Wie reinigt man oder besser wie pflegt man Balgen an den Kameras und Geräten,wenn man diese bekommt ? Ich reinige diese meist mit Wasser,Tuch und etwas Isopropanol. Speziell um die Geschmeidigkeit und Flexibilität zu gewährleisten und vor Austrocknung zu schützen muß man doch sicher auch mal was tun oder eher nicht ? Danke für eure Tips.
Hallo Erol, kommt darauf an, aus welchem Material der Balgen ist.
Leder: Kann zur Not auch LEICHT feucht gewischt werden und auch schon - wenn es nötig wird - mal mit ein wenig (sehr wenig) durchsichtiger Schuhcreme oder Lederpflege behandelt werden. Mit einem Q-Tipp kommt man zumeist an die kritischen Stellen halbwegs ran
Plastik. Grundsätzlich lässt sich das "verdunsten" der Plastikweichmacher nicht verhindern und kompensieren. Es gibt aber auch hier Plastik Reiniger/Pfleger für PKW-Innenräume. Damit habe ich schon mal (auch mit Q-Tipp) bei einer Polaroid Erfolg gehabt.
MFG Rainer (Admin)
Möge die Belichtung immer kürzer als 1/30 Sekunde sein. Aus Negativ wird Positiv. Pixel sind nicht alles.
Nach dem ich nun schon viel gelesen habe, möchte ich auch mal was von mir geben. Ich reinige meine Blagen mit Spiritus (ev. verdünnen) und pflege diese danach mit Ballistol. Habe eigendlich keine "Nebenwirkungen" feststellen können und bin zufrieden.
Diese Balgen-Leder haben ja eine "glänzende" Seite und innen eine eher stumpfe Seite (die oft noch einen Feinstoffüberzug aufweist). Meine Sorge wäre, dass bei Auftrag von Öl in die Feinrisse der Glanzseite Öl eindringt und u.u. das Leder doch beeinträchtigen könnte. Leder/Schuhcreme in kleinen Mengen dürfte da weniger eindringen können.
Hast Du denn mal von der Innenseite geprüft, ob nach der Behandlung Öl durchgedrungen ist?
eigentlich kein Problem, ich hatte innen nie Öl. Dieses Ballistolzeugs zieht super in das Leder ein (geht natürlich nicht bei Kunststoffen). Ich trage das auch nicht so dick auf. Gut bewährt hat sich ein ausgedienter "Zauberschwamm" welcher eigentlich zum Schuhe putzen verwendet wird. Diesen tränke ich leicht mit dem Öl und wische vorsichtig über den Balgen.
ich wollte mal berichten, wie eine Schuhputzmittelbehandlung nach ca 20 Jahren aussieht. Ich hatte damals sehr wenig durchsichtiges Schuhputzmittel als Hauch auf einen Lederbalgen aufgetragen.
Heute genau betrachtet: Leder im guten gesunden Zustand. Es hat sich auch nicht Staub "verklebt".
Rainer, das ist gut zu wissen. Speziell das spröde, brüchige Leder einer über hundertjährigen Laufbodenkamera mit langer Lagerhaft auf einem Dachboden giert geradezu nach Lederpflegemitteln. Allerdings ist bei so einer Kamera der Balg so weit weg von den Innereien eines Objektivs, daß allenfalls ein leichter Belag auf dem Rückglied zu befürchten wäre - was ich aber noch nie gesehen habe. Es gibt - allerdings meist beherrschbare - Risiken. Denn ein Lederbalg besteht aus: - einer hauchdünnen Lederschicht - Streifen aus dünnem Papier - die geben die Stabilität der einzelnen Teile, zusammen mit den zwei Schichten dünnen Leims. Sind unerwünschte Knicke im Balgen, so ist - und bleibt! - mindestens so ein Streifen Papier geknickt. - lichtdichtem Gewebe
Normalerweise geht reinigen und pflegen eines noch lichtdichten Balgs problemlos.
Doch Feuchtigkeit und Lösemittel können die Leimschicht lösen (oder schon gelöst haben!) und zudem das Papier aufweichen. Dann hängt der Balg. Noch ein wenig mehr Feuchtigkeit und ein paar zarte Streicheleinheiten genügen dann, daß das Leder in Stückchen zerfällt.
