was bei Beier die Beirax, bei Balda die Baldax, bei Welta die Weltax oder bei Zeh die Bettax, das war bei der Firma Merkel in Tharandt ganz offenbar die Rollfilmkamera „Methax“, die im Folgenden (in drei verschiedenen Exemplaren) kurz vorgestellt werden soll.
Die aktuelle Sammlerliteratur erwähnt außer der Boxkamera „Methar“ keine 6x9 Rollfilmkamera der Firma Merkel, aber die zeitgenössische Fachpresse berichtete zur Frühjahrsmesse 1932 davon: „Außer ihren bekannten Platten-Kameras stellt die Firma Ferdinand Merkel, Fabrik photographischer Apparate, Tharandt i. Sa., neuerdings auch Rollfilm-Kameras her, und zwar eine Kleinbild-Rollfilmkamera im Format 3 x 4 cm und eine Rollfilm-Springkamera 6 x 9 cm. Die beiden Formate sind im Ausmaß sehr klein gehalten und können deshalb von Amateuren leicht mitgeführt werden. Trotz ihrer kompendiösen Form besitzen die Apparate eine sehr präzise Ausführung.“ (Die Phot. Indust., 2. März 1932)
Die Bezeichnung „Springkamera“ im Pressetext von 1932 lässt allerdings zweifeln, ob es ich bei dem hier vorzustellenden Kameramodell um die erwähnte 6x9-Kamera handelt, oder ob Merkel noch ein weiteres 6x9-Modell im Sortiment hatte. Beim hier gezeigten Modell springt zwar der Laufboden auf Knopfdruck in Gebrauchsstellung, aber die Standarte muss danach noch händisch in ihre Stellung gezogen werden. Das ist an sich keine „Springkamera“.
Ein Modellname ist in der zeitgenössischen Literatur nicht überliefert, aber eines meiner drei Exemplare dieses Kameramodells trägt auf dem Verschluss die Bezeichnung „Methax“. Diese Beschriftung und die Tatsache, dass auch andere Hersteller ihre Kameramodelle mit Namen mit dem Suffix „-ax“ bezeichneten, lassen den Schluss zu, dass es sich tatsächlich um die Modellbezeichnung handelt.
Im oben zitierten Pressetext wird die Kamera mit den Attributen „kompendiöse Form“ und „sehr präzise Ausführung“ charakterisiert. Dieser zeitgenössischen Meinung möchte ich mich nicht anschließen, es ist im Gegenteil eine sehr einfache und eher ‚billig wirkende‘ Kamera. Wie schon erwähnt, erfolgt das Fokussieren durch einfache Verschiebung der Standarte auf dem Laufboden. Diese Konstruktion ist jedoch bei meinen drei Exemplaren so leichtgängig, dass man den Schlitten mit dem Finger festhalten muss, um die Standarte in der gewählten Entfernungseinstellung zu fixieren. Die ungünstige Positionierung und Form der Handhaben erschwert die Bedienung der Blendeneinstellung erheblich und beim Exemplar mit dem Compur-Verschluss ist die Einstellung der Blende nur unter Zuhilfenahme eines schmalen Werkzeugs möglich.
Meine drei Exemplare diese Kameramodells sind mir vor zwei Jahren innerhalb eines Monats in die Fänge geraten. Davor ist mir die Kamera nicht aufgefallen und danach habe ich sie auch nicht wieder gesehen. Es scheint also ein eher seltenes Modell zu sein. Die drei Kameras sind im Übrigen alle nicht perfekt erhalten, teilweise fehlen Teile und teilweise wurden sie modifiziert. Hier die Bestückung der drei Kameras:
1. Brillant Anastigmat 4,5/10,5 im Compur-Verschluss 2. Brillant Anastigmat 4,5/10,5 im einfachen Stein & Binnewerg-Verschluss 3. Meniskuslinse „Spezial“ F: 11 im unbezeichneten, einfachen Verschluss
Die Brillant Anastigmate wurden wahrscheinlich von Erison in Freital hergestellt. Der Compur lässt sich mit seiner Seriennummer auf 1932 datieren. Die Kamera mit dem S & B-Verschluss ist werksseitig mit einem zweiten Rotfenster für Aufnahmen im Format 4,5x6 ausgestattet. Die Kamera mit Compur wurde nachträglich mit einem Rotfenster für das Aufnahmeformat 4,5x6 versehen, diese Änderung später aber wieder rückgängig gemacht.
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vielen Dank für den Hinweis auf diese Kamera, an der mich besonders die Modellbezeichnung mit dem reihenbildenden -ax interessiert. Die Kamera selbst ist wohl weniger bemerkenswert als die Merkel Methar 6x9, die gestern bei catawiki verkauft wurde; aber gerade die von Dir beschriebenen Unzulänglichkeiten vor dem Hintergrund der vollmundigen Werbung sind aus Sammlersicht eben doch interessant; vielen Dank fürs Zeigen! Eine Frage habe ich aber noch: Hat der dicke Transportknopf am zweiten Exemplar eine besondere Funktion, oder ist das eine der angesprochenen Modifikationen?
der hohe Transportknopf ist tatsächlich nur eine Modifikation - ein aufgeschraubter Hartgummiring, vermutlich zum griffigeren Filmtransport mit dicken Fingern:
Die Methar-Reflex ist mir leider entgangen. Die hätte mich schon interessiert, da sie recht selten angeboten wird.
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