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Was kann eine fortschrittliche App aus höchst durchschnittlichen Smartphone-Kameras herausholen?
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28.12.24 14:53
Scannerhannes 

BZF-Meister

28.12.24 14:53
Scannerhannes 

BZF-Meister

Was kann eine fortschrittliche App aus höchst durchschnittlichen Smartphone-Kameras herausholen?

Ich habe schon lange festgestellt, daß eine freie Android-App, "Open Camera" von Mark Harman mit 100Mio Downloads, 278.000 Rezensionen, mehr konnte als die Kamera-App, die mit meinem Motorola G5 (Modell 2016 mit Android 8.1) gekommen war.
Aus Anlass eines Neukaufs habe ich mir die 21 Seiten Anleitungs-PDF mit ihrer großen Informationsdichte zu "Open Camera" mal ausgiebig durchgesehen und auch Neues ausprobiert (https://opencamera.sourceforge.io/help.html).
Was ich schon immer genutzt habe, war der HDR-Modus: die Software macht ein dunkles, ein mittleres und ein helles Bild und rechnet daraus eines zusammen, aus denen z.B. die Schatten, das Motiv und der Himmel so aus den drei Originalabbildungen zusammengestückelt werden, daß auch bei hohen Motivkontrasten ein ausgewogenes Foto entsteht.
Dabei gibt es Neuentdeckungen, die auch nicht weniger aufregend sind, als wenn man ein Weihnachtspäckchen auspackt. Die App kann Panorama-Fotos zusammensetzen (was ich bisher bei viel mehr Arbeitsaufwand mit einem PC-Programm, Hugin, getätigt habe) und auch das alte Moto G5 hätte es schon immer gekonnt:

(Ja, das war nur zum Ausprobieren, und ja, ich hätte wohl vorher die Belichtung fixieren müssen, damit nicht jedes Teil-Foto eine andere Helligkeit abkriegt).
Mit Open Camera sind dann auch irgendwann die Möglichkeiten für die Bildqualität bei bezahlbaren, modernen Smartphones ausgereizt. Die neue Samsung A16 produziert 12 Megapixel wie meine Pentax Spiegelreflex K20D, aber die hat einen Sensor von Briefmarkengröße, ein Smartphone einen von z.B. 4x6 Millimeter. Egal, wieviel immer kleinere Pixel die Hersteller auf diesem Platz unterbringen können, es lässt sich auf der winzigen Fläche nur eine bestimmte Menge Licht einfangen und das merkt man an Aufnahmen bei wenig Licht. Mark Harman bemüht sich, die Probleme (Rauschen, dh. Korn; Kantenunschärfe dadurch; dunkle Flächen ohne Struktur, Schatten laufen zu usw.) durch Mehrfachaufnehmen zu mindern (Pixel Binning *, drei Bilder, helle - mittlere - dunkle Partien beim HDR-Verfahren; Aufnahmen-"Burst" * bei Rauschminderung usw. usf.), was nur klappen kann, wenn das Smartphone ruhig gehalten wird, aber wer schnallt schon ein Handy auf ein Kinostativ, und so weiter).
Perspektive (Tele, Weitwinkel), "Freistellen" durch geringere Tiefenschärfe bei offener Blende usw. ist nicht drin. Ansonsten sind eine nette Menge an Erleichterungen ("Wasserwaage" auf dem Bildschirm, um die Kamera gerade zu halten) und Features dabei, die nicht das Bild selber betreffen. Zu letzteren gehört die Speicherung des GPS-Standortes und der Aufnahmerichtung in der Fotodatei, und man kann entweder unsichtbar in der Datei oder auch sichtbar in beliebigen Schriftgrößen an ausgewählten Stellen in das Foto hineinschreiben, etwa den Anlass oder die Personen auf dem Bild.

