Es war einmal eine „Ernemann“-Kamera mit einem verrosteten deformierten Rest eines Brillantsuchers neben einer intakten Libelle. (nur ein unscharfer Ausschnitt)
Meine neue Besitzerin entfernte den hässlichen verrosteten Rest, damit ich in der Vitrine was hermache.
So war ich wieder ansehnlich, wurde gepflegt und poliert.
Meine Besitzerin allerdings glaubte nicht, dass ich eine „von Ernemann“ bin, zog das Internet und alte Kamerabücher zu Rate und befand, dass ich eine „von Beier“ bin – aber immerhin von Adel. Schließlich zog sie Spezialisten zu Rate, die mich dem Hause Contessa/Nettel als No. 225 zuordneten – auch nicht schlecht. Meine Besitzerin stieß beim Lesen alter Kameradokumentationen auf so ein krummes Ding von Sucher und musste feststellen, dass es sich dabei um einen Sellar-Sucher von Emil Busch war. Sie erinnerte sich, dass sie mich von meinem Sucher getrennt hatte und suchte ihn reumütig in der Schrottkiste.
Nur leider war beim Entfernen dieses kleine Schräubchen gebrochen und sie konnte mir mein Eigentum nicht mehr zurückgeben.
Nun musste der Schraubenstift herausgebohrt werden, damit der Sellar-Sucher wieder an seinem Platz festgeschraubt werden konnte. Es funktionierte, denn meine Besitzerin hatte die Federscheibe auch behalten.
Nun strahle ich in neuen Glanz und bin wieder komplett. Obwohl der Sellar-Sucher sehr gelitten hat, schafft er noch ein ordentliches aufrechtes Abbild.
Nur wirft sich jetzt die Frage auf: Bin ich aus dem Stall Contessa/Nettel mit einem falschen Sucher oder bin ich eine „von Emil Busch“ mit dem richtigen Sucher und stamme vielleicht aus der Zeit als die Kamerafirmen fusionierten.
Vielleicht können mir die Spezialisten von Blende&Zeit Forum weiterhelfen, damit ich wieder eine Identität bekomme.
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die Fa. Busch war ein Objektivhersteller, hat aber Kameras anderer Hersteller mit eigenen Objektiven ausgestattet und ggf. mit dem patentierten Sellar-Sucher ausgestattet. Ein paar Beispiele gibt es hier im Museum:
Mir war bislang nur die Kooperation mit Hüttig bzw. Ica bekannt (s. die Beispiele oben). Ungewöhnlich an Deiner Kamera ist die Objektivausstattung: Wenn die Kamera von Busch vermarktet wurde – darauf deutet der Sellar-Sucher hin –, sollte eigentlich ein Busch-Objektiv verbaut sein, denn das war ja das Geschäftsprinzip. Oder der Sellar-Sucher ist in Lizenz auch von anderen Herstellern genutzt werden, davon ist mir aber nichts bekannt, ich habe auch noch keine Contessa Nettel mit diesem Sucher gesehen...
Hallo Jan, finde ich auch sehr ungewöhnlich. Ich habe den Ebay-Seller noch mal angeschrieben, ob er noch die Fotos der damals eingestellten Kamera hat. Er verneinte es. So kann ich leider, weil die Ebay-Seite sich nicht mehr öffnen lässt- nur auf dieses eine unscharfe Foto zugreifen. Weil ich keine Fotos von ebay einstellen darf, bleibt nur der sehr unscharfe Ausschnitt.
Kann es sein, dass die Objektivlinse ausgetauscht wurde? Sie stammt aus dem Jahr 1921. Das Objektiv mit Sucher und Verschluss sieht genauso aus wie die Lynx - Kamera von Busch. Alles andere ist die 225 von Contessa. Also kann man wieder sagen: Wer bin ich, und wenn, wie viele. Mich irritiert der Sellar-Sucher. Den gibt es ja nicht so oft, dass man ihn einfach so verbaut.
Ich könnte mich immer noch ärgern, dass ich die Kamera nicht im Originalzustand fotografiert habe. Damals hatte ich absolut keine Ahnung und habe nur Voigtländer - Kameras gesammelt. Durch zwei alte Bergheil - Kameras war mir der Compound/Ibso - Verschluss aufgefallen und mein Jagd-Instinkt wurde geweckt. Luftbremsen waren einfach faszinierend, mich beeindruckte die Technik. So bin ich u.a. an die Contessa/Busch gekommen.
Mittlerweile habe ich - dank euch - dazugelernt. Ganz liebe Grüße und vielen Dank für eure Geduld Ingrid
irifue:Kann es sein, dass die Objektivlinse ausgetauscht wurde? Sie stammt aus dem Jahr 1921.
Da kann ich nur ganz allgemein antworten: Dass Objektiv und/oder Verschluss nicht der Originalausstattung entsprechen, ist gar nicht ungewöhnlich. Da gibt es folgende Konstellationen:
– Manche Händler boten Kameras ohne Verschluss/Objektiv an, damit der Kunde vorhandene Bauteile (weiter)nutzen konnte. Entsprechende Hinweise habe ich in alten Porst-Katalogen gefunden. Das scheidet im Fall Busch wohl aus.
– Austausch des Verschlusses durch ein höherwertiges Modell oder Austausch eines defekten Verschlusses durch Nutzer oder Werkstatt. Beim Ibso wäre theoretisch denkbar, dass er an die Stelle eines Vario getreten ist o.ä. – So etwas findet man relativ oft, da sitzen dann Compure mit Ica- oder Goerz-Beschriftung auf einer Welta o.ä. Manchmal bauen Verkäufer solche Kameras auch aus Teilen zusammen.
– Austausch nur des Objektivs durch ein höherwertiges (da sollte dann aber nicht nur das vordere, sondern auch das hintere Element getauscht worden sein).
Ob Verschluss bzw. Objektiv ausgetauscht wurde, kannst Du feststellen, wenn Du von hinten auf die Objektivbefestigung schaust: Gibt es am Konterring des Verschlusses oder an der Fassung der Hinterlinse Kratzspuren, oder sind die Schlitze 'vermackt'? Das würde darauf hindeuten, dass jemand – ggf. mit ungeeignetem Werkzeug – daran tätig war.
der Sellar-Sucher wurde von Busch auch einzeln verkauft und auch in Händlerkatalogen ist er als Anbausucher zu finden.
Für die Installation des Suchers (Spezial-Modell) an einer Kamera bot Busch auch einen Montageservice an, wie man auf dem hier (https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...mp;thread=305#3) gezeigten Katalogauszug ganz unten lesen kann.
Die Contessa-Nettel muss also nicht zwangsläufig eine von Busch vertriebene Kamera sein, zumal Busch seine Kameras auch meist mit seinem Firmensignet und/oder dem Modellnamen kennzeichnete.