mein gebraucht gekauftes 'Braun Hobby' (http://www.blende-und-zeit.sirutor-und-c...9&thread=61) arbeitete wegen eines defekten Zerhackers nicht mehr im Batteriebetrieb. Da ich keine Hoffnung hatte, einen passenden Ersatz-Zerhacker zu einem Preis ähnlich dem Gerätepreis zu bekommen, habe ich mich gar nicht erst danach umgeschaut. Selbst wenn man einen bekommt, wäre es wohl angebrachter, ihn in die Vitrine zu legen, als ihn einfach zu verbrauchen. Ich habe es deshalb gleich auf Betrieb mit elektronischem Zerhacker umgestellt.
In weiser Voraussicht hatte der Entwickler meines Geräteexemplars für den Batteriebetrieb drei Monozellen vorgesehen. Monozellen sind auch heute nach 56 Jahren noch überall erhältlich und haben die gleichen Abmessungen wie damals. Das macht eine Umstellung recht einfach. (Für Profis gab es wahlweise auch eine 'Hobby'-Ausführung mit Bleiakku.)
Als Schalter bieten sich natürlich moderne Mosfets an.
Es gibt eigentlich nur zwei kleinere und relativ einfach lösbare Probleme. Zum einen sind die Originalzerhacker-Kontakte so geschaltet, daß man eigentlich P-Kanal-Mosfets als Ersatz einsetzen müßte. Zum anderen liegt die Gate-Schwellenspannung von Mosfets normalerweise in der Größenordnung der Batteriespannung von 4...4.5V. Nimmt man NiCd-Akkus, so muß man sogar mit minimal ca. 3.3V Betriebsspannung rechnen.
Zur vollen Durchsteuerung benötigen Mosfets aber Ugs-Spannungen, die mindestens 2...3V über der Schwellenspannung liegen. Unter den N-Kanal-Typen gibt es sog. Logik-Typen, die mit einer deutlich geringeren Ugs-Spannung auskommen. Unter den P-Kanal-Typen aber nicht. Bipolare PNP-Transistoren sind wegen des schlechteren Wirkungsgrades weniger zu empfehlen.
Ich habe mich dann doch für den Einsatz sehr billiger und überall erhältlicher N-Kanal-Mosfets vom Typ BUZ11 entschieden. Vor allem deswegen, weil ich davon noch ca. 20 Stück in der Bastelkiste vorfand. Davon habe ich mir zwei ausgemessen mit einer Schwellenspannung von 3...3.5V. Unter ca. 10 Exemplaren findet man normalerweise immer zwei davon. Mit N-Kanaltypen läßt sich leider kein Zerhacker aufbauen, der einfach nur in die vorhandene Fassung eingesetzt wird. Es muß dann zusätzlich im externen Teil der Schaltung die Batteriespannung umgepolt werden (s. Schaltbilder). Ein schaltungstechnisches Problem ist das aber nicht. Im Prinzip werden einfach nur die Anschlüsse am Batteriehalter vertauscht.
Zur Ansteuerung der Mosfets dient ein kleiner Multivibrator, der mit zwei Standard-Transistoren aufgebaut wird, deren genaue Werte nicht kritisch sind. Die Schaltfrequenz liegt bei etwa 200Hz, also etwas höher als die ursprüngliche Schaltfrequenz des mechanischen Zerhackers von ca. 50Hz. Das verbessert aber eher den Wirkungsgrad. Die Pulsspitzen, die am Drain der Mosfets beim Betrieb auftreten, werden über zwei Schottky-Dioden gleichgerichtet und sorgen für eine Betriebs- und Ansteuerspannung von ca. 8V. Genug, um normale Mosfets voll durchzusteuern. Diese Spannung baut sich innerhalb weniger Schaltperioden von selbst auf. Die 15V-Zenerdiode ist normalerweise gesperrt und dient nur als Überspannungsschutz. Mein Schaltungsexemplar startet auch noch bei Batteriespannungen von ca. 3.3V. Die Spannung am Blitzelko beträgt ca. 500V, geringfügig mehr als bei Netzbetrieb.
