die hier vorzustellende Kamera wurde eine Woche lang angeboten, ohne dass jemand Interesse hatte, dabei ist sie, abgesehen vom etwas welligen Keratolbezug, in einem technisch einwandfreien Zustand. Am Ende der zweiten Woche konnte ich dann nicht widerstehen.
Die als Merkur bezeichnete Kamera ohne Herstellerangabe lässt sich problemlos der Fa. Richard Hüttig (Dresden) zuordnen, auch wenn das Firmenemblem (Pentagramm) fehlt. Es handelt sich um eine Magazinkamera mit Wechselmechanismus für Platten 9x12. Die Ausstattung ist vergleichsweise schlicht: Das Objektiv ist eine unbezeichnete Landschaftslinse, der Schleuderverschluss liefert eine M[omentzeit] und Z[eit]. Mit dem großen Regler auf der Frontseite lassen sich drei Lochblenden einschwenken bzw. die Objektivöffnung ganz verschließen. Zur Motivbetrachtung dienen zwei boxtypische Mattscheibensucher. Der Wechselmechanismus wird betätigt, indem die Kurbel um 90° entgegen dem Uhrzeigersinn gedreht und wieder zurückgestellt wird; die Arretierung erfolgt etwas rustikal über einen Blechstreifen.
Das funktioniert aber noch heute einwandfrei. Mit der Kurbel wid die horizontal liegende Platte senkrecht vor das Objektiv gebracht; sie nimmt die direkt davor liegende Plattenhülse mit, die dann auf den Boden des Kameragehäuses fällt.
Die Kamera nimmt 12 Platten auf, die in Plattenhülsen zu stecken sind. Eine „Zähluhr“ – so hieß das seinerzeit in den Prospekten – sucht man vergebens; man musste sich also merken, wie viele Platten bereits belichtet waren. Das Holzgehäuse ist mit einem simplen Kalikobezug verkleidet.
Während die etwas besser ausgestatteten Trilby-Modelle bei der Firmenfusion 1909 in das Programm der Ica übernommen wurden, wurde die Merkur-Modellreihe eingestellt. Es hat hier verschiedene Modelle gegeben, auch in kleineren Formaten, über die Daniel auf seiner Seite berichtet (https://www.camarassinfronteras.com/huet...tig_merkur.html). Man erkennt Unterschiede in der Konstruktion der Bedienungselemente. Um welches Merkur-Modell es sich handelt, kann ich mangels Katalogabbildungen nicht sagen. Das Design der Kurbel wie auch die Gestaltung des frontseitigen Typenschildes weisen übrigens große Ähnlichkeit mit der von Axel vorgestellten Hüttig Monopol auf (--> https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...4&thread=32).
Verkauft wurde das abgebildete Exemplar, wie die Plakette auf der Frontseite verrät, von der Firma Paul Teufel in Stuttgart. Der vergleichsweise aufwändig hergestellte Verkaufskarton (Oberfläche mit imitierter Maserung, Merkur-Schriftzug geprägt) ist immerhin noch in Fragmenten vorhanden.
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vielen Dank für die Vorstellung der interessanten Merkur. Ich hatte die Kamera zumindest gespeichert, konnte aber gerade noch so widerstehen.
Genau zuordnen kann ich die Merkur nicht, aber trotzdem ein paar Ergänzungen geben. Die Merkur bot Hüttig spätestens ab 1896 an. Den Wechselmechanismus mit Kurbel gab es maximal bis 1902 und auch der herausstehende Auslöser wurde ab 1903 tiefer ins Gehäuse gesetzt. Das hier gezeigte Exemplar muss also vor 1903 datieren.
Ab 1908 gab es die Merkur nicht mehr im Sortiment. An Plattenboxen wurden nur noch die Aviso und die Trilby angeboten, die dann auch ins ICA-Sortiment übernommen wurden.
hab vielen Dank für diese Hinweise! Das ist sehr interessant; nahezu alle Merkur-Exemplare, von denen ich Abbildungen gesehen habe, besitzen den späteren Hebel für den Plattenwechsel. Also um 1902/3, auch nicht schlecht. – Aus dem Katalogauszug geht hervor, dass die Modelle sich auch hinsichtlich des 'Belederungs'-Materials unterscheiden: Granitol vs. Keratol; das muss ich oben noch verbessern.