viele von uns sind schon etwas älter und haben eine Menge von Bildern von historischem Interesse. Während zumindest ich Kameras aus früheren Zeiten aus Interesse sammle, sie als Arbeits- bzw. Hobbygeräte mal erworben und bis heute einfach behalten oder einfach Kameras, die ich mir in meiner Jugendzeit heiß gewünscht hatte, für kleines Geld ersteigert habe, ist klar, daß die meisten in Manufaktur- oder meistens Massenproduktion gefertigt wurden, in Museen gelandet und/oder auf Internetseiten wie unseren hier reichlich dokumentiert sind und mich nicht brauchen, damit zukünftige Generationen sie ansehen können. Aber unersetzliche, vielleicht nur einmal vorhandene Ansichten haben in einem Nachlaß keine Chancen, der Allgemeinheit zugänglich gemacht zu werden (wenn man nicht gerade August Sanders o.ä. ist oder war). Dabei sind sie doch der Zweck und Output unserer Kameras!
Beispiel: für mein Foto von 1971 hat sich die Autorin des betreffenden Wikipedia-Beitrages extra bedankt - sie hatte aus der Baugeschichte der zweitgrößten Kirche Kölns, der größten romanischen, kein gemeinfreies Bild aus dieser Periode auftreiben können. Heutige Generationen können sich vielleicht gar nicht vorstellen, daß dieses Gebäude noch 1971 eine Ruine, in der es auf den Kirchenboden regnete, Büsche oben an den Mauerresten wuchsen und die noch nicht, dem Kommerz weichend, bis auf ein paar Meter von Luxuswohnblocks bedrängt war, mit denen der mittelalterliche Platz inzwischen zugebaut ist:
Ich möchte einen Thread anfangen, in dem ich zunächst zeige, wie ich diese Aufgabe angegangen bin. Der erste Schritt ist hier im Forum detailliert beschrieben worden: tausende von Bildern aus 30 Jahren fotografischen Bemühens einzuscannen, siehe meine Serie von Beiträgen wie https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...3&thread=23.
Inzwischen bin ich einen Schritt weitergegangen und habe einem höchst interessierten Verein knapp 300 überarbeitete Bilder ab 1959 aus dem Schwarzwalddorf, in dem ich aufgewachsen bin, unter der Lizenz CC-BY-SA angedient, die Eingang in deren Archiv, hoffentlich der Bildersammlung auf ihrer Website und wohl auch in ein Buch finden werden - eine zweimonatige intensive Arbeit, die mich nach 60 Jahren überdies wieder in herzlichen Kontakt mit einem der Jungen aus der Rasselbande in unserem Dorf, zwei Häuser weiter, gebracht hat. Die technischen und rechtlichen Aspekte sowie das weitere Vorgehen will ich Euch, wenn's interessiert, in weiteren Postings hier vorstellen. Hoffentlich entwickelt sich aus dem Thread einmal ein Austausch an Erfahrungen und Anregungen!
Urheberrechte 1: Keine Scans von Prospekten, Bedienungs-Anleitungen, Prominentenfotos, Kunstobjekten oder Buch/Zeitschriften-Artikeln.
Urheberrechte 2: Nur selbst aufgenommene Fotos. Keine Fotos auf und in fremden Grundstücken / Gebäuden / Museen, Ausstellungen, Theatern, usw.
Urheberrechte 3: Textpassagen von fremden Quellen vermeiden, höchstens einige Zeilen deutlich als Zitat erkennbar mit genauer Quellenangabe.
Keine Fotos, auf denen Personen erkennbar oder zuord-bar sind, ohne deren schriftliche Genehmigung (DSGVO). Ebenso keine erkennbaren KFZ-Kennzeichen oder Fragmenten davon! !
Fotos: Für beste Darstellung die Fotos (Thumbnails) unter den Textbeiträgen anklicken.
Der Zähler der Vorschaubilder zeigt NICHT die echte Zugriffszahl, die Bild-Anklicke direkt im Text werden nicht gezählt!
auch mir sind schon Gedanken über einige meiner Fotos gekommen, die irgendwie auch Zeitdokumente mit einem allgemeinen Nutzen für die Nachwelt haben könnten. Was macht man damit, um irgendwann nicht in Vergessenheit zu geraten. Es gibt ja leider eine (unangenehme) Erkenntnis:
Was passiert mit Internetseiten und Foren, wenn der Betreiber "abgerufen wird?
