Heute möchte ich eine meiner Lieblingskameras vorstellen – nichts Seltenes, nichts Wertvolles und technisch eigentlich nichts Besonderes: die russische „Zenit 3M“. Sie ist pure Mechanik, schwer, ‚rustikal‘, und hilft einem überhaupt nicht, weder bei der Fokussierung noch bei der Belichtungszeit. Sie hat weder Zubehörschuh noch Springblendenautomatik, weder Mikroprismenring noch Schnittbildindikator, weder Belichtungsmesser noch Rückschwingspiegel. Sie überlässt alle Entscheidungen komplett dem Fotografen. Und das macht sie so großartig, ganz abgesehen von dem fantastischen sechslinsigen „Helios-44-2“-Objektiv (2/58).
Aber zunächst die Daten:
• Baujahr: 1962-1970 • Hersteller: KMZ (Krasnogorski Mekhanicheskii Zavod, UdSSR) • Format: KB (24x36mm) • Objektivanschluss: M 39 • Objektiv: hier „Helios-44-2“ (2/58); Alternative: „Industar-50“ (3,5/50) • Blenden: 2 bis 16 • Verschluss: horizontal laufender Tuch-Schlitzverschluss • Belichtungszeiten: B, 1/30 (zugl. Blitz-Zeit), 1/60, 1/125, 1/250, 1/500; Zeitenrad dreht sich beim Spannen mit • Fokussierung: 0,5m bis ∞ (manuell) • Blitz: Synchronkontakt (Einstelloptionen X / M) • Belichtungsmesser: --- • Filmzählwerk: Zählrad (umgibt den Auslöser), vorwärts zählend • Sucher: Prismensucher (Mattscheibe) • Filmtransport: Schnelltransporthebel • Selbstauslöser: ja, Hebel auf der Kamerafront, wird mit separatem, darüber liegendem Auslöseknopf gestartet • Filmtyp-Merkscheibe: ja (beim Exportmodell mit DIN-Skala oder mit den russischen GOST-Filmempfindlichkeitsintervallen 16 - 32 - 65 - 130 - 250 - 500) • Rückspulmechanismus: Entriegelung mittels eines Knopfes zwischen Auslöser und Zeitenrad • Batterie: --- • Besonderheiten: aufklappbare Rückwand (Vorgänger: Bodenlader); Beschriftung mit römischen Buchstaben bei Exportmodellen („Zenit 3M“, Schreibschrift) und der Aufschrift „Made in USSR“ oder kyrillisch „зенит 3M“; zahlreiche Exportvarianten, u.a. für Foto Quelle / Revue („Revueflex“) • Zubehör: Bereitschaftstasche, Gelbfilter
Über die sowjetischen „Zenit“-Kameras finden sich viele Informationen auf der hervorragenden Webseite von Guido Studer (https://www.g-st.ch/privat/kameras/zenit.html) und in dem Buch von Harry Wondraschek, „Russische Kameras 1930-1990“, 2. Aufl., Mainz 1995.
Als Spezialität dieser Kamera ist noch erwähnenswert, dass
• infolge des fehlenden Rückschwingspiegels erst beim Spannen der Sucher hell wird – vor und nach der Aufnahme hat man keine Durchsicht;
• die Kamera (etwa im Vergleich zu den zeitgleich produzierten deutschen Kameras, vielleicht abgesehen von der „Contaflex“) erstaunlich kompakt und der Prismendom geradezu elegant geformt ist;
• Schärfe, Farbwiedergabe und Bokeh-Effekt des „Helios“-Objektivs die reine Freude sind;
• das Objektiv eine praktische Vorwahlblende, vergleichbar dem Görlitzer „Primotar“, hat (ein Ring hinter dem eigentlichen Blendenring erlaubt die volle Öffnung der Blende zur leichteren Fokussierung, vor dem Auslösen blendet man wieder auf den zuvor eingestellten Blendenwert ab – habe ich anfangs leider ein paar Mal vergessen...).
Mit der solide und wertig gebauten, technisch aber erfreulich ‚schnörkellosen‘ Kamera sind sehr schöne Aufnahmen möglich, wie die eingescannten Beispiele zeigen. Und die Kamera bietet so elementare Funktionen, dass sie etwas bewahrt, was jede Automatik zunichte macht: das Fotografier-Erlebnis.
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