Hallo zusammen,

an anderer Stelle wurde bereits erwähnt, dass Butcher & Sons bereits vor dem ersten Weltkrieg unter der Bezeichnung „Carbine“ Kameras von Hüttig bzw. ICA anbot. Eine dieser frühen Carbine-Kameras soll im Folgenden kurz vorgestellt werden.



Unter dem Namen Primus brachte Butcher & Sons 1902 eine Reihe von Rollfilmkameras (Boxkameras und Klappkameras) auf den Markt, darunter befanden sich auch die ersten „Carbine“ Kameras. Die Carbine No. 4 wurde im quarter plate- und im postcard-Format für Platten und Rollfilme angeboten. Die Kamera besitzt ein Holzgehäuse (innen Mahagoni polliert und außen mit schwarzem Rindslederbezug). Sie verfügt über einen einfachen Auszug (Skala mit Unendlich-Anschlag und Fokussierung mittels Triebschaube). Der Objektivträger ist horizontal und vertikal verschiebbar (Feststellschraube für vertikale Verschiebung). Zwei Stativgewinde (1/4 Zoll) und ein drehbarer Brillantsucher mit Libelle ermöglichen Aufnahmen im Hoch- und Querformat.



Weitere Ausstattungsmerkmale sind eine verschiebbare Skala (um von Plattennutzung auf Filmnutzung umzuschalten), ein automatisch schließendes Filmsichtfenster und herausnehmbare Filmspulenhalter. Bestückt ist das vorliegende Exemplar mit einem Goerz Serie ID Syntor 12,5 cm f/6.8 F in einem Bausch & Lomb Automat-Verschluss. Die Objektiv-Verschluss-Einheit verfügt über eine Schnellwechseleinrichtung.



Der Verschluss trägt die Aufschrift „BAUSCH & LOMB OPT. CO. PAT. APP’D.“. Das Patent für den Verschluss war also beantragt, aber noch nicht erteilt. Das dazu passende Patent ist wahrscheinlich das US-Patent 852962 (beantragt am 24.Dezember 1904 und patentiert am 7. Mai 1907) für einen Verschluss von Rudolph Klein.



Gebaut wurde die Kamera in wesentlichen Teilen von der Fabrik photographischer Apparate auf Aktien vorm. R. Hüttig & Sohn in Dresden. Dem aufmerksamen Beobachter sind sicher auch schon die Hüttig-Pentagramme auf der Schmalseite der Kamera aufgefallen. Ein Vergleich mit den Hüttig-Katalogabbildungen ermöglicht eine sehr genaue Zuordnung der Kamera: es handelt sich um eine Hüttig Lloyd Serie I Modell 1905.



Das folgende Modell 1906 besaß bereits andere Spreizen und eine veränderte Standarte. Im Jahr 1904 gab es noch keine Triebschraube für das Modell mit einfachem Auszug. Bei der Beschreibung der Lloyd Kamera im Hüttig-Katalog finden sich auch fast alle Ausstattungsmerkmale der Carbine wieder. Nicht von Hüttig stammt aber die Objektivwechseleinrichtung. Deshalb ist auch die Objektivplatte der Carbine anders geformt, als die der Lloyd. Mit dieser Wechseleinrichtung warb Butcher bereits 1903: „detachable for use on any other camera“. Bei den Lloyd-Modellen von Hüttig findet sich über die Jahre keine Wechseleinrichtung. Im oben gezeigten Bild der Carbine mit abgenommenem Objektiv kann man die Aufschrift „Patent“ erkennen. Ein passendes Patent (für Butcher?) habe ich leider nicht gefunden. Auch auf den herausnehmbaren Filmspulenhaltern sind „Patent“-Aufschriften vorhanden.



Bei Hüttig findet sich zwar ein zeitlich passendes Patent für Filmspulenhalter, diese Halter waren aber anders konstruiert. Ein passendes Patent konnte also auch an dieser Stelle noch nicht gefunden werden.

Hier noch ein Vergleich der verschiebbaren Entfernungsskala:



und die Modellbezeichnung:



Beste Grüße
Axel

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