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GOMZ
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08.01.15 13:48
Laufboden

nicht registriert

08.01.15 13:48
Laufboden

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GOMZ

Hallo, alle miteinander,

die russische GOMZ Fotokor-1 gilt als Kopie deutscher Laufbodenkameras. Das erscheint mir als relativ - auch deutsche Hersteller haben über den Tellerrand geblickt. Die Kamera ist für robusten Gebrauch ausgelegt - und das erscheint als durchaus nötig, wenn ich mir die zwei Exemplare anschaue, die ich habe.
Sie enthalten eigenständige technische Details, insbesondere Vereinfachungen, die allerdings eine Reparatur erschweren (einen Hammer zum Austreiben von Stiften hatte ich sonst nie gebraucht).
Die ersten Fotokors hatten deutsche Verschlüsse, Compur bzw. Vario, und sind sehr selten und gesucht (und öfter wohl auch gefälscht).
Aber zuerst der russische Verschluß, eine Vario-Kopie von GOMZ, mit Ortagoz-Objektiv (asymmetrischer Dialyt - die hinterste Linse ist erheblich dicker als die vorderste, bei gleich erscheinenden Reflexen vorne und hinten).
Einleitend eine Frage an Radio Eriwan: "Kann man mit einer Kamera von 1939 ein Haus sprengen?".
Antwort: "Im Prinzip ja, aber nur mit einer russischen!".
Und damit bin ich beim heutigen Thema.
Bei meiner Fotokor-1, Modell PK245 (1939, evtl. 1940) hakte die Blende anfangs etwas - und dann blockierte sie, ein Blendenblatt war defekt.


Nach Öffnen des Gehäuses zeigte sich, daß eines der beiden Verschlußblätter gebrochen war, ein paar der Splitter lagen noch im Gehäuse.

(links GOMZ/Ortagoz 4.5/135 von 1939 - vereinfacht, kriegsbedingte Mangelwirtschaft? - rechts das weit konventionellere GOMZ/Ortagoz 4.5/135 von 1938)
Bei meiner Fotokor-1, Modell PK235 (1938, evtl. 1937) war die Blendenbewegung sofort beschränkt.
Das kann man normalerweise beheben - ggf. mit einem Blendenblatt weniger, auch mit 9 Blättern statt 10 ist die Blende noch ziemlich rund.
Leider ist das Blendengehäuse von der unangenehmeren Art - kein beidseitiger Käfig.
Und hier ging nichts, obwohl alles zwar ein wenig krumm, aber brauchbar aussah.
Doch die Blendenblätter sind dort, wo die Stifte sind, stark gekrümmt (geschrumpft oder gequollen?).
Ich hätte bei der einen das kaputte Blendenblatt ohne Öffnen des Käfigs soweit möglich herausoperieren müssen.
Das Ende vom Lied: bei beiden ist die Blende nur bis etwa Blende 6.3 zu schließen, und die eine muß mit 6 Blendenblättern auskommen.
Ich rätselte, etwas mußte anders sein als sonst.
Mit 12x-Lupe schaute ich die Trümmer des Verschlußblatts an. Hoppla - die Bruchfläche war schwarz! Kein Irrtum möglich - Kunststoff!
Kunststoff? 1939?!
Da fiel mir nur ein möglicher ein: Zelluloid! Das basiert auf Nitrozellulose, ist also verwandt mit Sprengstoff. Wird im Alter zunehmend brüchig und leichter entflammbar. Bei ungünstigen Bedingungen selbstentflammend, im Extremfall genügen 30°. Es gab schwere Unfälle damit, deshalb wurde der Sicherheitsfilm entwickelt und Filme aus Zelluloid verboten. In Deutschland wurde in WKII verboten, Negative aus Zelluloid im Haus aufzubewahren. Ein deutscher Zelluloid-Hersteller hatte die Abfälle aus der Produktion vergraben - das ergab einige unterirdische Brände (vorangehend Erwärmung durch die Emissionen). Filmarchive haben noch heute ihre Not damit trotz strenger Sicherheitsbestimmungen. Nur Puppen waren noch länger daraus ..
Ob's das sein konnte, probierte ich mit den Trümmern aus, siehe Bilder.
Mit brennendem Streichholz ging ich heran. Einen Kerzendocht hätte ich mit der fast erlöschenden Flamme nicht beeindrucken können. Doch die Bruchstücke fingen unmittelbar zu brennen an und brannten in Sekundenbruchteilen ab.





Grüße, Laufboden

Datei-Anhänge
Verschlussblatt_zerbrochen.jpg Verschlussblatt_zerbrochen.jpg (297x)

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Links_von_1939_rechts_von_1938.jpg Links_von_1939_rechts_von_1938.jpg (285x)

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Blendensalat_1_Blatt_geknickt.jpg Blendensalat_1_Blatt_geknickt.jpg (341x)

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VerschlussblattPartikel_vorher.jpg VerschlussblattPartikel_vorher.jpg (309x)

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VerschlussblattPartikel_nachher.jpg VerschlussblattPartikel_nachher.jpg (312x)

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Blendenblatt_vorher.jpg Blendenblatt_vorher.jpg (335x)

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Blendenblatt_nachher.jpg Blendenblatt_nachher.jpg (310x)

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09.01.15 13:05
Laufboden

nicht registriert

09.01.15 13:05
Laufboden

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Re: GOMZ

Hallo, alle miteinander,

das Ortagoz der Fotokor-1 Variante PK245 von 1939(ggf. 1940) - links im dritten Bild meines vorigen Beitrags - zeigt:

  • das Vorderglied hat kein eigenes Gehäuse, es ist im Alugußteil des Verschlusses eingebaut
  • die hintere Linse des Hinterglied wird von einem Draht-Spannring (offener Federring) gehalten.
    Um ins Innere zu kommen, müßte man diesen entfernen - ohne Spezialwerkzeug wäre das schwierig ohne Beschädigung der Linse
  • Der Anschraubring ist ein brünierter (Guß-?)Eisenring, nicht entgratet
  • (den genauen Aufbau des Hinterglieds kenne ich wegen der schlechten Zugänglichkeit nicht. Da es innen glücklicherweise klar war, war Öffnen kein Thema)

Das Ortagoz der Fotokor-1 von 1938(evtl. 1937) hingegen ist wie üblich verschraubt, auch hier Zugang nur von der Blendenabgewandten Seite Der Anschraubring ist aus Aluminium.

Die Fotokor-1-Variante PK245 ist wesentlich häufiger zu finden als die Fotokor-1-Variante PK235. Ob der GOMZ-Verschluß bei allen PK245 so aussieht, wage ich nicht zu sagen. Es mag sich um massenproduktionsbedingte Vereinfachungen handeln, kriegsbedingte Einschränkungen erscheinen mir jedoch als wahrscheinlich.
Der bewegliche Teil des Laufbodens sieht bei der PK245 matt aus, er dürfte vernickelt sein; bei der PK235 ist er glatt und glänzend, vermutlich verchromt.

Von den Reflexen her hätte ich an einen symmetrischen Objektivaufbau gedacht.

Grüße, Laufboden

Zuletzt bearbeitet am 09.01.15 13:11

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