Riskant ist die Behandlung besonders nach der Haftverbüßung einer Kamera in einem Kellerverlies. Dann hat auch der Leim gelitten. Es ist zuerst einmal schonende Lederpflege nötig.
Wer sich traut, kann versuchen, einen hängenden Balgen mit ziemlicn verdünntem - und am besten geschwärzten - wasserfesten Leim*), auf der Innenseite aufgetragen, ein wenig zu stabilisieren. Das kann natürlich gründlich schiefgehen. Und natürlich sollte man den Balgen dabei nicht zusammenkleben ;-) Kleinere Lichtundichtigkeiten soll man am besten mit einem flexibel bleibenden Dichtmittel für Aquarien beseitigen können, das habe ich aber noch nicht probiert. Ansonsten gilt, daß sich jeder noch so dünne Flicken sich beim zusammengeschobenen Balgen als brutal dick erweist. Das Ergebnis einer Balgenreparatur ist fast immer unbefriedigend.
Einfacher, aber gleichwohl heikel ist, einen anderen passenden Balgen zu montieren.
Die Belederung eines alten Kameragehäuses ist etwas einfacher: Etwas dickeres Leder kaschiert auf Zeitungspapier (bei alten Kameras ist das prinzipiell ein Stück einer Tageszeitung, bei Kameras deutscher Fertigung kann man Wörter in Frakturschrift lesen). Beides zusammen wurde ursprünglich geprägt. Darunter liegt manchmal noch etwas wie Kork oder Gewebe.
Haben sich dicke Pusteln gebildet, die das Leder hochgehoben haben, so ist drunter zumeist nicht (Eisen-)Rost, sondern Grünspan. (Andere Materialien als Leder reissen eher, weil sie nicht so dehnbar sind). Die kann man als Spuren der Zeit behalten. Will man das nicht, dann zuerst einmal das Leder pflegen und etwas warten. Dann kann man u.U. bei großer Geduld und Vorsicht von der Seite her mit einem geeigneten dünnen Werkzeug die Pusteln erreichen und sie mit einem anderen entfernen. Vorsicht - auch dieses 'dickere' Leder ist höllisch dünn und sehr leicht durchstoßen. Dann wieder ohne Druck kleben, sonst ist die Lederprägung perdu, aber Ausbeulungen beseitigen - gepflegtes(!) Leder ist elastisch genug - und wenn das Ganze genügend, aber noch nicht zu fest ist, versuchen, die Prägung nachzuempfinden. Perfekt wird das Ganze nicht. Ein Restaurator macht es entschieden besser. Ignoranten wie ich nehmen zudem zum Kleben heutigen Klebstoff - z.B. Holzleim, damit die Klebung nicht allzu fest ist und ein eventueller Restaurator später nicht allzu übermäßig über den Pfusch flucht.
*) Klarstellung: der Leim darf in trockenem Zustand nicht - genauer: gar nicht! - kleben, sonst ist der Balgen plötzlich ganz kurz ;-). Also kein Adhäsionskleber, aber auch kein Kleber mit einer kleinen Adhäsionskomponente.
Zur Illustration: Geheimes Innenleben einer Laufbodenkamera ..
... ein Stück Zeitung aus der Kaiserzeit in der Klappe einer Mattscheibenabdeckung
Grüße, Laufboden
... eigentlich wollte ich die einfügen, aber irgendetwas streikt
Admin: Beim Einfügen von Photos direkt in den Text kann immer nur pro freier Textzeile ein Bild liegen. Am besten ist es, man sucht eine freie Textzeile, legt den Cursor dort hin, klickt auf "Bild in den Beitrag einfügen", bringt den Cursor in die nächste freie Zeile und wiederholt den Vorgang für die nächsten Photos.
Hallo zusammen, die Beiträge hier sind zwar schon 5 Jahre alt aber immer noch interessant. Ich habe über ebay Kleinanzeigen eine Erbschaft von insgesamt 12 Balkenkameras erhalten. Die Hälfte schaut echt gut aus, diese benötigen nur ein wenige Streicheleinheiten aber bei der anderen Hälfte muss was getan werden.
