Meine erste in größerem Umfang genutzte Kamera als Schüler war eine Agfa Isoly 3. Ihr folgte eine Braun Gloriette B Kleinbildkamera. Die Firma Braun Fototechnik kam 1948 mit Boxkameras auf den Markt. Die Gloriette war eine Amateurkamera, brauchte sich aber vor keiner Silette, Adox Golf oder Vito zu verstecken. Dennoch wurden in jener Zeit auch Rollfilmkameras weiterentwickelt - von Braun die "Gloria" als Weiterentwicklung der einfacheren Paxina, Tubuskameras mit einem Bildformat von 6x6. Im Gegensatz zur recht ähnlichen Agfa Isola zeichnet sie sich durch fotografisch sinnvolle, beeindruckende Leistungsdaten wie einen Entfernungsmesser, Lichtstärke 2.9 und in dem besten Modell einen Prontor SVS Verschluß von 1 bis 1/300stel Sekunde aus, war aber unter Verzicht auf professionelle Features wie Bildzählwerk, Meßsucher und Belichtungsmesser billiger als die Rollei, Leica oder Contax. So hatte sie bessere Exportmöglichkeiten in Länder mit Währungsrestriktionen und hohen Importzöllen in der Nachkriegszeit. Für heutige Sammler ist sie mit einem Zentralverschluß ohne die langen Zeiten und den Verzicht auf einen Balgen, der sie taschengängig gemacht hätte, oder einen Silberspiegel (TLR), der angelaufen sein würde, attraktiver als die besser ausgestatteten - ihre Konstruktion ist unverwüstlich.
Daten:
Baujahr: 1954 bis 1957 Format: Rollfilm 120 Objektiv: Praxar 75mm 2.9 von Steiner-Optik GmbH, Bayreuth. Steiner hat damals ähnliche Kameras unter den Namen Steinette, Brelland und Hunter 35 gebaut und ist heute der weltgrößte Hersteller von militärischen Binokularen. Aufnahmen: 12 Blenden: 2,9 - 22 Auslöser: Mit Drahtauslöser-Anschluß Verschluss: Pronto. Zeiten 25, 50, 100, 200 und B, separater Spannhebel Blitz: Blitzsynchronisationsanschluss Filmzählwerk: rotes Fenster in der Rückwand, Entfernungsmesser: ungekuppelt, mit separatem Einblick und daher weiter Messbasis sowie weniger Verkleinerung Selbstauslöser: ja, unten am Verschluß Filmtyp-Merkscheibe: ja Abmessungen: ca. 14 x 9 x 7 Zentimeter (eingeschoben) Gewicht: ca. 500gr. Besonderheiten, Sonstiges: Ganzmetall, Springtubus auf Knopfdruck, Gehäuseauslöser, Doppelbelichtungssperre
Die bei einem Triplet nicht sehr sinnvolle Lichtstärke 2.9 verleiht der Kamera (doppelsinnig...) eine eindrucksvolle Optik, ist der Objektivdurchmesser dadurch doch ca. drei Zentimeter.
Schussbereit leidet die Eleganz etwas. Durch den formatbedingten Auszug ist die Gloria nicht mehr mit einer Kleinbildkamera zu verwechseln.
Gut erkennt man den separaten Einblick von Sucher und Entfernungsmesser.
Elegant ist sie. Links die Skala des Entfernungsmessers, dicht daneben der Auslöser für den Springtubus. Rechts der Gehäuseauslöser mit dem Drahtauslöseranschluß. Hotshoes für den Blitz gab es damals noch nicht, die Buchse für den Blitz sitzt am Verschluß.
Keep it simple - man durfte nicht vergessen, den Verschluß vor der Aufnahme zu spannen.
Der robuste Springtubus bedeutete Verzicht auf die flache, teure aber taschengängige Bauweise der Balgenkameras a Agfa Isolette oder Zeiss Ikonta. Bereitschaftstaschen, die man um den Hals trug und mit einem einzigen Druckknopf öffnen konnte, waren damals Standard und für einen Foto-Spaziergang auch viel praktischer als alle heutigen Lösungen. Der Sammler tut heute allerdings gut daran, sie trocken und vor allem getrennt von allem optischen Gerät zu lagern. Sie stehen unter Verdacht, Fungus zu streuen.
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ich empfinde die Nutzung eines Objektivtubus statt eines Balgens als Vorteil. Ich nutze in den Jahren ab ca. 1962 meine Retina 1a mit ihrem Klappbalgen. Die machte zwar gute Fotos. Ich empfand sie aber schon als unmodern. Tubus war schicker ....
Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts. Ein Leben ohne Facebook ist möglich.
Klappbalgen sind halt taschenfreundlich. Meine Isolette konnte ich genauso leicht mit mir führen wie eine Edelpocket oder z.B. die Olympus Mju Kleinbildkamera (die mit dem Schiebedeckel).
Hier habe ich die Isolette, im Bild oberhalb,mit einer Agfa Isola (weil ich die Gloria nicht zur Hand hatte) fotografiert:
Hier sind dieselben beiden Kameras, ausgezogen bzw. ausgeklappt:
Kaufen würde ich heute, wenn es mir in den Sinn käme (vielleicht als Lomo-Anhänger oder als Jungfotograf, der sich mal mit einer Rollfilmkamera vertraut machen möchte) natürlich eine Tubuskamera, und übrigens, wie erwähnt, gar nicht erst den Ehrgeiz haben, eine mit Langzeitenverschluß zu erwerben. Reine Deko, z.B. mit brüchigen Klappbalgen und wo die Langzeiten eh stecken bleiben, interessieren mich nicht. Was ich an Balgenkameras da habe und auch mit Film bestücke, versuche ich mit Hausmitteln zu "retten", etwas wie Black Witch Neoprenkleber für die brüchigen und lichtdurchlässigen Ecken im Balgen. Etwas anderes ist es natürlich, wenn jemand, z.B. wie Practicafan vor zwei Tagen vorgestellt hat, etwas wie eine Certo Dollina III auf Neuzustand bringt. Das ist aber ungefähr so weit hinter meinem fachlichen und finanziellen Horizont wie, einen originalen Bugatti fahren zu wollen