Vorbemerkung: Diese Kamera habe ich an anderer Stelle zur Demonstration des Größenunterschieds schon einmal gezeigt, daher ist sie schon im Inhaltsverzeichnis. An dieser Stelle folgt eine ausführlichere Vorstellung.
Eine Reihe von Ernemann-Kameras, u.a. aus der Heag-Serie, wurden nach der Fusion Ende 1926 in das Zeiss Ikon-Programm übernommen, die betr. Kameras wurden entsprechend gekennzeichnet. Insofern kann man sie als Zeiss Ikon-Kameras einordnen; gebaut wurden sie von Ernemann.
Die Heag XI wurde in den Ernemann-Katalogen als „für die höchsten Ansprüche konstruiertes Luxusmodell; noch minutiöser in der Mechanik und noch vielseitiger in der Anwendung als unsere beliebte Heag XII“ beworben (z. B. 1914, S. 26). Die Bezeichnung Luxus-Heag bezieht sich nicht auf eine besondere Belederung, sondern auf die technische Ausstattung. Es handelt sich um eine Laufbodenkamera mit doppeltem Aufzug, die in den Formaten 9x12, 10x15 und 13x18 angeboten wurde. Hier also im Format 13x18, zum Vergleich die kleine Heag V in 4,5x6.
Sie besitzt vertikale und horizontale Verstellung des Objektivbretts über Zahntrieb. Als Sucher stehen ein Brillantsucher mit Libelle und ein beim Aufklappen automatisch ausfahrender Newtonsucher zur Verfügung.
Das alles gibt es auch bei der Heag XII. Die Besonderheit der XI besteht darin, dass das Objektivbrett abnehmbar ist und der Laufboden nach unten abgesenkt (bzw. das Rückteil geneigt) werden kann. Das geschieht durch Verschieben der Spreizenbefestigung auf dem Laufboden.
Ansonsten ist die Ausstattung durchaus normal – auch für die Kassetten gab es nur den schnöden Normalfalz.
Bestückt ist dieses Exemplar mit einem Tessar 4,5/18 cm in Compur. Das Tessar stammt aus dem Jahr 1927; in dieser Bestückung wurde die Kamera gem. Otto nur im Zeitraum März–November 1927 angeboten, der Preis betrug 305,00 RM. Die gleiche Ausstattung bekam man bei Zeiss Ikon auch mit der Ideal 250/11 (vormals Ica), die bis 1937 gebaut wurde. Sie bot auch die praktischen Anlegekassetten und ein Wechselbajonett. Nicht nur in diesem Segment haben die Ica-Kameras sich durchgesetzt…
Aber natürlich ist die Kamera gediegen verarbeitet. Alles läuft präzise; faszinierend an diesem Exemplar ist, dass damit wohl kaum gearbeitet wurde; die Kamera wirkt, als käme sie frisch aus dem Laden – und das nach 95 Jahren...