ich habe mal wieder eine mir unbekannte Plattenkamera und keinerlei Idee, wer sie gebaut haben könnte. Vielleicht könnt ihr ja helfen?!
Hier die allgemeinen Daten: Plattenkamera, Aufnahmeformat 9x12, Holzgehäuse mit schwarzem Echtlederbezug, doppelter Auszug mit doppeltem verdecktem Trieb, Rahmenklappsucher (ursprünglich war wahrscheinlich noch ein großer Rahmen zum aufstecken an der Standarte dabei), zwei Stativanschlüsse, bestückt mit einem Rodenstock Eurynar 6.8/16,5 cm (ohne Seriennummer) in einem IBSO-Verschluss, geliefert in einer hochwertigen und exakt passenden Echtledertasche
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zum Modellnamen kann ich nichts sagen. Was mich interessiert ist diese Standarten-Vorderseite. Ist dieses "Holzimitat" aufgemalt? Kannst Du dazu was sagen?
Beste Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.
das ist ja wirklich ein ausgesprochen ungewöhnliche Kamera. Die Form der Standarte, die merkwürdigen Halterungen, der eingelassene Triebknopf usw. – alles noch nie gesehen. Ich muss gestehen, dass ich zunächst nach Indizien für ein KI-Bild gesucht habe (Rainer so etwas versuchsweise mal eingestellt)...
Ich kann nichts Konstruktives beitragen, nur zwei Fragen. Ist es richtig, dass der Verschluss halb in das (recht dicke) Objektivbrett eingelassen ist? Und ist der Laufboden massiv, oder kann es sein, dass die obere Seite in den Rahmen eingeklipst wurde und sich innen ein Hohlraum (mit einer Mechanik?) befindet?
Das Eurynar muss nicht die Originalbestückung sein; 16,5 cm sind für 9x12 ja eher lang.
Wie würdest Du denn die Verarbeitung beurteilen? Manches wirkt ja recht ausgefeilt, andere Details (Schlitten, Zahnschienen usw.) scheinen wieder recht grobschlächtig. Und der Balgen wirkt eher wie ein Kalikobalgen...
genau so ist es: Die Kamera besitzt zahlreiche ungewöhnliche Konstruktionsmerkmale.
Zu Deinen Fragen:
Der Verschluss ist tatsächlich ein Stück in die dicke Objektivplatte versenkt (Die Fingerabdrücke am Verschluss stammen von mir - ich hatte ihn aufgebaut, um das hölzerne Objektivbrett zu untersuchen).
Der Laufboden besteht aus massivem Holz. Zumindest nehme ich das an, denn so richtig sehen kann man das nicht, da er rundum mit Leder bezogen ist. Auch das gesamte Gehäuse ist rundum (innen und außen) mit Leder bezogen.
Das Objektiv ist mit der langen Brennweite in der Tat ungewöhnlich für eine 9x12 Kamera.
Was die Verarbeitung betrifft, war ich zunächst auch skeptisch, aber es läuft alles geschmeidig - nichts wackelt oder hackelt. Zudem wurde (soweit ich das beurteilen kann) Echtleder verwendet, auch für den Balgen. Bemerkenswert finde ich, dass alle Beschläge nicht geschraubt, sondern genietet wurden und auch die Metallteile selbst (Spreizen, Schlitten, Schienen) wurden miteinander vernietet. Auch der grobe Zahntrieb ist ungewöhnlich.
vielleicht steckt da ein Umbau-Teil-Eigenbau dahinter? Irgendwie ist das Gerät nicht ganz stimmig, wenn man sich Details genau ansieht. Auch die Holzstandarten-Fläche ist komisch an den Rändern. Aber ein interessanter Fall ...
Beste Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.
vielleicht steckt da ein Umbau-Teil-Eigenbau dahinter?
Für einen Um-/Eigenbau scheint mir die Konstruktion dann doch zu stimmig.
Ich habe mir mal noch die Entfernungsskala vorgenommen. Zum Einen, weil sie arg vom Grünspan befallen war und zum Anderen, weil sich darunter vielleicht noch Hinweise finden könnten ...
Die Skala ist aus Bein gefertigt und rückseitig fand sich keinerlei Hinweis. Man sieht jedoch auf dem Laufboden zwei weitere Befestigungslöcher im Leder, was die Vermutung unterstützt, dass das Eurynar nicht die Originalbestückung sein könnte.
Die Skala ist metrisch, aber bemerkenswert ist der eingravierte Buchstabe "L" für die Unendlich-Einstellung. Das habe ich in dieser Art noch nicht gesehen, aber auch keine Erklärung für diese Abkürzung (?) ...
Erwähnt werden sollte noch, dass die Kamera von einem schwedischen Verkäufer stammt.
ich gehe nach Betrachtung der Bilddetails davon aus, dass die Standarte mit ihren senkrechten Halte/Führungselementen (Blechteile und das Holz) eine Modifikation an einem ursprünglichen Kameramodell ist.
Dieser Teil sieht nach gewisser Handarbeit und Ungenauigkeit aus. Siehe die Pfeile auf meinen Bildausschnitten. Die Nieten sind nicht fertigungstechnisch optimal, die Winkelgenauigkeit teilweise auch nicht.
An einer Stelle der linken Standarten-Strebe ist eine Bearbeitungsspur, die ins Auge fällt. Na ja, das Holz ist und bleibt mir mit Fragenzeichen im Blick.
Die beiden Standarten-Streben scheinen mir aus einem anderen Material als die anderen Metallteile.
Allerdings, wenn ich die gesamte Standarte gedanklich wegblende, fällt mir bei der Restkamera auch kein erkennbares Modell ein ...
p.s. Die Entfernungsskala ist auf jeden Fall eine Eigenarbeit, scheint mir. Habe mal nach "Unundlich" auf schwedisch gegoogelt: Oändlighet / Oändligt, also beginnt auch nicht mit "L" ...
Beste Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.
vielen Dank für Deine Einschätzung! Ich sehe das im Grunde genauso, aber diese Fertigungsungenauigkeiten finden sich nicht nur an der Standarte, sondern auch an anderen Teilen der Kamera (was aber auf den obigen Bildern nicht so zu erkennen ist). Als Beispiel zeige ich mal die Nieten zur Befestigung der Spreizen - man beachte die unterschiedlichen Positionen:
Und da sich diese nicht symmetrische Verarbeitung über die gesamte Kamera verteilt, würde ich davon ausgehen, dass hier nichts (oder kaum etwas) modifiziert wurde. Fertigungstechnisch muss man wohl davon ausgehen, dass hier viel Handarbeit (und weniger genormte Maschinenteile) drinstecken.