9 vorgenommen werden.“
Wie die eingangs gezeigte Piccochic belegt, wurden die Ösen zum Befestigen der Kordelschnur bei einigen (späteren?) Modellen weggelassen. Zu den von Jan erwähnten Handelsmarken kann man noch die Embirella von Emil Birnbaum ergänzen. Diese Variante kann man im zerlegten Zustand hier finden: http://aparatyanalogowe.pl/content/embirella-camera-compur.
interessant – die kleinen Ösen an meinen beiden Piccochic-Exemplaren sind mir bislang gar nicht aufgefallen... Dass es bei dem Modell überhaupt größere Modifikationen gegeben hat, war mir auch nicht klar. Bemerkenswert finde ich die Formulierung, die Kamera sei "neuerdings vollkommen umgebaut worden"; das könnte auf die angesprochenen Filmlaufschienen zielen. Auch von anderen Modellen ist bekannt, dass man zur Verbesserung der Filmplanlage konstruktive Änderungen vorgenommen hat. Im Buch von Wolter (1932) wird die Modifikation der Filmführung bei der Pupille ausführlich beschrieben; Ziel sei es gewesen, die „Neigung [des Filmbandes] zum Hohl- und Wellig-Liegen im Belichtungsfenster abzuschwächen“ (87). Ich bin mir sicher, einmal gelesen zu haben, dass es auch bei der teuren Plaubel Makinette eine solche Änderung gab, finde aber leider die Stelle nicht mehr... Bei meinen Piccochic Exemplaren gibt es diese Schienen an der Innenseite des Filmfensters; das kann sehr gut eine nachträgliche Modifikation sein:
Sind Dir noch weitere Unterschiede zwischen bekannten Piccochic-Exemplaren bekannt, die diesem "vollkommenen Umbau" geschuldet sind?
ich habe meine beiden Exemplare nochmal genau verglichen und der einzige Unterschied sind tatsächlich die fehlenden Kordelösen beim jüngeren Modell. Wenn man das mit den online verfügbaren Kameras vergleicht scheint diese Änderung ungefähr ab der Compur-Seriennummer 2.61x.xxx (im Laufe des Jahres 1932) umgesetzt worden zu sein.
Mir sind ansonsten keine wesentlichen Änderungen bei den online verfügbaren Piccochic-Exemplaren aufgefallen. Die Piccochic erschien wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des Jahres 1931 (genaue Angaben habe ich auch in der 'Photographischen Industrie' nicht gefunden). Wenn nun die Photographische Rundschau bereits im Dezember 1931 davon spricht, dass die Kamera „vollkommen umgebaut“ wurde, muss man davon ausgehen, dass von der ursprünglichen Kamera nicht übermäßig viele Exemplare produziert wurden?! Vielleicht findet sich ja irgendwann noch ein Exemplar, dass sich durch seine abweisende Konstruktion als ältere Piccochic identifizieren lässt.