Welche Organisationen könnten insbesondere Fotos archivieren als gemeinfrei?
Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.
Teil I: Lizenz und Persönlichkeitsrechte Die Lizenz für alle meine Fotos ist CC-BY-SA 4.0. Diese ist weltweit verbreitet, z.B. für alle Fotos in der Wikipedia: jeder darf sie kostenlos verwenden und auch weiterverarbeiten (z.B. einen Ausschnitt für ein Buch) und übrigens auch Geld dafür verlangen, z.B. als Buchautor, aber keiner darf seinerseits die Weiterverwendung inkl. seiner Bearbeitung verwehren. Beispielsweise ist es nicht zulässig, sie in einem Buch abzudrucken, wenn er darin nichts als seinen eigenen Copyrightvermerk hat. Mein Copyrightvermerk und die Lizenz "CC-BY-SA 4.0" müssen von jedem Verwender im Druck oder auf dem Portal, auf dem sie veröffentlicht werden, erwähnt sein und dürfen auch nicht aus den unsichtbaren Bilddaten (Exif, IPTC) gelöscht werden.
Wichtig! Die Freigabe bezieht sich nur auf meine Autorenrechte. Der Verwender ist beispielsweise für das Persönlichkeitsrecht eventuell abgebildeter Menschen oder das Verbot, extra geschützte Lebensbereiche zu fotografieren, etwa mit einer Drohne in einen Balkon hinein, selber verantwortlich. Dazu gehört auch evtl. der Datenschutz bei Fahrzeugen im Straßenverkehr, wenn die Kennzeichen nicht verpixelt sind usw.
Ansichten von öffentlich sichtbaren Bauwerken kann niemand verbieten. Die "Panoramafreiheit" laut Paragraph 59 UrhG stellt das allgemeine Recht sicher, "Werke, die sich bleibend an öffentlichen Wegen, Straßen oder Plätzen befinden", im Bild zu veröffentlichen. Der "Stiftung preussischer Kulturbesitz" hingegen wurde schon einmal das Recht zugestanden, Fotos der von ihnen verwalteten Schlösser in ihren Parks zu verbieten, obwohl diese mitsamt der Stiftung natürlich Volkseigentum sind. Personen, die "bloßes Beiwerk" sind, dürfen in Straßenszenen, Gebäudefotos usw. mit abgebildet sein. Zu erkennbaren Personen auf öffentlich zugänglichen Bildern gilt: Nehmen Personen an Veranstaltungen (Versammlungen, Aufzüge oder ähnliche Vorgänge) teil, so dürfen nach § 23 (1) KUG Abbildungen ohne Zustimmung veröffentlicht werden. Die Abbildung muss jedoch die dargestellten Personen als Teilnehmer der betreffenden Veranstaltung erfassen. Gegenstand der erlaubten Darstellung i.S. des § 23 KUG ist immer nur die Darstellung des Gesamtvorganges, nicht aber das Herausgreifen nichtrepräsentativer Einzelereignisse. Einzelaufnahmen, Großaufnahmen oder individuell erkennbare Portraits fallen nicht unter diesen Fall der Abbildungsfreiheit. Ein Bild von einem Umzug, auch wenn bzw. gerade dann, wenn sich 100 Menschen darauf befinden, darf ich veröffentlichen, aber ein Bild von einem interessant verkleideten Karnevalsfreak nicht. Es muss immer noch die Veranstaltung das Bildmotiv sein und nicht ein Portrait oder ein hübsches Mädchen herausgegriffen. Die Presse (Rundfunk wie z.B. https://digit.wdr.de/, Fernsehen, Zeitschriften, Bücher) hat einen gesellschaftlichen Informationsauftrag und damit werden ihr von den Gerichten mehr Rechte zugestanden als z.B. einer privaten Homepage. Das Fotografieren an sich ist nicht verboten. Die Vorschriften erstrecken sich nur auf die Veröffentlichung.
