die HEAG XII ist eine überdurchschnittliche gut ausgestattete Laufboden-Plattenkamera im Format 9x12. Die Bezeichnung "Ausf. II" verweist auf den doppelten Auszug (es gab auch eine Ausf. I).
Sie besitzt ein Metallgehäuse und wirkt mit 850 g vergleichsweise leicht. Im Ernemann-Katalog 1914 wird die Kamera folgendermaßen beworben: "Ganz ausgezeichnete, ungewöhnlich beliebte Rocktaschenkamera. Leichtes, elegantes, besonders für Sommerreise und Touren geeignetes Modell, das sich der Gunst aller Amateure erfreut, die eine vielseitig verwendbare Kamera kompendiöser Form suchen" (S. 28).
Das Objektivbrett ist vertikal und horizontal mittels Spindeltrieb verstellbar; neben dem Brillantsucher befindet sich eine Libelle.
Der Clou ist der Newtonsucher, der beim Öffnen gemeinsam mit dem Visier automatisch ausklappt. Leider hat das Glas einen Chip, die Mechanik funktioniert aber noch immer einwandfrei.
Das vorliegende Exemplar ist mit dem mäßig lichtstarken Detektiv-Aplanat 6,8/13,5 im Sektoren-Verschluss Chronos (1–300) ausgestattet.
Ernemann-Kameras lassen sich anhand verschiedener Merkmale, die im Ernemann-Buch von Peter Göllner dargestellt sind, einigermaßen zuverlässig datieren: Das Warenzeichen auf dem Laufboden, das Malteserkreuz, wurde im Zeitraum 1920–26 verwendet; das alternativ gebrauchte EW-Signet, das auf dem Verschluss zu sehen ist, nur um 1921. Die Verschlussbezeichnung Chronos wird hier noch mit <h> geschrieben, in der letzten Periode (1925–26) lautet die Schreibweise dann <Cronos>. Insofern dürfte das vorliegende Exemplar aus dem Zeitraum 1920–22 stammen.
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ein schönes Exemplar der Heag XII Ausf. II ist das – danke für die Vorstellung! Ich kann mit meiner etwas älteren Heag vielleicht noch ein wenig ergänzen.
Wenn ich die Quellen, die das Internet hergibt, richtig deute, wurde diese Version der Heag XII Ausf. II etwa im Zeitraum von 1911 bis 1913 gebaut?!
In der Ausstattung unterscheidet sich dieses frühere Modell nicht vom späteren, es sind aber einige Bauteile noch nicht ganz so ‚modern‘, wie bei der Heag von Jan. So ist das Gehäuse noch aus Holz und der Bodentrieb ist offenliegend. Während bei Jan die Standarte aus einem Stück gegossen ist, ist sie bei der älteren Version aus einem Stück Messing gezogen.
Ausgestattet ist meine Heag XII mit einem Detektiv-Aplanat 6,8/13,5 in einem Ernemann Automat-Sektorenverschluss (1 bis 300).
Das dürfte dann die Ausführung sein, die noch im Katalog 1912 abgebildet ist. Vermute ich richtig, dass sie das klassische Ernemann-Mattscheibenrückteil mit kreuzförmigem Einblick besitzt? – Interessant, dass Dein Modell im Gegensatz zu meinem auch Balgenspanner hat; eigentlich waren die bei den Kameras mit doppeltem Auszug ja üblich, bei meinem wurden sie offenbar eingespart (es gibt auch keinen Hinweis, darauf, dass da etwas fehlen oder abgerissen sein könnte...).
ja das ist korrekt. Es ist die Ausführung aus dem 1912er Katalog und das Mattscheibenrückteil ist das mit der kreuzförmigen Öffnung und dem Gebrauchsmusterschutz. Ich habe nochmal ein wenig im Netz gesucht und wenn ich das richtig sehe, ist diese Übergangsvariante wohl nur 1911/12 hergestellt worden?!
