[ iIa ] Laufboden/Klappkamera für Platte und Film "The Carbine" No. 3a von W. Butcher&Sons/Harrods Händler
Hallo zusammen,
heute stelle ich die "The Carbine" No. 3a von Butcher&Son, London vor, die von Harrods verkauft wurde.
Ursprung und Entwicklung: W.Butcher&Sons London • Gründung: 1887 als Apotheke von William Butcher in Blackheath, London. • Einstieg in Fotografie: Ab ca. 1897 begannen die Söhne W.E. & F.E. Butcher mit der Herstellung fotografischer Geräte. • Standort: Ab 1902 hatte die Firma ihr Hauptquartier im „Camera House“, Farringdon Avenue, London EC. Kameraproduktion • Eigenfertigung & Import: Butcher produzierte einige Kameras selbst, importierte aber auch viele Modelle aus Deutschland (Hüttig, Ica). • Bekannte Modelle: o Primus (frühe Serie, ab 1898) o Carbine (verschiedene Varianten, auch Stereo- und Reflexmodelle) o Cameo (u.a. Stereo- und Speed-Versionen) o Midg (Magazinkamera, auch für die berühmten Cottingley-Fairies-Fotos genutzt) o Little Nipper (um 1900 und erneut um 1922) o National Field Camera und National Stereo o Royal Mail Stamp Camera (Mehrlinsenkamera für Briefmarkenporträts) Bedeutung • Butcher & Sons war kein reiner Hersteller, sondern auch ein Handelsunternehmen, das deutsche Technik nach England brachte. • Ihre Kameras deckten ein breites Spektrum ab: von einfachen Amateurkameras über Magazinkameras bis hin zu Projektoren und Zubehör. • Besonders die Carbine-Serie und die Midg-Magazinkameras sind heute für Sammler und Kuratoren von großem Interesse.
Das Kaufhaus Harrods wurde 1834 von Charles Henry Harrod gegründet Es war vor dem Ersten Weltkrieg ein wichtiger Verkaufsort für Luxus- und Technikprodukte, darunter auch Kameras.
• Rolle von Harrods: o Harrods war ein Importeur und Händler, kein Hersteller. o Das Kaufhaus bezog Kameras von britischen Firmen (z. B. Thornton-Pickard, Butcher, W. Watson & Sons) und von deutschen Herstellern (z. B. Hüttig, Voigtländer, Zeiss).
• Eigenmarken: o Es gibt Hinweise, dass Harrods gelegentlich Kameras mit Händler-Badge oder eigenem Namenszug vertrieb. Diese wurden aber von anderen Herstellern produziert und nur für Harrods gelabelt. o Solche „Hausmarken“ waren im Handel üblich, um Exklusivität zu suggerieren.
• Keine eigene Fertigung: o Harrods besaß keine Werkstätten für Kamerabau. o Die technische Entwicklung und Produktion lag bei spezialisierten Firmen in Dresden, Jena, London oder Paris.
Besonderheiten, die vielleicht einen Hinweis auf den Hersteller - Hüttig : Standarte und Feststeller - geben
Die Standarte könnte von Hüttig stammen, ebenso wie der Aufsteller.
Der verlängerte Laufschlitten wird beim Einfahren des Schlittens und Zusammenfalten der Kamera zusammengeklappt. Dabei wird ein kleiner Hebel unter dem Balgen getätigt.
Das Objektiv schien mir am Anfang nachträglich angebracht zu sein, bis ich die gepolsterte Kreisscheibe auf dem Laufboden entdeckte. Sie dient dem Schutz des vorstehenden Objektivs beim Zusammenklappen.
Die Entfernungsskala lässt sich verschieben.
Hinter der eigentlichen Spreize befindet sich eine zweite mit Schraubengelenke am Gehäuse und auf dem Laufboden.
Beschreibung:
Bei der Carbine No. 3a handelt es sich um eine Rollfilm- und Plattenkamera. Sie kann mit Rollfilm und Platte- mit entsprechendem Plattenhalter -benutzt werden. Das Gehäuse ist aus schwarzem Holz - vielleicht gebeizt, aber nicht lackiert und mit Leder bezogen und weist Größe und Aussehen der Hüttig Lloyd auf.
Der Laufboden ist aus Magnesium/Magnalium, die anderen Metallteile sind vernickelt, das Objektiv ist aus Messing.
Die Rückseite der Kamera zeigt eine kleine Klappe, die durch Lösen eines Sicherungshebels entfernt werden kann und zwei Einschubschienen zur Aufnahme eines Plattenträgers freimacht. Entfernt man die gesamte Rückwand, hat man eine reine Rollfilmkamera vor sich.
Seriennummer auf der Innenseite der Rückwand und eine handgeschriebene Zahl. Ich kann natürlich nicht beurteilen, ob sich diese Nummer auf die gesamte Kamera oder nur auf den Deckel als Ersatzteil bezieht. Eine weitere Nummer konnte ich außen und im Innern des Gehäuses nicht entdecken.
Auf der linken Seite sind zwei Plaketten - Harrod's und "The Carbine".