Teil II: Gespeicherte Daten zu den Bildern Die Speicherung ist nötig, weil die Bilder ja von jedem verwertet werden dürfen und irgend eine Liste, die Interessierten, die sich ein Bild herunterladen, nicht zur Verfügung steht, taugt nicht für dokumentarische Zwecke an historischen Aufnahmen. Ich habe mir viel Mühe gegeben, wenigstens 1 Feld in den unsichtbaren Kopfdaten der Fotos zu finden, in dem alle Bildbetrachtungs- und -Bearbeitungsprogramme die hinterlassenen Informationen (Überschrift) über den Aufnahmegegenstand finden. Zur Verwendung kommt das Feld "User Comment" bzw. "Caption: (description)", wie sie unter Linux-Geeqie mit der Taste "E" und in Firefox mit dem Add-on "wxIF" angezeigt werden.
In Linux-gThumb sind das die Daten, die mit Klick auf rechts oben "Kommentar" unter "Beschreibung" eingegeben bzw. angezeigt werden können.
In dem verbreiteten Bildbetrachter Irfanview für Windows wird bei Klick auf den blauen Button "i" ein Fenster zur Auswahl gestellt, bei dem links unten auf "IPTC-Daten" zu klicken ist. Hier erscheint der Text zu dem Bild ebenfalls unter "Caption (description)".
Auch im Windows-Explorer werden die Daten mit Rechtsklick auf die Bilddatei unter "Bildeigenschaften und Details" als "Kommentar" angezeigt.
Die gleichen Felder heissen je nach Software unter anderem Title, Caption, Bemerkung, Beschreibung, User Comment Description, und es gibt (z.B. für Verlage) viele Dutzend verschiedene wie Adresse, Datum, Ort, welches Alter in dem betreffenden Land als minderjährig gilt usw. usf., natürlich auch wieder in allen Sprachen. Was in Linux-gThumb unter "Kommentar" erfasst wurde, ist in GIMP unter fünf verschiedenen Menüpunkten wiederzufinden, der wichtigste "Bild --> Bildeigenschaften --> Kommentar und umgekehrt, in Irfanview für MS-Windows als "IPTC-Daten --> Description im Feld "Caption: (description)", und sowohl im Bildbetrachter Linux-Geeqie als auch in Firefox mit dem Exif-Addon "wxIF" unter den beiden Zeilen "User Comment" und "Caption" und wird im Windows-Explorer mit Rechtsklick unter "Bildeigenschaften --> Details" angezeigt. Die gefühlt 999 anderen Speicherfelder sind verzichtbar, die sind z.B. für Verlage usw. wichtig. Zweie davon werden jedoch von mir mit ImageMagick für alle Bilder auf einmal ausgefüllt, mein Name als Copyright- Inhaber und die Lizenzfreigabe, bei mir "CC-BY-SA 4.0".
Ein einfacher Galerie-Generator wie hier die Funktion Export --> Internetalbum von gThumb zieht einstellbar die Bildunterschriften aus den Exif- und IPTC-Daten heraus. So werden diese dann angezeigt, ohne daß man sie etwa händisch in eine Webseite hineinschreiben muss, und jeder Verwender kann sie sich auf diese oder eine andere Weise nutzbar machen:
Die Bilddateien haben die maximal sinnvolle Größe. Es hat keinen Zweck, einen eingescannten Abzug 6x6 Zentimeter auf "mindestens 6 Megapixel" zu vergrößern, wie es Presseverlage manchmal fordern. Die Bildgröße richtet sich nach dem Detailreichtum des Fotos. Ein Scan eines Kontaktabzuges von einer Jugendkamera mag mit einer Seitenlänge von 800 Pixel schon die vollen vorhandenen Details zeigen, ein Scan auf einem sehr guten Scanner von dem 6x6 Negativ einer Mittelformatkamera wird auch bei z.B. 3300 x 3300 Pixel, Platzbedarf über zwei Megabytes, nicht unscharf und erlaubt daher auch starke Ausschnittvergrößerungen. Wann immer das Negativ noch vorhanden war (ab ca. 1962), habe ich dieses eingescannt und keinen Abzug auf Papier. Scans vom Negativ können bei einem Profi-Scanner mit Dichtezahl 4 einen Helligkeitsumfang von eins zu zehntausend wiedergeben (zehn hoch vier), Abzüge auf Papier einen von ca. 1:60, sodass Schatten einheitlich schwarz ohne Einzelheiten aussehen und/oder Himmel weiß ohne Abstufungen oder Wolken. Siehe https://www.filmscanner.info/Bilder/Dichte30.gif. Mehr unter http://ron.mur.at/WS/00%20Helligkeit.htm. Die Bilder sind im jpg-Format so weit wie möglich und sinnvoll komprimiert. Kompressionslose Bildformate wie TIFF lassen in der Praxis keine zusätzlichen Details erkennen. Viele Menschen glauben, eine hohe Kompression vermindere die Bilddetails; das stimmt nicht. Eine überstarke Kompression von schlechter als 60% erkennt man dagegen an Tonwertsprüngen wie der Bänderung eines blauen Himmels. Übrigens ist der Prozentwert in das Gutdünken der Programmierer für die Bildbearbeitungsprogramme gelegt; was bei dem einen 60% ist, mag bei dem anderen 80% sein.