Die ganze Schaltung läßt sich auf einem kleinen Stück Streifenleiter-Platine aufbauen und inclusive eines kleinen Kühlblechs für die Mosfets im Original-Zerhacker-Gehäuse unterbringen. Da hier keine höheren Spannungen als 8V auftreten, ist das alles unkritisch.
Die Original-Schaltung des Blitz-Geräts und meine Modifikationen ergeben sich aus den Bildern. Einzige weitere Maßnahme war der Austausch des kleinen Speicherkondensators im Zündkreis. Er wies bei hohen Spannungen einen kleinen aber meßbaren Leckstrom auf.
Mit diesen Modifikationen funktioniert das Blitzgerät wieder wie neu. Der große Reflektor mit seiner perlartigen Oberfläche gibt ein weitgestreutes weiches Licht. Kein Vergleich mit meinem kleinen Aufsteck-Blitzer und schon gar nicht mit den winzigen eingebauten Aufhell-Blitzern moderner Kameras. Neuzeitlichen Komfort wie TTL-Blitzenergie-Steuerung etc. kann man natürlich nicht erwarten bzw. muß durch den Einfallsreichtum des Fotografen ersetzt werden. Mit einem vollaufgeladenen Satz NiCd-Akkus könnte man 200...300 Blitze erreichen, wenn ich richtig gerechnet habe. Mitgezählt habe ich bisher nicht.
Wie bei allen diesen alten Blitzgeräten ist es nicht ratsam, sie direkt an einer modernen analogen oder digitalen Kamera zu betreiben. Die hohen Zündspannungen von 300V oder mehr führen zum Ruin solcher Kameras. Mit einer zusätzlichen kleinen Thyristor-Zündschaltung oder einem geeigneten Tochterblitz-Auslöser *) zusammen benutzt, gibt es aber keine Beschränkungen.
Grüße
Heinz
*) siehe z.B. 'Funkamateur', 2005/2/S.140 und FA, 2000/9/S.986
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ich bin erst seit kurzem auf diese Seite gestossen - aber sie ist einfach informativ! Was mich sehr gefreut hat, ist die Schaltung mit dem Zerhacker für den Braun Hobby Blitz von 1955. Ich bin Jahrgang 40 und habe mir dieses Teil seinerzeit von unserem Biologie- und Chemielehrer ausgeliehen. (Ich habe eine Agfa Box 1950 zur Kommunion gekriegt und bin seitdem der Photographie verfallen). Jetzt habe ich natürlich selbst so ein Gerät, das leider - wegen des defekten Zerhackers mit den Batterien - nicht geht. Ich würde es gerne zur Funktion bringen ! Ich sehe mich allerdings aufgrund fehlender elektronischer Kenntnisse nicht in der Lage, so ein Teil zu bauen. Kannst Du mir da einen Tip geben? Ich bin auch unter folgender mail Adresse erreichbar: "woestmann-heinrich@web.de".
elektrorentner:Ich sehe mich allerdings aufgrund fehlender elektronischer Kenntnisse nicht in der Lage, so ein Teil zu bauen. Kannst Du mir da einen Tip geben?
meine Vorschläge richteten sich an Bastler mit Elektronik-Grundkenntnissen. An andere kann ich deshalb nur drei Tips geben:
a) Elektronik-Grundkenntnisse erwerben. (Mühsam und langwierig, wenn man von Null anfängt. Selbst wenn man einen guten Lehrer erwischt.)
b) im Verwandten- und Bekanntenkreis fragen, ob es jemand mit solchen Kenntnissen gibt und ob er bereit ist, zu helfen.
c) im Internet nach funktionierenden Original-Zerhackerpatronen suchen.
Zu bedenken ist auch, daß man beim Hantieren mit solch alten Blitzgeräten in die Nähe von hohen Spannungen kommt. 500V bei hohen Strömen sind potentiell lebensgefährlich. Wenn man sich strikt auf die von mir beschriebenen Änderungen beschränkt, bleibt es ungefährlich. Jedenfalls nicht gefährlicher als wenn man nach Gebrauchsanweisung die Batterien auswechselt oder eine andere Zerhackerpatrone einsetzt. Die Konstruktion dieses alten Blitzgerätes genügt aber nicht mehr den heutigen Sicherheitsbestimmungen. Vorsicht beim Umgang damit ist deshalb immer angebracht.