[ 2 x iIa ] Das Schnurstativ / Wöri-Kettenspannstativ
Hallo zusammen,
die meisten kennen es wahrscheinlich, aber ich kannte es noch nicht – das Schnurstativ. Und weil es hier im Forum noch fehlt, soll es kurz beschrieben werden.
In der Photographischen Rundschau von 1935 findet sich folgende Beschreibung: „Das Ruhighalten der Kamera bei den so wichtigen längeren Momentbelichtungszeiten von 1/5 bis 1/10 Sekunden ist mit den modernen kleinen Apparaten nicht so einfach wie früher, vor allem wegen der geringen Maße des Apparatkörpers. Um aber auch derartigen Aufnahmen ohne zu große Verwacklungsgefahr aus der Hand machen zu können, empfiehlt sich die Verwendung eines sog. Schnurstativs, das entweder fertig in jeder größeren Fotohandlung gekauft werden kann oder auch mit einfachsten Mitteln selbst herzustellen ist. Man kauft da am besten für wenige Pfennige einen sog. Stativteller oder ein Reduktionsgewinde-Zwischenstück (dieses dient dazu Kameras mit Normalgewinde auch auf Stativen mit kleinerem Gewinde verwenden zu können) und schraubt an dieses ein kreisförmiges Stück Sperrholz an, in das man vorher in der Richtung des Durchmessers eine etwa ½ mm tiefe Rille gefeilt hat. In diese Rille kommt nun ein etwa 1,7 m Langes Stück einer guten Rebschnur eingelegt, das dann wie die beigefolgte Abbildung zeigt, so verknotet wird, daß ein etwa 1,6 m langes Stück zu Boden hängt. Das Schnurstativ wird an das Kameragewinde geschraubt, auf das am Boden liegende Ende der Schnur tritt man drauf und spannt nun bei der Aufnahme durch Hochheben der Kamera die Schnur an. Mit dieser Stütze sind die genannten Belichtungszeiten mit großer Sicherheit durchzuhalten.“
Die obige Beschreibung aus der Photographischen Rundschau bezieht sich auf ein einfaches Schnurstativ. Speziell für TLR-Kameras (oder besser gesagt für Kameras mit Aufsichtsucher) beschreibt Walter Dreizner in seinem Buch „Die zweiäugige Spiegelreflex“ ein weiteres Schnurstativ.
„Eine weitere Erhöhung der Sicherheit gegen Verwacklungen bietet die zusätzliche Anwendung eines Schnurstativs. Das Schnurstativ erlaubt uns einen starken Gegenzug zum Tragriemen, der um den Hals liegt. Natürlich ist es schwer, die eventuell noch mögliche Länge der nun erlaubten Belichtungszeit zu nennen, da hierbei die persönliche innere Ruhe entscheidet, doch sind dem Autor in einigen Fällen Aufnahmen bis zu 1 s gelungen. Wenn eine solche Zeit auch als Maximum zu betrachten ist, so dürften jedoch die beiden entscheidenden Zeiten, 1/5 und 1/10 s, mit dieser Methode zu schaffen sein.“
Das soll es an Beschreibung auch schon gewesen sein. Eine Frage ist mir bei den obigen Beschreibungen in den Sinn gekommen: Die Photographischen Rundschau erwähnt die „so wichtigen längeren Momentbelichtungszeiten von 1/5 bis 1/10 Sekunden“ und Walter Dreizner schreibt von den „beiden entscheidenden Zeiten, 1/5 und 1/10 s“. Warum waren gerade diese Belichtungszeiten so „wichtig“ bzw. „entscheidend“?
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wenn man mit beiden Beinen auf dem Seil steht, kann man durch ÄNderung der Schrittweite die Höhe des. Anschlagpunktes der Kamera variieren, feine Sache.
Beste Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.
wie in dem von Dir zitierten Text erwähnt, konnte man solche "Schnur"-Stative auch fertig kaufen. Mir ist ein solches mal im Rahmen eines Konvoluts zugeflogen. Nach meiner damaligen Recherche hatte ich mir dazu folgendes aufgeschrieben:
"Es handelt sich um ein Wöri-Kettenspannstativ der deutschen Firma Wörsching aus den 1920-30er Jahren. Es besteht aus einer qualitativ hochwertigen Metallkette von etwa 1,75m Länge mit einer Fußschlaufe an einem Ende und einem würfelförmigen Metall-Stativkopf (Reichspatent!) am anderen Ende. Der Stativkopf hat ein 1/4"- und ein 3/8"-Stativgewinde, die sowohl für historische als auch für moderne Kameras passen. Das Gewicht inklusive Stativkopf beträgt etwa 60g. Die effektive Länge der Kette kann durch zwei Karabiner verändert werden, einer davon ist original, der andere ein moderner Ersatz.
Handhabung: Mit einem Fuß tritt man in die Fußschlaufe an einem Ende der Kette, den Stativkopf am anderen Ende schraubt man in die Stativfassung der Kamera. Durch Veränderung der Kamerahöhe spannt man die Kette und reduziert so die Verwacklungen bei längeren Belichtungszeiten. Bis 1,80m Körpergröße sollte das Stativ problemlos verwendbar sein."
axel:Das ist ja wirklich eine luxuriöse Form des Schnur-(Ketten-)Stativs. Im Photo-Porst Katalog 1929 ist es auch mit im Angebot für 2,50 RM im Lederetui.
Stimmt, das gab es mit einem Lederetui. Ich selbst besitze nur die Kette, aber vor einiger Zeit gab es bei eBay mal ein Angebot, wo das Lederetui anscheinend mit dabei war. Sah aus wie eine klassische Geldbörse der Zeit, kann also auch sein, daß das gar nicht das Original-Lederetui war.
In Hans Windischs Die neue Fotoschule von 1938 ist das Kettenstativ auf Seite 28 abgebildet (im Kapitel "8 kleine Helfer").
eine spektakuläre Anwendung des Schnurstativs ist dem holländischen Fotografen Theo van Houts bei der Verleihung des Nobelpreises 1982 gelungen. Hier der Bericht dazu (rechts, "Inverted tripod"): https://wiskerke.home.xs4all.nl/artikelen/string.html