Bemerkung zur Bildgröße: Die Dateien wurden so groß wie nötig angelegt, um alle auf dem Film vorhandenen Details wiederzugeben. Sie sind daher für den Versand per E-Mail oder den Upload auf eine Internetseite oft nicht geeignet (bitte nicht das Originalbild auf einer Internetseite plazieren und dann einfach nachträglich kleiner ziehen, das spart nichts an der Ladezeit und dem Bedarf an Speicherplatz auf dem Server). Die Größe zu ändern, ist eine Standardfunktion auch der einfachsten Bildbearbeitungsprogramme, beispielsweise Irfanview. Eine Bildbreite von 1280 Pixel genügt, um einen 19-Zoll-Monitor in voller Breite auszufüllen.
Fachleute können alle Bilder in einem Verzeichnis auf einmal mit Image Magick (Standardsoftware für Windows und Linux) bearbeiten, hier mit dem Befehl "mogrify". Beispiel: Wir wollen eine Anzahl 5-Megapixel-Aufnahmen unserer Digitalcamera für eine Homepage verkleinern. Das vorhandene Seitenformat (beispielsweise 3:4) solle erhalten bleiben. Hochformat sollen also 360x480 Pixel groß werden, Querformat 480x360 Pixel. Befehl, einzugeben in ein Terminalfenster in dem Bilderverzeichnis: mogrify -resize 480x480 *
Teil IV: Hardware • Kameras: Ab 1959 eine Braun Imperial Box 6x6, Dacora Digna 6x6, Bentzin Primar 6x9, Braun Gloriette B Kleinbildkamera, Exa I mit Trioplan 50mm, Adox Golf 1a (6x6, Adoxar 1:6.3) und ab den 70er Jahren viele weitere Kameras, zu erwähnen Revue 4 (russischer Leica-Nachbau), Rolleicord, Hasselblad und Yashicamat 124G. Einige Aufnahmen stammen von Pocket-Spitzenkameras wie der Canon ED110. • Scanner: Verwendet wurden im Wesentlichen ein Nikon LS-1000 SCSI-Kleinbildscanner und ein Epson Photoscan V700. Beide erwiesen sich in der Auflösung den besten Filmen gewachsen. Je nach der Kamera wurde die Auflösung von maximalen 2700 dpi (Nikon) bzw. nominellen 6400 dpi (Epson, die aber eine unrealistische Werbebehauptung darstellen - mehr Auflösung als der Nikon bringt der Epson nicht) auf z.B. 1800, 1200, bisweilen bei Fotos der Box- und Jugendkameras 800 dpi heruntergestellt. Damit wird viel Platz und Ladezeit gespart. Als Beispiel zeige ich Fotos der beiden Freiburger Gymnasien, beide in meiner Originalauflösung, Ausschnitte genau von einem Viertel, um das Forum zu schonen (wie gesagt, Plattenplatz und Ladezeit). Das Schwarzweißfoto wurde im Juni 1967 mit der Kamera Adox Golf 6x6, Adoxar 75mm gemacht, das Farbfoto ist von 1982, gemacht mit einer Revue 4.
Die Fotos passen zur Thematik der speziellen Sammlung, aber es versteht sich, daß das ältere mit der Jugendkamera gemachte keineswegs die volle Auflösung des Scanners erforderte. Das rattenscharfe Industar Objektiv des jüngeren Fotos rechtfertigt da schon die volle Auflösung.
Wichtiger ist bei Dia- und Negativscannern die Dichtezahl, die festlegt, wie gut heller Himmel sich von einer reinweißen Fläche, Schatten und Nadelwald von strukturlosem Schwarz unterscheiden. Sie ist bei beiden Scannern bis zu 4.0 und wird damit den meisten Fotos gerecht.
