als Nachteil zweiäugiger Kameras wird oft angeführt, dass man im Sucher die Schärfentiefe nicht beurteilen kann, da das Sucherobjektiv normalerweise nicht abblendbar ist. Das Problem wurde von Franke & Heidecke früh erkannt, deshalb kam schon 1933 ein Zubehörteil mit der Bezeichnung Rolleiphot auf den Markt. Es handelt sich um eine aufsteckbare Irisblende, die zugleich als optischer Belichtungsmesser dient.
Insgesamt wurden bis 1941 fünf verschiedene Ausführungen angeboten, und zwar für Rolleiflex-bzw. Rolleicord-Modelle 6x6 und die Rolleiflex 4x4. Eine Übersicht bietet Prochnow im Rollei-Report 1 (PR 121). Die ersten Ausführungen waren mit Steckfassung ausgerüstet, die letzte bekam den Anschluss für das Sucherbajonett I. Frühe Ausführungen hatten ein integriertes Graufilter vor der Irisblende, damit bei der Belichtungsmessung kleinere Blendendurchmesser simuliert werden konnten. Es sind Skalen für unterschiedliche Anfangslichtstärken vorhanden. Die Bedienung weicht bei jeder Ausführung ein bisschen ab.
Ich zeige hier zunächst die vierte Ausführung, angeboten im Zeitraum 1938 bis 1941 für 10 RM. Der Rolleiphot kann an Kameras der Formate 6x6 und 4x4 benutzt werden; die Skala ist jeweils auf die Anfangsöffnung einzustellen. Beim Abblenden kann der betr. Wert auf der Skala abgelesen werden. Bei den frühen Rolleis waren recht dunkle Glasmattscheiben verbaut, sodass es beim Abblenden schnell duster wird...
Bei der Belichtungsmessung muss soweit abgeblendet werden, dass gerade noch Details erkennbar sind; dabei muss auch eine gewisse Anpassungszeit veranschlagt werden. Die entsprechenden Belichttungsdaten können dann auf der Skala abgelesen werden, wobei auch unterschiedliche Filmempfindlichkeiten berücksichtigt werden. Die bei Prochnow abgedruckte Anleitung bezieht sich auf die zweite Ausführung; wie es sich genau bei dieser vierten Ausführung verhält, muss ich noch ergründen...
Nach dem Krieg bot F & H den Rolleiphot nicht mehr an.
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Re: Franke & Heidecke Rolleiphot (Irisblende und opt. Belichtungsmesser)
Kleiner Nachtrag: Wenn man keine Bedienungsanleitung besitzt, sind Kamerabücher mitunter eine geeignete Quelle. Das Zubehörprogramm der Rolleiflex wird in den verschiedenen Auflagen des Rolleiflex-Buches von Heering ausführlich dargestellt. Für die oben gezeigte vierte Ausführung des Rolleiphot liefert die Auflage von 1941 einschlägige Informationen (S. 84–85).
Re: Franke & Heidecke Rolleiphot (Irisblende und opt. Belichtungsmesser)
Hallo zusammen,
ergänzend hier noch die erste Version des Rolleiphot, angeboten im Zeitraum März 1933 bis Oktober 1934 in verschiedenen Ausführungen für Objektive der Anfangslichtstärke 2,8, 3,8 oder 4,5. Der Preis betrug 10 RM. Ich zeige die Version für Lichtstärke 3,8 an einer Rolleiflex Standard. Die Bezeichnung "Rolleiphot" fand sich seinerzeit noch nicht auf der Fassung; interessant auch, dass das Reichspatent zwar "ang[emeldet]", aber noch nicht erteilt war.
Es ist ein Graufilter eingebaut, damit so stark abgeblendet werden konnte, dass bei der Belichtungsmessung Einzelheiten im Schatten gerade noch sichtbar waren. Bei der oben gezeigten 4. Ausführung (1938) konnte die Irisblende um weitere drei Blendenstufen geschlossen werden, was das Graufilter überflüssig machte. Das Rolleiphot besitzt drei Skalen – zwei für Belichtungsmessung (getrennt für Tages- und Kunstlicht), eine für die Abblendfunktion (Bestimmung der Schärfentiefe).
Re: Franke & Heidecke Rolleiphot (Irisblende und opt. Belichtungsmesser)
Hallo Jan,
mich würde interessieren in wieweit die so ermittelten Belichtungswerte heute noch "richtig" sein könnten? Ich frage deshalb, weil es ja sein könnte, dass das Graufilter über die Jahrzehnte sich verändert hat.
Beste Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.
Re: Franke & Heidecke Rolleiphot (Irisblende und opt. Belichtungsmesser)
Hallo Rainer,
ob es bei dem Glasfilter zu solchen Veränderungen kommt wie bei Filterfolien aus Kunststoff, weiß ich nicht. Zur Genauigkeit des optischen Belichtungsmessers muss man aber ohnehin sagen, dass es sich hier nicht um ein präzises Messinstrument handelt. In der Anleitung wird darauf hingewiesen, dass man "nicht die mittleren Felder der Mattscheibe, sondern mehr die Partien nach dem Rande zu" zu beachten habe: "Man bekommt sonst leicht zu kurze Werte." Die Anwendung ist also ohnehin fehlerbehaftet. Ich muss aber zugeben, dass ich noch keine systematischen Vergleiche vorgenommen habe. Für die Anwendung heute ist auch zu beachten, dass die Werte sich auf die funzeligen Glasmattscheiben der frühen Rollei-Modelle beziehen (bei neueren oder modifizierten Kameras funktioniert der Beli nicht!) und die Scheinergrade in heutige ISO-Werte umzurechnen sind. Aber vielleicht probiere ich es irgendwann mal systematisch aus.
Re: Franke & Heidecke Rolleiphot (Irisblende und opt. Belichtungsmesser)
Hallo zusammen, hallo Jan,
manchmal steht man ein wenig auf dem Schlauch : Ich überlege gerade, gibt es zweiäugige Spiegelreflex-Kameras mit fest eingebauter veränderbarer Blende für das Sucherobjektiv?
Beste Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.
Re: Franke & Heidecke Rolleiphot (Irisblende und opt. Belichtungsmesser)
Hallo Rainer,
Rainer:Ich überlege gerade, gibt es zweiäugige Spiegelreflex-Kameras mit fest eingebauter veränderbarer Blende für das Sucherobjektiv?
Das gab es m.W. nur bei der Mentorett von Goltz & Breutmann (ca. 1936); dort sind Blende im Aufnahme- und Sucherobjektiv gekoppelt. Eine interessante TLR mit Schlitzverschluss; ich stelle sie gelegentlich einmal vor.
Eine Blende im Sucher hat außerdem das Wechselobjektiv 3,5/105 D bzw. DS zur Mamiya C-Reihe; hier sieht man das DS an einer frühen Mamiyaflex C: