Pilzbefall |
|
1
|
1
|
02.12.12 08:37
Rainer  Administrator
|
02.12.12 08:37
Rainer  Administrator

|
Pilzbefall
Hallo zusammen,
mir wurde vor einigen Tagen eine Photokamera aus den Fünfziger Jahren gezeigt, die in einer Wohnung (besser gesagt in einem kleinen Schränkchen in einem Badezimmer viele Jahre gelegen hat. Sie befand sich in einer Ledertasche. Leider hat sich hinter der Frontlinse des Objektivs eine Pilzschicht ausgebildet. Leider habe ich es versäumt, die Kamera - sozusagen als Warnung - zu photographieren. Jetzt ist sie schon auf der Müllkippe....
Also auch an dieser Stelle nochmals die - schon bekannte - Warnung: Kameras nicht in Räumen mit hoher Luftfeuchtigkeit und geringer Luftbewegung lagern.
Schon ständige Luftfeuchtigkeiten ab ca. 65 - 70 % können gefährlich werden.
Diese Warnung gilt eigentlich für fast alle Kameras, egal ob analog oder digital.
Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Zuletzt bearbeitet am 18.01.18 17:36
|
|
|
Hinweise:
- Urheberrechte 1: Keine Scans von Prospekten, Bedienungs-Anleitungen, Prominentenfotos, Kunstobjekten oder Buch/Zeitschriften-Artikeln, die über begründete Bildzitate hinaus gehen.
- Urheberrechte 2: Nur selbst aufgenommene Fotos. Keine Fotos auf und in fremden Grundstücken / Gebäuden / Museen, Ausstellungen, Theatern, usw.
- Urheberrechte 3: Textpassagen von fremden Quellen vermeiden, höchstens einige Zeilen deutlich als Zitat erkennbar mit genauer Quellenangabe.
- Keine Fotos, auf denen Personen erkennbar oder zuord-bar sind, ohne deren schriftliche Genehmigung (DSGVO). Ebenso keine erkennbaren KFZ-Kennzeichen oder Fragmenten davon! !
- Fotos: Für beste Darstellung die Fotos (Thumbnails) unter den Textbeiträgen anklicken.
- Der Zähler der Vorschaubilder zeigt NICHT die echte Zugriffszahl, die Bild-Anklicke direkt im Text werden nicht gezählt!
|
28.02.14 18:58
Laufbodennicht registriert
|
28.02.14 18:58
Laufbodennicht registriert
|
Re: Pilzbefall
Vermutlich war das Objektiv vergütet. In dem Fall haben sich die Pilze gefreut - viel Futter :-) ! Da kann dann neben der zerstörten Vergütungsschicht das Glas angeätzt gewesen sein (Abbauprodukte der Pilze).
Bei unvergüteten Objektiven sieht die Sache meist anders aus. Nur von denen rede ich im Folgenden.
Unverkittete Linsen sind kaum je so sehr zerfressen, daß sie perdu sind. Ich habe schon mal ein allerdings besonders stabiles Objektiv, das wohl seit dem 2.Weltkrieg völlig verdreckt in einem Keller gelagert worden war, und durch das man vor lauter Belag nicht durchsehen konnte, gängig gemacht und gereinigt. Das war vor einigen Jahren. Es wurde wieder klar und funktionstüchtig und ist das bis heute geblieben.
Zerlegen muß man so ein Objektiv allerdings komplett. Nach gründlicher Reinigung verbleiben selten erkennbare Spuren, und noch seltener solche, die die optische Leistung beeinträchtigen. Durch Ausheizen und UV-Bestrahlung kann der Pilz entfernt werden. Einzellinsen halten bei langsamer Erwärmung und langsamem Abkühlen schon über 100° aus. Gekocht zu werden halten wenige Pilze aus - nur deren Ausscheidungen sind dann noch wirksam.
Pilze in verkitteten Linsengruppen sind heikler. Hat sich der Pilz nicht zu sehr in die Verkittung eingefressen, kann man an Neuverkittung denken. Das wird sich allerdings nur bei wertvollen historischen Objektiven lohnen. Ansonsten muß man sich entscheiden, ob man mit dem Pilz leben kann ;-). Wenn nicht, kann mit Vorsicht(!) ausgeheizt werden. Allerdings ist die nötige Temperatur schon so hoch, daß der Kanadabalsam in Gefahr ist. Besser wird das Objektiv dabei nicht, mit einer leichten Verschlechterung ist zu rechnen, und die Abbauprodukte der Pilze sind immer noch zwischen den Linsen.
Wenn's jedoch ein modernerer Kitt ist, sollte man so eine Brutalmethode gar nicht erst nicht probieren. Besonders in den 60er- bis 70er-Jahren gab es Kitte, die beim Erhitzen alles machen außer flüssig werden - Neuverkittung ist dann unmöglich. Im Web lassen sich u.a. Daten finden, welche Rodenstock-Objektive so einen Kitt haben. Manch alter Hase hat sich beim Versuch der Behebung einer Linsenseparation sein teures Objektiv aus dieser Zeit abrupt zerstört.
Die Scheu vor Pilzen in der Optik ist berechtigt, allerdings ist Panik völlig fehl am Platz. Pilze sind ubiquitär - es sind dieselben Pilze, die überall um uns hausen, die Optiken fressen können. Nur in einem Reinstraum wie bei Zeiss sind keine Pilze - und kein Staub! - zu finden. Sind die Umweltbedingungen für sie günstig, vermehren sie sich rasant. Praktisch egal ist es, wieviele Pilzsporen es anfänglich waren. War der Raum anfangs fast sauber, dauert's eben geringfügigst länger. Wohl alles, was kreucht und fleucht - ob Mensch, Insekt, Mikrobe - trägt mehr zur Pilzgefährdung eines Objektivs bei als ein pilzbefallenes Objektiv in der Nähe. Gerade in modernen Objektiven wie Zooms werden gelegentlich Milben oder Staubläuse gefunden. Fällt nur meist nicht auf.
Es gibt genau einen Schutz vor Pilzsporen: das Objektiv in einem menschenleeren Reinstraum zu belassen :-). In einer innen feucht-warmen Kameratasche aus Leder fühlen sich Pilze übrigens sehr, sehr wohl!
|
|
|
01.03.14 07:17
Rainer  Administrator
|
01.03.14 07:17
Rainer  Administrator

|
Re: Pilzbefall
Hallo Laufboden,
vielen Dank für Deine Stellungnahme. Ich selbst bin ja leider auch betroffen von einem Pilzbefall: Bei meiner Leica 3G:
http://www.blende-und-zeit.sirutor-und-c...=3&thema=29
Ich hatte hierzu Kontakt zu Leica aufgenommen und mein Problem geschildert. Es ist wohl so, daß zuerst gerüft werden müßte, ob tatsächlich ein Pilzbefall vorliegt. Da ich über gute Mikroskope verfügte, konnte ich diese Prüfung selbst vornehmen. Ja, es ist Pilzbefall.
Leica ist grundsätzlich bereit, zu reparieren. Aber es gibt einen Haken: Die Linsen sind mit feinen Gewinderingen fixiert. Das Material dieser Ringe, die ja entfernt und wieder eingeschraubt werden müßten, neigt bei der Demontage oft zum Bruch. Es gäbe dafür keine Ersatzringe mehr. Das Ergebnis wäre ein Totalschaden.
Übrigens hat der Pilz kaum Wirkung im fertigen Photo.
Außerdem teste ich derzeit seit einigen Tagen die Sonnenstrahlen-Methode (um zumindest zu stoppen), ohne große Hoffnung...
Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
|
|
|
01.03.14 15:46
Laufbodennicht registriert
|
01.03.14 15:46
Laufbodennicht registriert
|
Re: Pilzbefall
UV kommt bekanntlich schlecht durch normale Linsen durch, und meist ist das ja erwünscht. Der Erfolg ist also am besten, wenn die betroffene Seite der Linse bestrahlt wird.
Erfahrungsgemäß kann UV aber bis zu etwa 3 Linsen in nennenswertem Maß durchdringen. Deshalb hieß es früher, man solle in den Bergen bei einem Dreilinser unbedingt ein UV-Filter nehmen, bei einem Fünflinser sei das nicht mehr nötig. Dürfte natürlich auch von der Dicke der Linsen abhängen, aber mit meiner kleinen Rollei 35 (Tessar) hatte ich nie Probleme in den Bergen.
Mein Vater hat mal an einem schönen sonnigen Tag mit seiner Agfa Billy mit dem Dreilinser Igestar 6.3 uns Kinder vor einem See- und Bergpanorama geknipst. Das Bild war keineswegs überbelichtet, wir Kinder, der See - alles klar, aber von dem eigentlich bildbeherrschende Ötscher war, obwohl nur ein schlapper 1800er, keine noch so kleine Spur zu sehen. Stattdessen einfach dasselbe helle Grau wie der Himmel.