• System: Die Bilder wurden auf einem Linux-System verarbeitet (Ubuntu 16.04 LTS). Linux ist unter dem Namen "Android" das Betriebssystem der meisten Smartphones und kommt auch auf dem Mars zum Einsatz, als Bestandteil des Raumfahrtunternehmens "Perseverance" (https://uk.pcmag.com/drones/131849/linux-is-now-on-mars-thanks-to-nasas-perseverance-rover). Mein PC enthält möglichst die gleichen Programme wie MS-Windows (für allgemeine Zwecke Firefox, Thunderbird, Libre Office z.B. zur Erstellung von PDF, Hibiscus Banking, VLC, Vuescan als Scannerprogramm, GIMP für Bildbearbeitung, Hugin für Panoramafotos, Irfanview unter Wine). Linux macht es einfach, zwischen virtuellen Bildschirmen zu wechseln, sodaß ich auf einem Bildschirm die Fotos bearbeiten und insbesondere die Aufnahmedaten eintragen konnte, von Listen, die ich auf einem anderen Bildschirm aufgerufen hatte. Bildbearbeitung erfolgte wegen seiner einfachen, schnellen Arbeitsweise mit gThumb, wenn es nur um Geradestellen, Kontrast, Größe, Metadaten und Nachschärfung ging, sonst GIMP 2.9.
• Scanprogramm: Die Leistung eines Scanners, d.h. die Qualität der produzierten Bilddateien, kann im Gegensatz zu manchen maßlosen Werbeversprechungen nicht durch ein teureres Scanprogramm verbessert werden. Die mitgelieferte Scan-Software, die vom Hersteller aus alle Features des Scanners ausnützt, reicht völlig aus. Freie Software muss an die Fähigkeiten des Scanners wie Mehrfachscan konfiguriert werden können. Kommerzielle Scanprogramme wie Vuescan sprechen dieselben Features an wie die mitgelieferte Herstellersoftware. Sie haben darüberhinaus einen "Aufsatz" für Bildbearbeitung, können also z.B. drehen, heller und dunkler machen, Farben verstärken, durch einen zusätzlichen Vergleichs-Scan mit Infrarot Staub auf dem Film oder Vorlagenglas ausblenden, Korn reduzieren, das Bild nachschärfen, Namen vergeben, PDF-Output produzieren usw. Ich benutze Vuescan, aber nicht die darin integrierte Bildbearbeitung. Ich komme mit GIMP, gThumb, ImageMagick, exiftool bestens aus, warum sollte ich noch eine der hunderten anderen Bildbearbeitungen zu Hilfe nehmen. Warum dann überhaupt ein professionelles Scan-Programm kaufen? Es gibt einen entscheidenden Knackpunkt. Wir wissen alle, daß es "kalte" und "warme" Filme gibt, welche Marken eine leichte Neigung für's Gelb haben und Haut-Töne angenehm wiedergeben, welche Filme sich exzellent für Landschaftsaufnahmen eignen usw. und ein gutes Scanprogramm kommt mit einer Datenbank, in der nur der Film anzuklicken ist (im Beispielbild ein Agfa XRS400, II. Generation), anstatt die Parameter alle einzeln festzulegen - wer sie nicht kennt, ist verloren, mit Ausprobieren funktioniert das nicht. Silverfast, der Marktführer, wird entweder mit dem Scanner geliefert, was ihn erheblich verteuert, oder kostet typischerweise 340 Euro. In beiden Fällen ist die Nutzung auf einen bestimmten Scanner und einen bestimmten Stand des Betriebssystems eingeschränkt - ändert sich etwas am Betriebssystem oder bei Neukauf eines Scanners, muss man neu zahlen. Das zweite weltweit gebräuchliche Produkt ist Vuescan und muss nur einmal im Leben bezahlt werden, derzeit 60 Euro auf vier verschiedenen Computern bei lebenslangem Support, für alle Betriebssysteme incl. Linux, für alle Scanner ("VueScan is compatible with 6632 scanners from 42 manufacturers on Windows, Mac OS X and Linux") und alle vorkommenden Filmtypen (https://www.hamrick.com/vuescan/html/vuesc25.htm). Das ist eines der ganz wenigen Programme, die ich als kommerzielle Software angeschafft habe. Seit Windows 3.11 habe ich immer eine aktuelle Version mit einem einfachen Büroscanner, einem Canon D2400 aus dem letzten Jahrtausend, der als erster mit einer fotofähigen Dichtezahl auf den Markt kam, und den jetzigen Fotoscannern von Epson und Nikon betrieben.