* Noch eine Erläuterung: das Hauptproblem bei den winzigen Handykameras ist nicht nur, daß auf einem kleinen Sensor nur eine begrenzte Menge Lichtenergie eingefangen werden kann, geschweige denn, wenn die Fläche auch noch auf z.B. 48 Millionen Bildpunkte verteilt wird, sondern auch das "elektronische Rauschen". Es ist nicht zu vermeiden, daß bei mikroskopisch kleiner Hardware sich die Fluktuation des elektrischen Stroms durch Wärme und was weissich welche Einflüsse direkt physikalisch bemerkbar macht. Betrachten wir einmal ein Viereck der mikroskopisch kleinen Pixel auf dem Sensor. "Eigentlich" sollten diese direkt beieinanderliegenden Pixel praktisch die gleiche Helligkeit liefern. In der Praxis (frei erfundene Beschreibung) kriegt vielleicht unser Pixel links oben gerade einen Spannungsstoß von einem wärmebewegten Kupferatom im Zuleitungsdraht und zeichnet weiß, das rechts oben zeigt zufällig ein mittleres Grau an, das rechts unten hatte gerade Gegenverkehr und bekam einen Energieeinbruch, d.h. zeichnet schwarz und das vierte ist ebenfalls unauffällig grau. Wenn wir das herausvergrößern, haben wir ein hässliches "Filmkorn" und, wenn unsere vier Probepixel gerade an einer Kante sitzen, sieht diese unscharf und zackig aus.
Was tun? Einfach beim Errechnen des Fotos den Durchschnitt aller vier Pixel bilden und der ist bei meinem Beispiel mittelgrau ohne Korn, ohne künstliche Konturen. Und in unfassbarer Geschwindigkeit um 1 Pixelbreite weiter auf der Zeile gehen und deren Durchschnitt bilden, als nächstes 1/2 Zeile weiter nach unten rücken usw.
Das ist übrigens nicht neu, sondern die Zusammenfassung als auch das blitzschnelle Zuordnen ist seit Jahrzehnten beim Bayer-Sensor verwirklicht, der in praktisch allen Digitalkameras sitzt. Jeweils mehrere Pixel werden für die Farbe zusammengefasst, aber jedes einzelne Pixel auch, sozusagen als Zweitverwertung, auch für die Bildhelligkeit und damit für die Schärfe. Und dann kann man noch mehrere Fotos (Burst) machen und übereinanderlegen.

Greets, Hannes

Zuletzt bearbeitet am 28.12.24 15:37

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28.12.24 18:14
Rainer 

Administrator

28.12.24 18:14
Rainer 

Administrator

Re: Was kann eine fortschrittliche App aus höchst durchschnittlichen Smartphone-Kameras herausholen?

Hallo Hannes,

ja, das kann ich nur bestätigen: Die App Open camera hat es in sich. Ich nutze die auch immer wieder mal mit einem A72 von Samsung für bestimmte Anwendungsfälle, obwohl die Original-App zur A72 auch schon so einiges kann. Gerade die Panorama-Funktion ist gut, ebenso der HDR-Modus.

Und dass sogar so eine Art RAW-Modus möglich ist. Die Hauptkamera der A72 kann ja Pixel-Binning und macht dann aus den 64 MPix Binning 24 MPix.

Es ist schon erstaunlich, was bei 64 MPix aus den Winzig-Sensoren herausholbar ist (bei gutem Licht).





Beste Grüße von Haus zu Haus
Rainer (Forumbetreiber)

Analog: Aus Negativ wird Positiv.
Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.

28.12.24 20:22
Scannerhannes 

BZF-Meister

28.12.24 20:22
Scannerhannes 

BZF-Meister

Re: Was kann eine fortschrittliche App aus höchst durchschnittlichen Smartphone-Kameras herausholen?

Hi, Rainer,
Du sagst es. Das war's dann aber auch mit den Smartphone-Kameras. Ich bin nicht ganz sicher, ob irgendwann mal eine neue Kunstform mit ihnen geschafft wird .
Auf der anderen Seite ist es ganz heilsam, sich als Fotograf auch mal auf Kameras mit Einschränkungen einzustellen und zu sehen, was seine eigene Befähigung draus machen kann. Eingedenk eines Ausspruchs meines Vaters (geb. 1908) "Ein Fotograf kann auch mit einer Boxcamera gute Bilder machen" ging ich schon mal mit einfachsten Apparaten los, um zu gucken, was ich selber damit bewerkstelligen kann. Hat Spaß gemacht und sowas ist heilsam.