Ich verwende übrigens eine 75W-Pflanzenlampe, die hat auch einen erhöhten UV-Anteil. Die heizt übrigens bei sehr nahem Abstand recht kräftig, da muß man schon aufpassen. Glas hält ja einige Temperatur aus, nur die umgebende Mechanik u.U. deutlich weniger.
Ich würde das Objektiv also in gebührendem Abstand unter so eine Lampe pflanzen, schauen, daß das Ganze nicht zu warm wird, und abwarten, was da wächst - oder eher nicht ;-) Kaum zu erwarten, daß die Spuren des Pilzes verschwinden, denn kochen wird man das ganze Objektiv besser nicht, aber geschwächt bis inaktiviert sollte der Pilz dabei schon werden.
Ansonsten wird sich der Pilz, wenn das Objektiv gut gelagert wird, nicht so schnell ausbreiten. Wenn das Geflecht zumindest noch einige Jahre nicht so dicht ist, daß die optische Wirkung beeinträchtigt ist, ist das allemal besser als ein sofort kaputtes Teil.
|
|
|
01.03.14 17:58
Laufbodennicht registriert
|
01.03.14 17:58
Laufbodennicht registriert
|
Re: Pilzbefall
Habe erst jetzt nach der 3G geschaut. Wenn der Pilz also direkt hinter der Vorderlinse sitzt, dürfte 'ne behutsame UV-Behandlung erfolgreich sein (Höhensonne, Pflanzenleuchte).
Aber bei der Behandlung hat man doch ein wenig gegen die guten Regeln zu verstoßen ("nie länger das Objektiv direkt in die Sonne richten!"). Schon manche haben z.B. durch falsches Ablegen einer Spiegelreflex an einem sonnigen Tag den Verschlußvorhang durchgebrannt.
Glücklicherweise ist das Objektiv wenigstens abschraubbar, aber die Blende sollte man nicht nennenswert aufheizen.. Von der abgewandten Seite her zu kühlen sollte nicht schaden.
Sollte der Pilz anfangen, zu verdampfen, kocht ggf. auch der Kitt und wirft Blasen, aber die Blende wird dann wohl schon lange Wellblech sein :-). Hab das schon mal bei einem 1¤-Teil versucht. Leider hatte ich da noch kein IR-Thermometer, aber die Blende begann sich zu verformen, bevor der Rest genügend warm war. Die Blende des zweiten baugleichen Objektivs habe ich in einem historischen Objektiv mit völlig verschlissener Blende - irreparabler Blendensalat - eingebaut. Klappt - nur das Auslösen nicht so recht. Täte (fast) perfekt, hätte ich ein klitzeklein längere passende Schrauben, die Blendenbleche waren 'um ein Muckeseggele' dicker als die originalen Papierblättchen. Erstaunt hat mich, daß die um 40-50 Jahre jüngeren Blendenblättchen eines DDR-Objektivs bis auf die Dicke geometrisch perfekt gepaßt haben.
Da lobe ich mir die alten Objektive, bei denen sich Vorder- und Hinterglied abschrauben lassen - jedenfalls wenn sie nicht so eigensinnig sind, daß sie nicht auf die üblichen zarten Ermahnungen und Überredungskünste reagieren ... Diese zwei Glieder sind nicht so wärmeempfindlich, und sie lassen sich fast(!) immer weiterzerlegen, wenigstens nach Erwärmung. Einen Fehler sollte man in den wenigen hartnäckigen Fällen nicht machen - zu versuchen, so ein Teil durch ein Bad im Ultraschallreiniger überzeugen zu wollen, doch noch auseinanderzugehen. Das habe ich einmal versucht. Danach hatte ich Wasser drin. Das konnte ich zwar wieder ausheizen, aber ein Teil vom Lack und aller Dreck klebte innen an den Linsen. Statt anfangs einem recht unreinem Objektiv hatte ich einen Totalverlust zu beklagen :-(
Heizt man doch mal etwas höher, so wäre anzuraten, das in einem thermostatgesteuerten Ofen zu machen (hab' aber auch nur einen Küchenherd, die Regelung dort ist besser als keine, aber mäßig genau). Die Wärme unter einer Lampe kann man mit einem Infrarot-Thermometer überprüfen - das sollte man auch, wenn's mehr als handwarm werden soll. Da es sich um keinen schwarzen (bzw. mittelgrauen) Strahler handelt, schon gar keinen großflächigen, darf man sich dabei keine extreme Genauigkeit erwarten.
Man sollte sich also schon vor einer aggresiveren Behandlung die Frage stellen, ob man nicht lieber die hübschen Geflechte, die so ein Pilz erzeugt, toleriert ... :-)
|
|
|
|
1
|
1
|