Die Altissa Altuca ist eine einfache, schöne und wirklich unverwüstliche Tubuskamera der 50er-Jahre. Sie wurde von 1949 bis 1951 vom Altissa Kamerawerk in Dresden (damals zunächst noch kein VEB) hergestellt und besteht aus einem stabilen Aluminium-Druckgussgehäuse.
Tubuskameras, wie sie z.B. auch von Braun in Nürnberg („Paxina“) oder Dacora („Digna“) hergestellt wurden, waren damals sehr beliebt. Durch den starren, ausziehbaren Metalltubus entfielen u.a. all jene Probleme, die Lederbalgen mit der Zeit haben, u.a. undichte Stellen und Brüchigkeit an den Falzlinien.
Die Altuca belichtet Bilder im Format 6x6 auf Rollfilm 120. Sie hat einen einfachen Junior-Verschluss und lediglich die Zeiten 1/25, 1/50, 1/100 und B. Die Blendenreihe geht von 3,5 bis 22. Die Entfernung wird direkt am Objektiv eingestellt. Die Kamera ist mit einem vergüteten Meritar 1:3,5, f=75mm, von E. Ludwig ausgestattet. Sie hat einen quadratischen Fernrohrsucher, eine Doppelbelichtungssperre (mit rotem Anzeiger für ‚gespannt‘), einen synchronisierten Blitzanschlussnippel (allerdings keinen Zubehörschuh), ein Gewinde für einen Drahtauslöser, einen ledernen Tragegriff und auf der Rückseite ein rotes Bildzählfenster, das mit einem Schieber verschlossen werden kann. Der Tubus wird mittels eines griffigen Rändelrings durch eine Linksdrehung entriegelt, herausgezogen, und dann durch eine Rechtsdrehung fixiert. Als Hilfestellung dienen zwei Punktmarkierungen an der Tubusfassung. Die Anbringung auf einem Stativ ist mittels eines 3/8-Zoll Gewindes auf der Kameraunterseite möglich.
So einfach und spärlich ausgestattet die Kamera auch ist: Man kann mit ihr hervorragende Fotos machen (s. meine angehängten Beispielfotos/Scans vom Südwestkirchhof Stahnsdorf b. Berlin). Das dreilinsige Meritar, das m.E. gemeinhin völlig unterschätzt wird, zeichnet sich durch gute Kontraste und große Schärfe aus. Insgesamt wirkt die Kamera viel solider als z.B. die westdeutschen „Paxinas“ von Braun oder Agfas leichtgewichtige „Isolas“ und liegt sehr gut in der Hand. Zu Recht trägt sie, auf der Rückseite in die Belederung eingraviert, das DDR-Gütezeichen (eine 1 in einem Dreieck mit abgerundeten Ecken) für „Erzeugnis hoher Qualität“ und „entspricht dem Durchschnitt des Weltmarktes“ (vgl. „www.dresdner-kameras.de“). Letzteres ist m.E. sogar noch zu bescheiden.
Die Altuca ist ein schönes Beispiel dafür, dass Kameras technisch nicht aufgeplustert sein müssen, um ansprechende Bilder zu machen. Trotz ihrer mageren drei Zeiten und ihrer wirklich elementaren Ausstattung stehen die von mir mit ihr gemachten Fotos qualitativ z.B. den Ergebnissen mit einer technisch komplexeren Agfa „Isolette“ oder einer Franka „Solida“ in nichts nach. Das Meritar hat mich schon öfter mit einer sehr guten Bildqualität überrascht. Es muss halt nicht immer ein Sechslinser sein, um schöne Bilder zu erhalten. Und die einfache Ausstattung hat den Vorteil, dass man wegen der geringen Wahlmöglichkeiten unterwegs wunderbar mit der "Sunny-16"-Regel auskommt und eigentlich kaum etwas falsch machen kann. Freilich: Bei wenig Licht ist auch frühzeitig Schluss mit dem Fotografieren...
Nach den Informationen auf der Internetseite „http://www.cjs-classic-cameras.co.uk“ handelt es sich bei meinem Exemplar mit rotem „V“ auf dem Objektiv wohl um ein spätes Modell, das sogar aus der Zeit zwischen 1951 und 1956 stammen könnte.
In jedem Fall nicht nur eine schöne Kamera zum Sammeln, sondern unbedingt auch zum aktiven Fotografieren im 6x6-Format. — Von welcher Digitalkamera wird man das in 70 Jahren wohl sagen können?
eine schöne kompakte Mittelformatkamera. Ausreichend abgeblendet liefern 3-Linser im Mittelformat hervorragende Ergebnisse. Insbesondere, wenn die Blende genügend rund ist. Ich habe selbst mit einer ähnlichen Kamera fotografisch "gehen gelernt".
Ich hätte da eine Frage: Funktioniert bei dieser Kamera die 1/25 noch zuverlässig?
Hintergrund: Der Junior-Verschluss regelt m.W. die Zeiten mit Federspannung statt eines Hemmwerks. Beim ähnlichen Priomat der Beirette VSN ist bei meinem Exemplar die 1/30 inzwischen ziemlich unzuverlässig (hängt offen).
ja, bei der Altuca funktionieren alle Zeiten. Aber tatsächlich habe ich mit der 1/25 bei anderen Tubuskameras Probleme, z.B. bei mehreren Braun "Paxinas" (IIb mit rundem Tubus). Hier gibt es zwischen 1/25 und B keinen Unterschied mehr.
ich habe die Erfahrung gemacht dass diese Verschlüsse lediglich eine gründliche Reinigung brauchen um wieder einwandfrei zu funktionieren. Oft wurde von Vorbesitzern mit einem Tröpfchen Öl die Gängigkeit verbessert, wohin das mit der Dauer führt wissen wir ja alle. Auch kann es passieren dass sich etwas Schmiermittel des Fokussierschneckenganges verflüchtigt hat und sich auf die Verschlusslamellen festsetzt. Verschlüsse müssen trocken laufen, also keine Schmiere an die Verschlusslamellen!!!
Ab und zu passiert es auch dass die Verschlusslamellen durch Feuchtigkeit leicht anrosten was sie dann auch ausbremst, die Federspannung schafft dann noch bei kürzeren Zeiten den Widerstand zu überwinden aber bei der 1/25 oder 1/30 reicht sie dann einfach nicht mehr aus. Hatte das Problem kürzlich erst passenderweise bei meiner Altuca als sie bei mir ankam.
vielen Dank für den Tipp mit dem Fett aus dem Fokussierschneckengang. Ich hab' mich nämlich gefragt, was ich (Erstbesitzer) falsch gemacht habe. An eine ermüdete Feder wollte ich nicht glauben, Aber ich hatte die Kamera in einer Vitrine stehen. Das hat schon die Sucher-Linsen erblinden lassen... Mit freundlichen Grüßen Roland
PS: Ich werde wohl nicht mehr "analog" fotografieren, dazu ist mein Leben zu sehr mit Computern aller Art verbunden. Insofern kann ich mit dem hängenden Verschlus leben - aber verstehen wollte ich es.