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IBSOR - lange Zeiten hängen, keine Panik!
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01.06.24 02:41
Prakticafan 

BZF-Meister

01.06.24 02:41
Prakticafan 

BZF-Meister

IBSOR - lange Zeiten hängen, keine Panik!

Hallo Foristi,

der IBSOR ist einer der Verschlüsse der gerade in alten Plattenkameras sehr oft vertreten ist. Da ich mich heute einem Selbigen annehmen musste bei dem das Hemmwerk nicht mehr wollte dachte ich dass das andere auch interessieren könnte und so habe ich einen kleinen Beitrag daraus verfasst - ähnlich wie ich das schonmal für einen Compur gemacht habe.

Ich werde nur die Zerlegung mit Hinweisen auf Schlüsselelemente des Zusammenbaus abgeben.

WICHTIG: ich gebe keine Garantie dass diese Anleitung IMMER und bei Jedem funktioniert, dafür gibt es zu viele Faktoren (persönliches Können, Reparaturversuche in der Vergangenheit, …) die dem Erfolg im Wege stehen können.

Geeignetes Werkzeug und geeignete Mittel zur Reinigung und Schmierung setze ich voraus weswegen ich das auch nicht näher behandeln werde.

Zuerst schrauben wir mit einem Spannschlüssel den Konterring an der Rückseite des Objektivbrettes im Balgen ab damit wir den einzelnen Verschluss vor uns liegen haben.



Man kann das Objektiv im Verschluss belassen, jedoch ist es sicherer dieses auch zu entfernen da mit einem unbeabsichtigten Schlenker mit dem Schraubenzieher oder Ähnlichem schnell Kratzer entstehen können. Jetzt entfernen wir die Indexschraube am Blendenhebel (wäre nicht zwingend nötig, erspart einem aber Kratzer am Verschlussgehäuse)



Als Nächstes öffnen wir den Verschluss in dem wir die vier Schrauben auf der Rückseite entfernen und die gesamte Rückplatte aus dem Verschlussgehäuse ziehen.



So sollte das jetzt aussehen:



Da die Verschlusslamellen empfindlich sind und sich ohne Rückwand beim Auslösen wie kleine Frisbees verhalten empfiehlt es sich auch Diese vorsichtig zu entfernen. Der Hauptübeltäter wäre jetzt auch schon ganz alleine zugänglich, jedoch empfehle ich immer die folgenden Schritte ebenfalls durchzuführen weil meistens nicht nur ein Teil verklebt oder verharzt ist.

Hierfür erstmal die Feder im unteren Teil des Gehäuses entspannen indem man die Ärmchen von den Mitnehmern hebt,



nun die drei Schrauben die als Achsen für die Verschlusslamellen dienen leicht lösen



und die Segmentscheiben darunter so verdrehen dass der Steuerring freigegeben ist.



Jetzt den Steuerring einfach abheben. (Achtung bei der Montage: der rechte Mitnehmer muss in die Gabel unten eingreifen!)



Es geht oben im Verschluss weiter, hier ist die Feder am Mitnehmer der Sperrklinke des Kniegelenks und am Mitnehmer des Steuerzahnrades des Hemmwerks zu entspannen und die Schraube an der Sperrklinke zu entfernen.



Als Nächstes das gesamte Kniegelenk entfernen.



Der nächste Schritt ist die Entfernung des Räderwerkes mittels Entfernen der linken Schraube an der Deckplatte



wonach sich das komplette Räderwerk mit der Oberseite zuerst aus dem Verschluss heben lässt (Achtung: etwas verzwickt, nicht mit Gewalt agieren!)



- Eigentlich ist ein Zerlegen des Räderwerkes nicht nötig da eine Reinigung und Gangbarmachung von Außen oft völlig ausreicht, sollte es dennoch nötig sein einfach die beiden Schrauben lösen und die Deckplatte abheben,



es folgt hier der Aufbau des Räderwerkes und die richtige Kombination der Zahnräder:



-

Zum Schluss kommt der Hauptübeltäter, der Anker. Dieser ist meistens verharzt obwohl eine Schmierung nicht erforderlich ist! Die Schraube an der Lagerplatte entfernen



und Platte nach oben abziehen, meist geht der Anker mit, je nach dem wie stark verklebt.



Die Welle und die Buchse des Ankers ist unbedingt zu reinigen - der Anker muss anschließend leicht und ohne Widerstand auf der Welle rotieren können - nicht schmieren!



Die Montage erfolgt nach gründlicher Reinigung aller entfernten Teile und deren Kontaktflächen im Gehäuse sinngemäß in umgekehrter Reihenfolge. Die einzigen Stellen die man minimal ölen sollte sind die Wellenlager des Räderwerkes und das Kniegelenk - mehr nicht!

Liebe Grüße, Benni

Datei-Anhänge
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01.06.24 09:54
Rainer 

Administrator

01.06.24 09:54
Rainer 

Administrator

Re: IBSOR - lange Zeiten hängen, keine Panik!

Hallo Benni,

das nenne ich mal eine exzellente Demontage-Anleitung! Gut gemacht und fotografiert!

Da nicht alle Erfahrungen mit Entfetten haben: Was hast Du zum Entfetten genommen?



Beste Grüße von Haus zu Haus
Rainer (Forumbetreiber)

Analog: Aus Negativ wird Positiv.
Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.

Zuletzt bearbeitet am 01.06.24 09:57

01.06.24 11:25
Prakticafan 

BZF-Meister

01.06.24 11:25
Prakticafan 

BZF-Meister

Re: IBSOR - lange Zeiten hängen, keine Panik!

Hallo Rainer,

Erstmal herzlichen Dank. Ich verwende zum entfetten Isopropylalkohol, bekommt man in jeder Apotheke oder bestellt es im Netz.

LG, Benni

01.06.24 12:24
Scannerhannes 

BZF-Meister

01.06.24 12:24
Scannerhannes 

BZF-Meister

Re: IBSOR - lange Zeiten hängen, keine Panik!

Moin,
antik trifft cutting edge. Isopropylalkohol braucht man sowieso zur Sensor-Nassreinigung von DSLR.
Wer sein kostbares Gerät mit Wattestäbchen und Spiritus ruiniert, tritt auch kleine Hunde

Greets,

Hannes

01.06.24 14:47
tjwspm 

BZF-Meister

01.06.24 14:47
tjwspm 

BZF-Meister

Re: IBSOR - lange Zeiten hängen, keine Panik!

Hallo Benni,

eine tolle Anleitung!
Da bekommt man sofort Lust, es nachzumachen.

Du sagst, am Anker nichts schmieren. Einverstanden. Gibt es andere Stellen, die du schmieren würdest?

Viele Grüße,
Thomas

Moments-of-now.com Photography, Philosophy and Time

07.06.24 13:04
Vidom 

BZF-Nutzer Stufe 1

07.06.24 13:04
Vidom 

BZF-Nutzer Stufe 1

Re: IBSOR - lange Zeiten hängen, keine Panik!

Vielleicht noch eine ergänzende Anmerkung: Wichtig ist, dass bei den Selbstspannverschlüssen die Verschlusslamellen exakt so wieder eingesetzt werden wie sie ursprünglich eingesetzt waren, sie sind nicht in der Position gegeneinander austauschbar, außerdem muss man beachten, wie sie übereinanderliegen. Es ist deshalb sinnvoll, vor dem Auseinanderbau ein Foto davon zu machen. Ich habe mit IBSOR und IBSO-Verschlüssen die Erfahrung gemacht, dass sie nicht korrekt ablaufen, wenn die Verschlusslamellen nicht genauso wieder eingebaut werden wie sie vorher drin waren.

Beim Reinigen und Entfetten habe ich mit Waschbenzin gute Erfahrungen gemacht; Isopropanol benutze ich zur Reinigung der Innenflächen des Zylinders und des Kolbens bei der Luftbremse des Compound oder Ibso und bei verölten Verschlusslamellen, bei denen die Reinigung mit Waschbenzin Flecken hinterlässt. Ich musste bisher noch nie bei einem Verschluss das Hemmwerk auseinandernehmen; meistens reicht bereits die Reinigung mit einem in Waschbenzin getauchten feinen Pinsel. Mit dem Ölen wäre ich auch sehr zurückhaltend, das schadet oft mehr, als es nützt.

Viele Grüße
Peter

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