[ iIa ] Beier Beira Okula u. Beira II. Vorstellung und Restaurierung.
Beira Okula (Woldemar Beier; Freital) mit Steinheil Cassar. Eine Art TLR ohne Spiegel.🙂 Die Firma Ernst Krauß (Jena) steuerte einen neuartigen Messsucher mit 6-facher Vergrößerung bei. Über das "Jenaer Einstellfernrohr" (Dt. Patent?) ist leider nichts zu finden. Der Sucher mit Fadenkreuz - seitenrichtiges Bild - macht einen ausgesprochen guten Eindruck.
Gab es auch mit Schneider (Xenar, Xenon) und nicht ganz so häufig mit Elmar.
1931 wurde eine Beika vorgestellt. 1932 erfolgte die Umbenennung auf Beira.
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Re: Beier Beira Okula u. Beira II. Vorstellung und Restaurierung.
Beier Beira II
Hallo Foristi,
na da möchte ich doch gleich noch mein diesjähriges Weihnachtsgeschenk von mir an mich beisteuern. Ich wollte schon lange eine Beira haben, leider gehen die aber meist zu Tarifen über die virtuelle Ladentheke die ich dann doch nicht unbedingt bezahlen möchte, so dringend brauche ich sie nicht. Aber dann fand ich auf einer bekannten Auktionsplattform dieses - zugegeben ruinöse - Exemplar das aber im Gegensatz zu einer anderen Beira auf dem Markt fast komplett war (und die soll ohne Sucherinnenleben fast 300€ kosten!). Als sie bei mir ankam war ich durchaus positiv von der Substanz überrascht, sie war durchaus machbar für mich. Nun stellte sich nur noch die Frage wie weit geht man dabei, Komplettrestaurierung bis Neuzustand, Teilrestaurierung oder einfach nur Konservierung des aktuellen Zustandes!? Ich habe mich für eine Teilrestaurierung mit größtmöglicher Erhaltung von Originalsubstanz entschieden.
Hier erstmal die Ausgangssituation: es geht um eine Beier Beira II mit Xenar 2,9/50 in einem Compur 300, zeitlich lässt sie sich auf Grund der Seriennummern von Verschluss und Objektiv auf 1936 einordnen, sie besitzt auch das abgerundete Suchergehäuse. Die Belederung vorne war schon lose, die Rückwand und das Suchergehäuse waren komplett rostig, der Verschluss tot, der Fernrohrsucher fest, der Balgen verschimmelt und das Gehäuse hatte eine weiße kristalline Substanz ausgebildet - ich vermute Zinkoxid da die Kamera sehr feucht gelagert wurde laut Verkäufer (undichter Dachboden). Ich hatte trotzdem Glück dass die Kamera in diesem Zustand nicht in einer Tonne gelandet ist, die Seltenheit der Beiras ist hinlänglich bekannt und schlägt sich auch in den Preisen nieder. Hier noch ein paar Bilder vom Ausgangszustand:
Re: Beier Beira Okula u. Beira II. Vorstellung und Restaurierung.
Ich will nun gar nicht großartig über die einzelnen Restaurierungstechniken fachsimpeln, ich denke hier sprechen Bilder mehr als tausend Worte. Wer Fragen dazu hat kann sie ja gerne stellen.
An den Gewinden erkennt man gut dass hier vorher schon kräftig geschraubt wurde, es gab sogar ausgedrehte Gewinde und fast jede Schraube hatte Spuren von falschem Werkzeug
Nicht nur dass der Verschluss fest war, auch der Auslösehebel war verbogen und viele Teile rostig
Das Puzzle kann beginnen
Rohgehäuse nach Herausnahme aller Einzelteile und Entfernung der Brlederung
Rohgehäuse nach mechanischer Reinigung mit einer Messingbürste
Unterseite des Rohgehäuses im Ausgangszustand
Unterseite des Rohgehäuses nach Reinigung mit einer Messingbürste
Oberseite des Rohgehäuses nach Reinigung mit Messingbürste
Ich war froh dass das Rohgehäuse eine so grundsolide Substanz hatte dass auch kein Zinkfraß erkennbar war, anscheinend war tatsächlich nur ein geringer Teil des Materials auskristallisiert.
Re: Beier Beira Okula u. Beira II. Vorstellung und Restaurierung.
Es geht weiter mit dem augenscheinlichsten Alleinstellungsmerkmal der Kamera, dem Suchersystem. Im Gehäuse werden zwei Sucher vereint, ein normaler optischer Sucher und der Fernrohrsucher mit Entfernungsmesser. Wie oben schon erwähnt besitzt der Fernrohrsucher eine 6-fache Vergrößerung und ein Fadenkreuz. Vom Aufbau her handelt es sich um eine Konstruktion mit zwei Porroprismen und - im Gegensatz zu den meisten Ferngläsern - Frontlinsenfokussierung. Bei meiner Kamera fehlte leider die Frontlinse des normalen Suchers weshalb ich sie durch eine Plastiklinse einer Wegwerfkamera ersetzt habe. Diese hat zwar die falsche Krümmung weshalb das Sucherbild etwas unscharf erscheint aber eine passende Linse hätte ich wohl anfertigen lassen müssen.