Das Objektiv ist ein SYMMETRICAL LENS BECK 1:8 - keine Kennzeichnung, der Verschluss ein Bausch&Lomb Einventil-Automat B T 25 50 100. Der Verschluss war verklebt und ließ sich mit leichtem Anheben eines kleinen Ringes - nach Herausdrehen der Linse sichtbar - wieder in Gang setzen.
Auf der rechten Seite der Standarte befindet sich ein beweglicher Brillantsucher mit Libelle. Der Tragriemen trägt die Prägung Carbine No. 3a
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Re: Laufboden/Klappkamera für Platte und Film "The Carbine" von Harrod's
Hallo Ingrid,
zumindest das Gehäuse Deiner Kamera gleicht exakt dem der Butcher Carbine No. 2, die ich mal besaß (und im Zuge einer Bereinigungsaktion vor ein paar Jahren verkauft habe); hier wird dieses Modell vorgestellt: http://www.earlyphotography.co.uk/site/entry_C810.html
Auch meine Carbine hatte ein Beck-Objektiv, ein Rapid Rectilinear in einem einfachen Lukos No. 1. Interessanterweise besaß die Kamera – wie auch die auf earlyphotography gezeigte – eine Seriennummer mit vorangestelltem A, wie man es von späten Hüttig- und frühen Ica-Kameras kennt. Das passt zu der Information, die Carbine sei "German made", wie man bei McKeown lesen kann; er gibt den Zeitraum 1903–1926 an. (Die Zusammenhänge sind mir erst später klar geworden, als ich begann, mich für Ica-Kameras zu interessieren; im Nachhinein hätte ich die Kamera behalten sollen.) Ich habe mittlerweile einige Butcher-Kameras gesehen, die sich als modifizierte Icaretten identifizieren ließen, ausgerüstet mit anderen Verschlüssen und Objektiven. Bei Deiner Kamera könnte es sich also um eine Carbine von Butcher handeln, deren Gehäuse aus Dresden bezogen wurde (wohl Hüttig, die Form der Standarte lässt auf den Zeitraum vor 1909 schließen) und die mit einem englischen Objektiv ausgestattet und über Harrods vertrieben wurde. Ist da vielleicht auch irgendwo eine Seriennummer erkennbar (vielleicht seitlich in den Spulenkammern)?
Re: Laufboden/Klappkamera für Platte und Film "The Carbine" von Harrod's
Hallo Jan,
auf deine Anregung hin, habe ich folgende Ergänzungen vorgenommen:
Eine zweite Spreize mit Schraubengelenken
Vielleicht eine Seriennummer auf der Innenseite der Rückwand. Im und außerhalb des Gehäuses habe ich keine Seriennummer gefunden.
Der Tragriemen trägt die Prägung Carbine No. 3a. Wie es zu der Nummerierung kam, kann ich nicht nachvollziehen, da es sich doch bei meiner Kamera vielleicht um ein früheres Modell handelt, von Hüttig vor 1909 als Zulieferer.
Deine vorgestellte Kamera Carbine No. 2 hat schon eine schwarz lackierte Standarte aus Magnaliumguss, der Objektivträger ist ebenfalls schwarz lackiert und könnte brereits bei ICA angekauft worden sein
Bei McKeown's Seite 104 "Einige Kameras und Zubehörteile wurden weiterhin in Blackheath gefertigt, ein Großteil wurde jedoch von anderen Herstellern, insbesondere von deutschen Herstellern, zugekauft". Besondere Erwähnung findet Hüttig.
Ich versuche mehr über die Firma W. Butcher & Sons, London herauszufinden.
Butcher hat viele Varianten der Carbine herausgebracht und in England verkauft.
Re: Laufboden/Klappkamera für Platte und Film "The Carbine" No. 3a von W. Butcher&Sons/Harrods Händler
Hallo Ingrid,
noch ein ergänzender Hinweis: Eine Carbine No. 3a wird auch von Michel Auer der Fa. Butcher zugeschrieben – allerdings nicht im Katalog, sondern nur im begleitenden Index/Preisführer (Ausgabe 2014–1018) und daher ohne Abbildung oder nähere Beschreibung. – Die Spur Hüttig dürfte jedenfalls richtig sein. Die Lloyd 616 aus dem italienischen Resti-Katalog von 1908 (s. unten) hat andere Spreizen und einen anderen Schlitten, aber die Richtung könnte passen.
Re: Laufboden/Klappkamera für Platte und Film "The Carbine" No. 3a von W. Butcher&Sons/Harrods Händler
Hallo Jan,
vor einiger Zeit hatte ich die Kamera gekauft, weil mich 1. diese klappbare Laufschlittenverlängerung und 2. die Bemerkung - Zeiten lassen sich einstellen, löst nicht aus - neugierig gemacht hat. Die Funktion des Klappmechanismus in Kombination mit der zweiten Spreize fand ich sehr interesseant, denn so etwas hatte ich noch nicht gesehen. Die Blättter des Verschlusses sind etwas verklebt und lösten sich direkt nach dem winzigen Anheben des kleinen Messingrings - natürlich nicht dauerhaft. Man müsste die Blätter reinigen. Kann man die vorsichtig von außen mit Isopropanol und einem Mini-Wattestäbchen reinigen? Ich traue mir nicht zu, das Objektiv auseinander zu nehmen.