Die Sache mit den fehlenden Balgenspannern bei Deinem Exemplar ist mir erst nach Deinem Hinweis aufgefallen. Die Kamera ist jedoch auch im 1914er Katalog ohne Balgenspanner dargestellt und sämtliche online verfügbare Exemplare besitzen ebenfalls keinen Spanner. Es wird also werksmäßig auf den Spanner verzichtet worden sein.
Eine allgemeine Frage zu den Ernemann Kameras habe ich noch: Kann man die Seriennummern der Kameras oder der Ernemann Objektive irgendwie zur Datierung nutzen?
axel:ja das ist korrekt. Es ist die Ausführung aus dem 1912er Katalog und das Mattscheibenrückteil ist das mit der kreuzförmigen Öffnung und dem Gebrauchsmusterschutz. Ich habe nochmal ein wenig im Netz gesucht und wenn ich das richtig sehe, ist diese Übergangsvariante wohl nur 1911/12 hergestellt worden?!
Ja, ich denke auch. Die Ausführungen im Buch von Göllner geben diesbezüglich leider nur bedingt etwas her. Er nennt insgesamt drei Hauptausführungen (1906–09; 1909–10; 1911–22), bei denen es aber jeweils Serienänderungen gegeben habe. Die Abbildung der letzten Ausführung, deren Merkmale u.a. die Einführung des Spindeltriebs gewesen sei, entspricht Deinem Modell (Standarte, Balgenspanner), nach 1911 sei das Objetkivbrett schwarz ausgeführt worden. Mein Modell ist nicht abgebildet.
axel:Eine allgemeine Frage zu den Ernemann Kameras habe ich noch: Kann man die Seriennummern der Kameras oder der Ernemann Objektive irgendwie zur Datierung nutzen?
Eine allgemein zugängliche Datenbank ist mir leider nicht bekannt. In Einzelfällen kann Peter Göllner vielleicht Auskunft geben. Bei den Objektiven könnte eins der einschlägigen Bücher von Hartmut Thiele Aufschluss über die Produktionsdaten bieten, evtl. kann das jemand bestätigen. Ansonsten bleiben äußerliche Merkmale wie der Gebrauch der Warenzeichen, Schreibweisen (s. oben) in Kombination mit den Katalogabbildungen.
Ich habe mir noch gar keine Gedanken gemacht über das System der Nummernvergabe bei Ernemann. Meine Datenbasis ist bei etwa 30 Ernemann-Kameras (von denen einige gar keine Nummern tragen) nicht sehr groß, aber ich muss das mal zusammenstellen.
das sind natürlich wichtige Zusatzinformationen für die Beschreibung einzelner Exponate, m. E. im Inhaltsverzeichnis aber entbehrlich, wenn es um den Verweis auf Modelle geht. Denn Objektive und Verschlüsse sind Ausstattungsvarianten, sie konstituieren nicht das Modell. Wichtiger wären nach meiner Einschätzung Angaben wie "2. Modell", "Ser. II" usw.
die Modell-Varianten sind ja auch dabei, wenn diese Angaben in der Gerätevorstellung vermerkt waren. Es ist für mich immer wieder erstaunlich, wie viele Varianten es doch von den Herstellern zu einem Namenmodell gegeben hat. Auch die Verschlüsse und Objektive wurden schon mal "munter" in einer Namensserie geändert oder gleich als Variante angeboten.
Hinzu kommen noch die div. Umbauten der Nutzer. So haben wir Sammler viel Such- und Recherche-Arbeit, ist ja aber auch ein gewisser Reiz.
Beste Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.
Jan_S: ... Bei den Objektiven könnte eins der einschlägigen Bücher von Hartmut Thiele Aufschluss über die Produktionsdaten bieten, evtl. kann das jemand bestätigen. ...
Stimmt, den Thiele hatte ich außer Acht gelassen. Da werde ich bei Gelegenheit in der Bibliothek mal in seine Nummernsammlung schauen...
axel:Eine allgemeine Frage zu den Ernemann Kameras habe ich noch: Kann man die Seriennummern der Kameras oder der Ernemann Objektive irgendwie zur Datierung nutzen?