Unterseite der Suchereinheit
Hier erkennt man schön den Aufbau des Fernrohrsuchers
Alle Einzelteile des Suchers
Leider war eine Lasche zur Befestigung des Gehäuses ausgerissen
Obwohl ich nicht gut im Löten bin war ich ganz zufrieden
Mit dem neuen Loch lässt sich das Gehäuse nun wieder richtig befestigen
Montage der gereinigten Prismen - das Fadenkreuz befindet sich übrigens im rechten Prisma unten
Leider konnte ich den originalen Strukturlack nicht nachahmen weswegen ich mich für eine glänzende schwarze Lackierung analog zu den restlichen lackierten Gehäuseteilen entschieden habe - sollte ich mal den passenden Lack finden wird dies geändert
Blick auf beide Okulare - die Rändelschraube oben dient dem Feststellen der Dioptrienkorrektur des Fernrohrsuchers
Ein Blick durch den Fernrohrsucher (etwa 5m Entfernung) die Unschärfe ist durch meine Handykamera bedingt, das eigentliche Sucherbild ist knackscharf!
Re: Beier Beira Okula u. Beira II. Vorstellung und Restaurierung.
Der Verschluss ist ein einfacher Compur 300, eine Reinigung eines Solchen habe ich an anderer Stelle schon vorgestellt weshalb ich mir die Details spare.
Auch das Verschlussgehäuse wurde mit einer Messingbürste bearbeitet
Verschlussgehäuse mit neuem Lack
Gereinigte Grundplatte und wieder gängiges Hemmwerk
Verschlusslamellen im Vergleich: links gereinigt - rechts Ausgangszustand
Verschlusslamellen wieder montiert
Blendenlamellen im Vergleich: links gereinigt - rechts Ausgangszustand
Der Spannring soll hier einen Eindruck geben wie der gesamte Verschluss vor der Reinigung aussah
Verschluss wieder komplettiert
Montage des Kupplungsarmes zum Entfernungsmesser
Die Schraube der Entfernungsmesserkopplung habe ich durch eine passendere aus der Zeit ersetzt um dem Originalzustand näher zu kommen da meine Kamera hier eine Senkkopfschraube hatte
Re: Beier Beira Okula u. Beira II. Vorstellung und Restaurierung.
Als Nächstes ging es an das Äußere, leider war die Belederung der Rückwand sehr vom Rost mitgenommen und brüchig weshalb sie mir bei der Entfernung in der Mitte in zwei Teile riss.
Entfernung von Zinkoxid und Kleberesten von der Rückseite mit gleichzeitigem Aufrauen der Klebefläche mittels einer Feile
Lederstücke nach der Reinigung mit Wasser und Lappen - das Leder wird noch leicht feucht auf eine Holzplatte gelegt
Mit Hilfe zweier Spannzangen und einer weiteren Holzplatte werden die Lederstücke gepresst - dies glättet zum Einen Dellen die durch Rost entstanden sind und zum Anderen verhindert es ein mögliches Schrumpfen bei der Trocknung
Die stark verrostete Rückwand wurde geschliffen und mit Rostumwandler behandelt anschließend erfolgte eine schwarze Lackierung ebenso wie bei der Oberseite des Gehäuses
Der Balgen war durch Schimmel stark verschmutzt
Die Reinigung erfolgte mit einem Gemisch aus Spiritus und Clotrimazol um den Schimmel abzutöten
Nach der Trocknung wurde das Leder mit einer färbenden Lederpflege behandelt und mit einem Lederkleber wieder aufgebracht - der Riss fällt gottseidank nicht so stark auf als ich erst befürchtet habe
Re: Beier Beira Okula u. Beira II. Vorstellung und Restaurierung.
Zum Schluss kommen immer die ganzen Kleinteile nochmal in die Hand zur Reinigung und anschließendem Einbau.
Hier war ein Nocken der das Zählwerk betätigt abgebrochen und ich musste wieder löten - das Zählwerk schaltet wieder
Die einzelnen Baugruppen des Vorderteils liegen gereinigt bereit zur Montage
Vorderteil komplett montiert
Standartenführung und -verriegelung eingebaut
Vorderteil wieder im Gehäuse montiert - der Balgen wurde ebenfalls mit Lederkleber befestigt
Das Filmschneidemesser wurde wieder geschärft und montiert
Auch Federn und Schrauben mussten teilweise auf Grund von Verschleiß oder falscher Montage in der Vergangenheit ersetzt werden
Unterseite wieder komplett: der linke Schlüssel ist für die Verriegelung der Aufwickelpatrone - die rechte Achse dient als unteres Lager für die Filmpatrone
Mechanik des Bildzählwerkes montiert
Sucher und rechte Gehäusekappe mit Zählwerk wieder montiert - Lager für Filmtransportachse eingeschraubt
Zählwerkseite wieder vollständig: der kleine Knopf hinten gibt die Zahnwalze frei - der Pfeilindikator zeigt den Filmtransport - der Rändelknopf vorne gibt nach Aufschrauben das Filmschneidemesser frei
Filmtransportrad poliert und montiert
Rückwand wieder angeschraubt - hier waren alle drei Löcher ausgerissen weshalb ich sie wieder verengen musste
Frontbelederung mit Lederkleber angebracht - der kleine Knopf auf dem Suchergehäuse ist zur entriegelung der Standarte
Re: Beier Beira Okula u. Beira II. Vorstellung und Restaurierung.
Und nun das fertige Ergebnis nach vielen Arbeitsstunden und grauen Haaren die mir die Lösungswege für all die Probleme die sich ergeben haben bereiteten. Ich bin sehr damit zufrieden nun eine seltene Kamera in so schönem Zustand zu besitzen, man sieht natürlich die Restaurierung aber auch Spuren des Gebrauchs durch die letzten beinahe neun Jahrzehnte hindurch.