Letzter technischer Teil, V(2): Software, zweiter Teil Entfleckung: Die Fotos sind 45 bis über 60 Jahre alt und meistens vom Schwarzweißfilm eingescannt, wobei die moderne Staubunterdrückung durch Infrarot nicht funktionieren kann. Ein 36 Millimeter breites Kleinbildnegativ wird auf einem üblichen 19-Zoll-Bildschirm in zehnfacher Vergroesserung wiedergegeben, bei Betrachtung in voller Auflösung (typischerweise 3600 Pixel breit) bereits in 30facher, d.h. mikroskopischer Vergrößerung. Bei einigen Bildern wurde die Funktion von GIMP: Filter --> Verbessern --> Flecken entfernen angewendet. Voraussetzung war, daß die Flecken, meist vom Scannen kleiner Papierbilder, schärfer waren als der Bildinhalt, da jede Art Entfleckung auch einen Schärfeverlust mit sich bringt. Im Zweifel wurden die Flecken belassen, wenn sonst die Detailschärfe vermindert werden würde. Hier ist der Effekt sichtbar (vergrößert): Flecken großenteils beseitigt, die Details sind aber noch vorhanden.
Größere und nicht tragbare Fehler wurden mit der "Klonen"-Funktion von GIMP beseitigt. Hierbei wird typischerweise ein schmaler Streifen neben einem Kratzer oder eingescannten Fussel kopiert und entlang des Bildfehlers eingefügt. Dies ist zwar technisch eine Veränderung des Bildinhaltes, aber Schmutzpartikel und Beschädigungen des Bildes gehören sowieso nicht zum dokumentarischen Inhalt. Stark vergrößerter Ausschnitt:
Fingerabdruck in GIMP mit "Klonen" entfernt, Crop:
Hier gab die Größe des Originalbildes einen stärkeren Eingriff her. In Normalgröße betrachtet, ist dies nur eine kleine Ecke des Fotos und die Bearbeitung nicht zu erkennen, während es sonst verloren gewesen wäre.
Copyrightvermerk: Im aktuellen Verzeichnis und allen dessen Unterverzeichnissen einen Copyrightvermerk in allen Bilddateien eintragen: exiftool -r -Copyright="[der Rechteinhaber], Lizenz: CC-BY-SA 4.0" ./ -overwrite_original Weitere Felder, die sich zur globalen Bearbeitung mit Exiftool anbieten, wären UserComment, bei Fotoxx "Kommentar" genannt, um etwa in alle Bilder einer Aufnahmeserie das gleiche Event (wie "ILA Berlin 2014") einzutragen, oder Caption, bei Fotoxx "Titel" genannt, wenn alle Bilder in einem Verzeichnis denselben Aufnahmegegenstand zeigen (wie "Airbus A-380").
Mit diesen Ausführungen sind meine Hinweise zur angewandten Technik abgeschlossen. Wer hat Ideen und Erfahrungen, wie die alten Fotoschätze, unabhängig von einer Nachlaßverwaltung, Wohnungsauflösung usw., für die Allgemeinheit erhalten bleiben können?
ergänzend zu Deinen Anmerkungen zur Technik möchte ich auf das Abfotografieren von s/w Negativen eingehen. Ich fotografiere die Negative mit einer Sony A7 Kamera und einem ApoRodagon-D 1x an einem Balgengerät. Das Negativ liegt auf einem Leuchtkasten mit Milchglasscheibe. In den Boden des Leuchtkastens habe ich ein Loch geschnitten und für die Belichtung einen Blitz darunter gelegt. Durch die diffuse Beleuchtung verschwindet mancher Kratzer, der bei Kondensorbeleuchtung deutlich sichtbar ist.
U-hu? Danke für die Vergleichsaufnahmen! Die Abfotografierei funktioniert also der Auflösung nach genausogut. Die Durchdringung dunkler Negativpartien (Himmel) kann nicht so gut verglichen werden und in der Tat, an dem hellsten Bildteil im Positiv, den schrägen Dächern, zeichnet der Coolscan ein bisschen besser durch. Danach muß man aber schon suchen. Bei Farbaufnahmen ist er natürlich durch die Infratrot-Staubentfernung weiter im Vorteil.