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[2 x iIa] Das Schnurstativ / Wöri-Kettenspannstativ
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24.03.25 00:09
axel 

Moderator

24.03.25 00:09
axel 

Moderator

[ 2 x iIa ] Das Schnurstativ / Wöri-Kettenspannstativ

Hallo zusammen,

die meisten kennen es wahrscheinlich, aber ich kannte es noch nicht – das Schnurstativ. Und weil es hier im Forum noch fehlt, soll es kurz beschrieben werden.

In der Photographischen Rundschau von 1935 findet sich folgende Beschreibung:
„Das Ruhighalten der Kamera bei den so wichtigen längeren Momentbelichtungszeiten von 1/5 bis 1/10 Sekunden ist mit den modernen kleinen Apparaten nicht so einfach wie früher, vor allem wegen der geringen Maße des Apparatkörpers. Um aber auch derartigen Aufnahmen ohne zu große Verwacklungsgefahr aus der Hand machen zu können, empfiehlt sich die Verwendung eines sog. Schnurstativs, das entweder fertig in jeder größeren Fotohandlung gekauft werden kann oder auch mit einfachsten Mitteln selbst herzustellen ist. Man kauft da am besten für wenige Pfennige einen sog. Stativteller oder ein Reduktionsgewinde-Zwischenstück (dieses dient dazu Kameras mit Normalgewinde auch auf Stativen mit kleinerem Gewinde verwenden zu können) und schraubt an dieses ein kreisförmiges Stück Sperrholz an, in das man vorher in der Richtung des Durchmessers eine etwa ½ mm tiefe Rille gefeilt hat. In diese Rille kommt nun ein etwa 1,7 m Langes Stück einer guten Rebschnur eingelegt, das dann wie die beigefolgte Abbildung zeigt, so verknotet wird, daß ein etwa 1,6 m langes Stück zu Boden hängt. Das Schnurstativ wird an das Kameragewinde geschraubt, auf das am Boden liegende Ende der Schnur tritt man drauf und spannt nun bei der Aufnahme durch Hochheben der Kamera die Schnur an. Mit dieser Stütze sind die genannten Belichtungszeiten mit großer Sicherheit durchzuhalten.“



Die obige Beschreibung aus der Photographischen Rundschau bezieht sich auf ein einfaches Schnurstativ. Speziell für TLR-Kameras (oder besser gesagt für Kameras mit Aufsichtsucher) beschreibt Walter Dreizner in seinem Buch „Die zweiäugige Spiegelreflex“ ein weiteres Schnurstativ.



„Eine weitere Erhöhung der Sicherheit gegen Verwacklungen bietet die zusätzliche Anwendung eines Schnurstativs. Das Schnurstativ erlaubt uns einen starken Gegenzug zum Tragriemen, der um den Hals liegt. Natürlich ist es schwer, die eventuell noch mögliche Länge der nun erlaubten Belichtungszeit zu nennen, da hierbei die persönliche innere Ruhe entscheidet, doch sind dem Autor in einigen Fällen Aufnahmen bis zu 1 s gelungen. Wenn eine solche Zeit auch als Maximum zu betrachten ist, so dürften jedoch die beiden entscheidenden Zeiten, 1/5 und 1/10 s, mit dieser Methode zu schaffen sein.“

Das soll es an Beschreibung auch schon gewesen sein. Eine Frage ist mir bei den obigen Beschreibungen in den Sinn gekommen: Die Photographischen Rundschau erwähnt die „so wichtigen längeren Momentbelichtungszeiten von 1/5 bis 1/10 Sekunden“ und Walter Dreizner schreibt von den „beiden entscheidenden Zeiten, 1/5 und 1/10 s“. Warum waren gerade diese Belichtungszeiten so „wichtig“ bzw. „entscheidend“?

Beste Grüße

Axel

Zuletzt bearbeitet am 11.04.25 15:06

Datei-Anhänge
schnurstativ 1.jpg schnurstativ 1.jpg (3x)

Mime-Type: image/jpeg, 32 kB

weltaflex.jpg weltaflex.jpg (4x)

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24.03.25 21:22
Rainer 

Administrator

24.03.25 21:22
Rainer 

Administrator

Re: Das Schnurstativ

Hallo Axel,


wenn man mit beiden Beinen auf dem Seil steht, kann man durch ÄNderung der Schrittweite die Höhe des. Anschlagpunktes der Kamera variieren, feine Sache.




Beste Grüße von Haus zu Haus
Rainer (Forumbetreiber)

Analog: Aus Negativ wird Positiv.
Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.