Das hier wurde mit einer ca. 2002er Revue Fixfokus Digitalkamera JD2100f gemacht. Es erinnert daran, daß es um die Lichtführung, um Muster, Perspektive und natürlich um interessierende Motive geht, nicht um zu zählende Pixel oder daß jemand alles über eine bestimmte Fabrik und ihre Produkte herunterrasseln kann - und sonst nichts.

Wie man fotografiert, könnte ruhig einen größeren Umfang im Forum eingeräumt bekommen. Z.B. Bildgestaltung unter diversen technischen Bedingungen ist sicher in einem Forum "Blende und Zeit" Forum auch nicht falsch!

Greetz,

Hannes

Zuletzt bearbeitet am 28.12.24 20:25

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28.12.24 20:30
Scannerhannes 

BZF-Meister

28.12.24 20:30
Scannerhannes 

BZF-Meister

Re: Was kann eine fortschrittliche App aus höchst durchschnittlichen Smartphone-Kameras herausholen?

Hi,

wer's noch nicht kennt, als Nachtrag zu meinem Ausgangsposting auch ein schnelles Beispiel zu HDR. Nacharbeit am PC war notwendig, denn HDR zeigt so eine Neigung zu flauen Bildern oder falschen Farben. Sogar der Autor von Open Camera warnt davor ("HDR can sometimes result in less accurate color reproduction (due to trying to estimate the colors from multiple
exposures)").
Ich habe einfach, vor allem der Vergleichbarkeit halber, den Menüpunkt für automatische Kontrast-Angleichung in GThumb angewendet. Links Normalaufnahme, rechts HDR:



Übrigens hat sich gezeigt, daß mein neugekauftes Smartphone (Samsung A16, 40 Megapixel, verbilligt 161,10 Euro) eine Kamera mit schlechterer Randschärfe bei Dämmerung hat als mein altes, 2018 gekauftes (Motorola G5 erstes Modell 2016, 17 Megapixel, bei Auslieferung Android 7 für 89 Euro).
Die für die App angepriesenen Einstellungen für Noise Reduction (Schärfe, Körnigkeit) hatten an diesem Tag bei diesem Test kaum einen Einfluss auf die Bildqualität.

Greetz,

Hannes

Zuletzt bearbeitet am 28.12.24 20:38

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Mime-Type: image/jpeg, 139 kB

28.01.25 18:03
Scannerhannes 

BZF-Meister

28.01.25 18:03
Scannerhannes 

BZF-Meister

Re: Was kann eine fortschrittliche App aus höchst durchschnittlichen Smartphone-Kameras herausholen?

Hi,
mehr Panorama-Experimente. Die letzten Resultate sind: mit meiner Lieblings-Foto-App "Open Camera" macht man besser im Normalmodus mehrere Fotos (bei blockierter Belichtungs- und wohl auch Entfernungssteuerung) und setzt sie am PC mit Hugin zusammen. Da geht es auch mit Hochformat für einen noch größeren vertikalen Winkel (Zimmerdecke + Teppich). Die von mir geschätzte App "Open Camera" ist im Panoramamodus in der Bedienung nicht so dolle.

Für kleine Panoramafotos in Internet-Größe ergaben die eingebauten Kamera-Apps akzeptable Resultate. Verkleinertes und geschärftes Testfoto, ursprünglich 2176 x 664 Pixel mit drei der vier Wände fast vollständig drauf, aus einer Messie-Wohnung (ahem ) anbei.



Einbeinstativ mit dem unvermeidlichen Smartphone-Halter (ab 3,68 Euro inkl. Versand bei chinesischen Ebay-Anbietern) erleichtert die Aufgabe, weil es z.B. leicht drehbar ist, und vermeidet verwackelte Aufnahmen. Der ganze Aufwand wäre z.B. auf Reisen übertrieben, aber das Smartphone ist auch eine erschwingliche Lösung, wenn ein Normalmensch Haus oder Wohnung vermieten bzw. verkaufen will und Innen- und Architekturaufnahmen braucht. Für meine Pentax Spiegelreflexkamera bräuchte ich für eine vergleichbare Weitwinkel-Brennweite z.B. ein HD PENTAX-DA 11-18mm F2.8ED DC AW zu bescheidenen 1.499,99 Euro Listenpreis und auch das hat aus physikalischen Gründen eine geringere Schärfentiefe.

Greetz, Hannes

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