Die ein oder andere Kamera lässt sich nicht mehr schließen, dadurch hängt der Balken durch, das Objektiv auf der Führungschiene lässt sich nicht bewegen, viel Rost, milchige Objektive etc.
Da kommen eure Tipps sehr gelegen :) das mit dem durchsichten Schuhputzmittel klingt sehr gut, werde ich auf alle Fälle berücksichtigen.
Mein Problem ist eher, daß ich mit Balgenkameras auch fotografieren können will. Vielgenutzte Balgen, insbesondere neuere ab Mitte des 20. Jahrhunderts von zweifelhafter Qualität in Consumer-Kameras, sind spröde und kriegen Löcher in den Ecken.
Laufboden:Ansonsten gilt, daß sich jeder noch so dünne Flicken sich beim zusammengeschobenen Balgen als brutal dick erweist.
Och, ich habe jahrelang mit einer Isolette fotografiert. Die Agfa hatten einen Papierbalgen mit was Kunststoffbelag drauf, richtiger Besch..., sowas als Spitzenmodell einer Markenkamera zu verkaufen. Deren Balgen-Ecken hatte ich mit dem Finger was gestreckt und schwarzes Isolierband längs draufgeklebt. Das ging prima. Und ja, der Balgen wurde brutal dick in den vier Ecken und ich musste sie erst mal in die vorherige, komplizierte Form falten. (Dann wollte ich ihr was Gutes tun und brachte sie zu einer renommierten Werkstatt mitten in Köln, wo sie mir für über 100 Mark - das war zu der Zeit ein Vierzigstel des Kaufpreises für einen VW Standard - einen völlig verdrehten Balgen neu einbauten und mich, bei höflicher Reklamation, rausschmissen, andere Balgen gebe es heute nicht mehr. Optisch war mir die Freude daran verdorben und verkäuflich war sowas auch nicht mehr. Diese Kamera, das Top-Modell mit einem Solinar und E-Messer, ist letztlich im Müll gelandet. Bei Flickr hat einer dokumentiert, wie man es richtig macht: https://www.flickr.com/photos/29504544@N...57622925629597/), und im Forum nebenan (Aphog) wird ein Spezialist in den USA sehr gelobt (https://aphognext.com/forum/index.php/Th...1859#post461859).
Laufboden:Kleinere Lichtundichtigkeiten soll man am besten mit einem flexibel bleibenden Dichtmittel für Aquarien beseitigen können, das habe ich aber noch nicht probiert.
Ich habe hier immer noch eine Tube McNett "Black Witch Quick Drying Neoprene Adhesive" liegen, die irgendwo für den Zweck als ideal gelobt wurde. Ich habe auch darauf geachtet, wirklich die schwarze Version zu bestellen. Klebekräftig und auf Dauer hochflexibel sollte wohl auch für Balgen und nicht nur für Taucheranzüge taugen. Irgendwann werde ich sie wohl noch ausprobieren. Eine Wirgin Auta 6x9 mit Radionar hatte sich beispielsweise schon als undicht erwiesen. Eines der nicht beeinträchtigten Bilder auf Fomapan 200 habe ich, nur zur Illustration, verkleinert angehängt (Mann, geben 6x9 Negative beim Epson V700 große Dateien!). Zum Mißtrauen der Nachbarschaft hier im Westerwalddorf habe ich mich mit ihr auf Stativ im Zentrum plaziert, Dokumentation des Zentrums nach dem Abriß eines der ältesten Gebäude, wo jetzt ein Appartmentblock hingekommen ist (daher die Kranspitze am oberen Rand...). Eine wunderschöne Beltica Kleinbildkamera mit Jena T wartet auf ihren ersten Einsatz und eine herrliche Original Zeiss Ikon mit Jena T 3.5/105 und Tempor 1-250stel Verschluß hat schon einen Film drin :) . Die ist allerdings in so schönem Zustand, daß ich keinen Grund habe, ihrem Balgen zu mißtrauen - nicht jedes Ost-Produkt ist so schlecht, wie die L...ückenpresse bis 1989 und später es hier darstellte.