05.04.25 22:05
LumoStoria 

BZF-Nutzer Stufe 1

05.04.25 22:05
LumoStoria 

BZF-Nutzer Stufe 1

Re: Das Schnurstativ

Hallo Axel,

wie in dem von Dir zitierten Text erwähnt, konnte man solche "Schnur"-Stative auch fertig kaufen. Mir ist ein solches mal im Rahmen eines Konvoluts zugeflogen. Nach meiner damaligen Recherche hatte ich mir dazu folgendes aufgeschrieben:



"Es handelt sich um ein Wöri-Kettenspannstativ der deutschen Firma Wörsching aus den 1920-30er Jahren. Es besteht aus einer qualitativ hochwertigen Metallkette von etwa 1,75m Länge mit einer Fußschlaufe an einem Ende und einem würfelförmigen Metall-Stativkopf (Reichspatent!) am anderen Ende. Der Stativkopf hat ein 1/4"- und ein 3/8"-Stativgewinde, die sowohl für historische als auch für moderne Kameras passen. Das Gewicht inklusive Stativkopf beträgt etwa 60g. Die effektive Länge der Kette kann durch zwei Karabiner verändert werden, einer davon ist original, der andere ein moderner Ersatz.

Handhabung: Mit einem Fuß tritt man in die Fußschlaufe an einem Ende der Kette, den Stativkopf am anderen Ende schraubt man in die Stativfassung der Kamera. Durch Veränderung der Kamerahöhe spannt man die Kette und reduziert so die Verwacklungen bei längeren Belichtungszeiten. Bis 1,80m Körpergröße sollte das Stativ problemlos verwendbar sein."

Viele Grüße,
Sven

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bild1.jpg bild1.jpg (3x)

Mime-Type: image/jpeg, 239 kB

06.04.25 01:06
axel 

Moderator

06.04.25 01:06
axel 

Moderator

Re: Das Schnurstativ

Hallo Sven,

willkommen im Forum!

Das ist ja wirklich eine luxuriöse Form des Schnur-(Ketten-)Stativs. Im Photo-Porst Katalog 1929 ist es auch mit im Angebot für 2,50 RM im Lederetui.

Vielen Dank fürs Zeigen!

Beste Grüße

Axel

06.04.25 12:15
Rainer 

Administrator

06.04.25 12:15
Rainer 

Administrator

Re: Das Schnurstativ

Hallo zusammen,

ich nehme beide Schnur/Ketten-Stative unter "unbekannt, Schnurstative" in das Inhaltsverzeichnis auf.



Beste Grüße von Haus zu Haus
Rainer (Forumbetreiber)

Analog: Aus Negativ wird Positiv.
Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.

Zuletzt bearbeitet am 06.04.25 12:16

06.04.25 18:20
LumoStoria 

BZF-Nutzer Stufe 1

06.04.25 18:20
LumoStoria 

BZF-Nutzer Stufe 1

Re: Das Schnurstativ

axel:
Das ist ja wirklich eine luxuriöse Form des Schnur-(Ketten-)Stativs. Im Photo-Porst Katalog 1929 ist es auch mit im Angebot für 2,50 RM im Lederetui.
Stimmt, das gab es mit einem Lederetui. Ich selbst besitze nur die Kette, aber vor einiger Zeit gab es bei eBay mal ein Angebot, wo das Lederetui anscheinend mit dabei war. Sah aus wie eine klassische Geldbörse der Zeit, kann also auch sein, daß das gar nicht das Original-Lederetui war.

In Hans Windischs Die neue Fotoschule von 1938 ist das Kettenstativ auf Seite 28 abgebildet (im Kapitel "8 kleine Helfer").

06.04.25 21:41
axel 

Moderator

06.04.25 21:41
axel 

Moderator

Re: Das Schnurstativ

Hallo Rainer und Sven,

die korrekte Bezeichnung der Kette für das Verzeichnis sollte lauten: Photohaus Wörsching - Wöri Kettenspannstativ. Admin: mit aufgenommen.

Man findet online auch zwei Patente (englisches und Schweizer Patent) für das Stativ auf den Namen Richard Wörsching. Hier mal die Patentzeichnung:



Beste Grüße

Axel

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CH000000118987A_all_pages-3.jpg CH000000118987A_all_pages-3.jpg (2x)

Mime-Type: image/jpeg, 47 kB

07.04.25 15:26
tjwspm 

BZF-Meister

07.04.25 15:26
tjwspm 

BZF-Meister

Re: Das Schnurstativ

Hallo zusammen,

eine spektakuläre Anwendung des Schnurstativs ist dem holländischen Fotografen Theo van Houts bei der Verleihung des Nobelpreises 1982 gelungen. Hier der Bericht dazu (rechts, "Inverted tripod"):
https://wiskerke.home.xs4all.nl/artikelen/string.html

Die Minox hat das Schnurstativ übrigens immer dabei:
https://moments-of-now.com/triggering-a-minox/#String_tripod

Viele Grüße,
Thomas

Moments-of-now.com Photographie, Philosophie und Zeit

11.04.25 15:12
axel 

Moderator

11.04.25 15:12
axel 

Moderator

Re: Das Schnurstativ / Wöri-Kettenspannstativ

Hallo Thomas,

danke für den Hinweis auf diese spannende Minox-Geschichte, die durchaus den Nimbus der Minox als "Agentenkamera" unterstreicht.


Zum Kettenspannstativ noch eine kleine Ergänzung:




Beste Grüße

Axel

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wbg.jpg wbg.jpg (2x)

Mime-Type: image/jpeg, 679 kB

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